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10 Jahre „Untrue“ (Podcast)

„I“™ve never been to a festival. Never been to a rave in a field. Never been to a big warehouse, never been to an illegal party, just clubs and playing tunes indoors or whatever. I heard about it, dreamed about it.“ So beschrieb Burial in einem 2007 erschienen Interview seine Beziehung zur britischen Clubmusik der 90er, die auf seinem zweiten Album so beharrlich als Referenz in Erscheinung trat. Im Gegensatz zum gerade abklingenden Postpunk-Gitarrenrock-Revival schien „Untrue“ jedoch nicht der Illusion erlegen zu sein, mit ein bisschen Charme und zeitgemäßer Produktion ließen sich die Geister einer fremden Vergangenheit schon zähmen, in diesem Fall also ein Rave reinszenieren, den man selbst nie erlebt hat.

Burials Musik zitiert im Gegensatz dazu nicht, sie wird heimgesucht. Musikalisch sind es Dub, 2-Step und UK-Garage, die hier jedoch kaum noch zum Tanzen animieren wollen, teils sogar vollkommen erstarren zu weichen Ambient-Stücken, durch die manipulierte Stimmen hallen. Beeindruckend ist „Untrue“ vor allem wegen dieser diffusen Stimmung, die das Album hinterlässt, nostalgisch, melancholisch, aber mit einem unklaren Referenzpunkt. Eigentlich ein konsequenter Schritt, die Platte mit einem Sample aus David Lynchs „Inland Empire“ zu eröffnen, der ja auch ständig Gefühle abbildet, ohne diese mit einer zusammenhängenden Geschichte oder klaren Auslösern belegen zu können.

Von diesem Punkt aus, den wohl niemand so gut eingefangen hat wie der britische Poptheoretiker Mark Fisher, habe ich mich mit Till zusammen auf pophistorische Spurensuche begeben um herauszufinden welche Geister es denn nun genau sind, die Burial so beharrlich heimsuchen, und wieso sie uns zehn Jahre später noch immer nicht in Ruhe lassen.

https://soundcloud.com/testspiel/10-jahre-untrue