Vier Bühnen, drei Tage: Das Maifeld Derby führt in diesem Jahr mal wieder ein dickes Programm mit sich, bei dem man leicht den Überblick verlieren kann. Dabei gibt es 2016 selten viele Perlen zu entdecken, die sich noch weiter erstrecken als in den Vorjahren. Neben gewohnter Indie-Pop/-Folk/-Rock-Kost tummeln sich auch Bluegrass, World und eine ordentliche Ladung elektronischer Musik auf dem Festival. Elf Schmuckstücke, die ihr euch in keinem Fall entgehen lassen solltet, haben wir hier für euch zusammengestellt, sortiert nach Position des Namens auf dem Plakat.
Search Yiu (Samstag, 14:20 Uhr)
Wer hätte gedacht, dass eine Herkunft aus Landau irgendwann mal genügt, um in den entsprechenden Kreisen ein leichtes Kribbeln auszulösen. Nach dem ebenfalls auftretenden Drangsal und den Derby-Sympathisanten Sizarr schickt sich nun mit Search Yiu ein weiterer Exil-Pfälzer an, die Ohren der Indie-Gemeinde für sich zu gewinnen. Mit Internetästhetik und Future R’n’B stimmen die Hype-Rahmenbedingungen, und tatsächlich: Sein sanftes Klackern entfaltet einen ganz eigenes, angenehm pelziges Aroma.
https://soundcloud.com/search-yiu/more-to-come
Vögel die Erde essen (Freitag, 19:15 Uhr)
Vögel die Erde essen liefern Musik, die den Hörer verdaut. Hibbelig schüttelt das Trio diverse Stile so lange, bis sie einen scharfkantigen Brei ergeben. Mal dehnt der sich der Länge nach, mal wirbelt er angestochen durch die Luft, das Publikum nie aus dem Auge verlierend. Ein perfekter Adrenalinschub zwischen den sonstigen sanften Streicheleinheiten des Programms.
Ogoya Nengo & The Dodo Women’s Group (Sonntag, 12:30 Uhr)
Der etwas aus dem Rahmen fallende, einstündige Auftritt am Sonntag Mittag ist ja schon zu einer kleinen Derby-Tradition geworden. In diesem Jahr bespielen Ogoya Nengo & The Dodo Women’s Group diesen Slot mit traditioneller kenianischer Protestmusik, die angenehm wenig nach Alibi-Ethno-Abiederung klingt.
Weaves (Freitag, 18:35 Uhr)
In der Musik von Weaves stecken eine Menge unterschiedlicher Dinge, doch ein Element zieht sich durch all ihre Songs hindurch: Energie. Egal, ob gerade in Richtung Rock eskaliert wird oder sich ein leichter Groove einschleicht, das Quartett aus Toronto scheint permanent unter Strom zu stehen und zu allem bereit.
https://www.youtube.com/watch?v=u54O_5miCRQ
Martin Kohlstedt (Freitag, 22:10 Uhr)
Nun wollen wir hier mal nicht so tun, als wären wir besonders gebildet und würden uns richtig gut mit Neo-Klassik auskennen; aber dieser Martin Kohlstedt, der hat schon ein Händchen für atmosphärische Musik. Dass auf dem Derby Platz für sowas ist, hat Lambert 2014 bewiesen. Wir freuen uns auf ein intensiv Fortsetzung dieses Erlebnisses.
Meute (Freitag, 00:50 Uhr)
Die Muster sind bekannt: Traditionelle Kapelle fertigt skurilles Cover an und geht viral. So weit, so langweilig. Doch hinter Meute steckt eben noch ein bisschen mehr: Die Art, in der sie Techno und Marschmusik zusammenpacken, legt die Frage nahe, wieso vorher noch niemand auf diesen hochgradig tanzbaren Bastard gekommen ist.
Spain (Sonntag, 18:10 Uhr)
Es ist ja immer toll, wenn man Bands neu für sich entdeckt und bemerkt, dass die schon eine ganz Weile unterwegs sind. Spain waren zwischenzeitlich aufgelöst, haben von L.A. aus aber dennoch recht beharrlich an ihrem traurig aus der Wäsche schauenden Indierock gearbeitet. Die Früchte ihres Erfolgs können in diesem Jahr in Mannheim gepflückt werden.
Pissed Jeans (Samstag, 00:20)
Auf dem Maifeld Derby setzt man ja gerne mal auf sensitive Musik, zu der es sich angenehm schwofen lässt – nicht umsonst heißt eine der Bühnen „Parcours d’Amours“. In diesem Jahr spielt eine Band namens Pissed Jeans auf eben jenem Festival und wird dafür sorgen, dass von Liebe und Harmonie nur Trümmer übrig bleiben. Kratzen, Beißen, Abholzen sind die Kernkompetenzen der Band.
Minor Victories (Samstag, 19:00 Uhr)
Vermutlich handelt es sich hierbei um die dickste Supergroup der Saison: Minor Victories vereint Mitglieder von Mogwai, den Editors und Slowdive in sich. Alles Bands, die ein bisschen elegisch sind, ein bisschen düster auch, sich jedoch in unterschiedlichen Rock-Sektoren aufhalten. Die Überkreuzung verspricht Großes, das Freitag erscheinende Debüt wird dann frisch auf die Bühne des Derbys gebracht.
https://www.youtube.com/watch?v=nkSNqDPCi3E
Battles (Sonntag, 17:20 Uhr)
Wer sich schon mal eine Battles Platte zu Gemüte geführt hat, der kennt sicherlich diesen Gedanken: Wie wollen die diesen wirren Scheiß auf die Bühne bringen? Licht ins Dunkel sollte ihr Auftritt am Sonntag auf der Fackelbühne bringen, der die Gehirnwindungen des Publikums am Ende des Wochenendes ein letztes Mal auf die Probe stellt. Wer vorher noch klar denken konnte, der sucht spätestens im Anschluss seine Synapsen.
Dinosaur Jr. (Sonntag, 19:30 Uhr)
Okay, ein Geheimtipp sind Dinosaur Jr. nun wirklich nicht, aber dennoch ohne Frage eines der unbestreitbaren Highlights des hochkarätigen Billings. Im August kommt die neue Platte, am Dienstag haben die Indie-Veteranen die aktuelle, klassisch-gute Single „Tiny“ bei Jools Holland vorgestellt. Sicherlich gibt es die dann auch am Sonntag mit jeder Menge kanonischem Material während ihres heimlichen Headlinerauftritts zu hören.