Nachdem Lemmy Kilmister und David Bowie gestorben sind, mag es so erscheinen, dass sämtliche Musiker-Legenden von uns gegangen sind. Nachdem nun die Trauerarbeit getan ist, möchten wir den Blick nach vorne richten und diejenigen feiern, die leben.
Deshalb listen wir hier (in loser Reihenfolge) Musiker auf, die bereits jetzt den Legendenstatus verdient haben:
1. Bob Dylan
Folk-Sänger, Verräter, Rockstar, Geschichtenerzähler, Christ, Säufer: Bob Dylan war alles schon mal, und zugleich nichts. Die mysteriöse Aura, die ihn umgibt, ruft seit Jahren regelmäßig Exegeten auf den Plan, die sich Dylanologen nennen. Mehr muss man zum Legendenstatus dieses Mannes kaum schreiben. SB
2. Debbie Harry
Gemeinsam mit Chris Stein mit dem sie 15 Jahre liiert war, ist Debbie Harry das Herzstück von Blondie. Hierzulande viel zu oft als Popsternchen abgetan, ist Harry eine Feministin mit Punk-Attitüde, was sie 2014 zuletzt unter Beweis stellte, als sie einen Auftritt bei den Winterspielen in Sotschi absagte. Grund waren die russischen Gesetzte bzgl. Homosexualität. JK
https://www.youtube.com/watch?v=1VFuHj9_Tgw
3. Morrissey
Rockstars gelten gerne als abgehoben, doch gegen den Sympathiefaktor von Morrissey kommen nur wenige Kollegen an. Erbittert kämpft er gegen Fleischesser, das Königshaus, Patriotismus, aber eben auch eine Reunion der Smiths. Und alleine dafür muss man ihm sehr dankbar sein. SB
4. Mick Jagger & Keith Richards
Während Mick Jagger als Ritter geadelt wurde und seine Freundschaft zu Andy Warhol pflegte, führte sein Rolling Stones-Bandkollege Keith Richards das, was man wohl ein selbst-zerstörerisches Leben nennt. Trotz massiven Drogenkonsums und schweren Krankheiten, sieht Richards immer noch topfit aus und konnte letztens seinen 73. Geburtstag feiern. Höhepunkt seiner Trivia-Liste ist sicherlich, dass er die Asche seines verstorbenen Vaters mit Kokain geschnupft haben soll. Jagger wurde derweil zum Ehrenpräsidenten der University of London ernannt und ist Namensgeber einer Flußpferd-Art. JK
5. Ozzy Osbourne
Mit Black Sabbath legte Ozzy Osbourne Anfang der 1970er Jahre einen kometenhaften Aufstieg hin. Doch Drogenprobleme bewirkten seinen Rauswurf, woraufhin er eine Solokarriere startete und den inoffiziellen Titel „Prince Of Darkness“ verliehen bekam. Beigetragen hat sicherlich die unrühmliche Szene, als Ozzy 1982 einer Fledermaus während eines Konzertes den Kopf abbiss.
Wer die bewegte Geschichte des englischen Arbeiterjungen sehen möchte, sei die hervorragende Doku God Bless Ozzy Osbourne ans Herz gelegt. JK
6. Kim Gordon
Kim Gordon steht hier, stellvertretend für die gesamte Band Sonic Youth, besonders deshalb weil sie als Bassistin eine große weibliche Vorbildrolle innehat und als Kuratorin und Malerin nicht nur als Musikerin, sondern als Künstlerin allgemein aktiv ist. Ihr immenser Einfluss auf Frauen in der Musikbranche und Popkultur darf nicht unterschätzt werden. JK
7. King Buzzo
King Buzzo ist Musiker durch und durch. Seit 1987 hat er mit den Melvins über 20 Releases rausgehauen und ist quasi dauerhaft auf Tour. Wenn seine Bandkollegen mal eine Pause brauchen, macht er einfach Solo weiter und hat auf diese Weise bereits jeden Winkel der Welt (mehrfach) bespielt. Ob er überhaupt ein Zuhause hat, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass er einer der einflussreichsten Rockmusiker der Welt ist und dass seine Lache ansteckenden Charakter hat. JK
Eine kleine Einführung und weitere Clips findet ihr hier.
8. Gene Simmons
Gene Simmons ist das berühmteste Mitglied von Kiss. Er wurde 1949 im israelischen Haifa als Chaim Witz geboren. Als er begann die Beatles zu hören, wuchs in ihm der Entschluss eine eigene Band zu gründen. Bei Kiss gilt er als Bandleader und treibende Kraft in dem erfolgreichen Merchandise. JK
9. Paul McCartney
Paul McCartney ist ein Beatle, was als Begründung für seinen Legendenstatus eigentlich schon ausreicht. Fit hält er sich mit einer (musikalisch mäßigen) Solokarriere und einer vegetarischen Ernährungsweise, die er so bereits seit den 70ern ausübt.
Besonders dankbar sind wir für den Song „Yesterday“, der schon seit Generationen Menschen mit Herzschmerz tröstet. JK
https://vimeo.com/11276797
10. Patti Smith
Natürlich darf die „Godmother of Punk“ Patti Smith in dieser Liste nicht fehlen. 1975 setzte sie mit dem Album „Horses“ neue Maßstäbe in der britischen Punkbewegung und ist bis heute aktive Musikerin und Autorin. In dem Buch „Just Kids“ beschreibt sie die bewegende Geschichte ihrer Jugendliebe mit Robert Mapplethorpe. Am 10. März 2016 erscheint mit „M Train“ die Fortsetzung, in der sie u.a. den Tod ihres Bruders im Jahre 1994 verarbeitet. JK
11. Iggy Pop
Niemand zappelt auch heute noch so schön auf der Bühne wie Iggy Pop. Stilecht mit Doppelfinger seit der Gründung der Stooges 1967. JK
12. Tom Waits
Exzentrik und Understatement gehen selten einher, doch Tom Waits ist ein seltenes Beispiel für diese Paarung. Spätestens ab Mitte der 80er wurden seine Platten zu einer abenteuerlichen Spielwiese zwischen Jazz, Blues, Rock und Avantgarde, die jedoch nie zum reinen Selbstzweck verkam. Bis heute ein kreativer Kopf im popkulturellen Treiben. SB
13. Robert Smith
Die traurige Seite der 80er verkörpert kaum jemand so gut wie Robert Smith, und das bis heute. Relevante Platten haben The Cure zwar schon länger nicht mehr veröffentlicht, doch spätestens wenn Smith dieses Jahr wieder mit ordentlich Kajal auf der Bühne steht und „In Between Days“ singt, ist dieser Fakt zu vernachlässigen. SB
14. Daniel Johnston
Daniel Johnston ist in dieser Liste der Musiker, der mit Abstand am wenigsten Platten verkauft hat. Doch trotzdem hat er seinen Platz hier redlich verdient. Denn mit seiner Kunst hat er andere einflussreiche Persönlichkeiten geprägt wie kein anderer.
Auf Kassettentapes mit selbstgezeichneten Illustrationen verschenkte er zunächst seine Songs und arbeitete als Tellerwäscher. Als MTV einen Beitrag über den schrägen Liedermacher bringt, wollen plötzlich alle mit ihm zusammen arbeiten: Sonic Youth, Dead Milkmen, Half Japanese… Kurt Cobain trägt sogar eines seiner Comicmotive als T-Shirt, doch die große Karriere bleibt verwährt. Nicht zuletzt wegen einer schweren schizoiden Erkrankung, die ihn immer wieder zurück wirft. JK
15. Phil Collins
Die Entwicklung von Phil Collins gehört zu den großen Kuriositäten der Popgeschichte. Jeder, der nach 1980 geboren ist, hatte wohl irgendwann in seinem Leben den Moment in dem er realisierte, dass der Typ, der „In The Air Tonight“ und „You Can’t Hurry Love“ gesungen hat, auch mal Schlagzeuger bei einer der prägendsten Progrockbands der Welt war. Den Spagat muss man erst mal schaffen. SB
https://www.youtube.com/watch?v=ylITtfio9Mg
16. Dave Grohl
Wenn man in einer legendären Band gespielt hat kann man verschiedene Wege wählen. Bei Nirvana haben alle drei Kernmitglieder unterschiedliche Entscheidungen getroffen: Während Kurt Cobain nach schweren Depressionen Selbstmord begangen hat, scheut Krist Novoselic meistens das Rampenlicht. Dave Grohl ging dagegen auf Frontalkurs und gründete mit den Foo Fighters eine der größten Rockbands der Jetztzeit. Damit hat er nicht nur viele Fans beglückt, sondern auch sein eigenes Denkmal gemeisselt. JK
17. Angus Young
Man kann viel Gemeines über AC/DC sagen, und gefühlt wird es mit jedem Album schwieriger, dieser Versuchung zu widerstehen. Doch dann sieht man Angus Young, wie er Show für Show in seine Schuljungenuniform schlüpft, und kommt nicht drumherum, seiner ikonischen, unnachgiebigen Darbietung Tribut zu zollen. SB
18. Kathleen Hanna
Kathleen Hanna ist, zusammen mit Dave Grohl, die jüngste Legende in unserer Liste. Mit gerade mal 48 Jahren könnte man argumentieren, dass man nun auch Thom Yorke, Josh Homme, Zach de la Rocha usw. hätte berücksichtigen müssen. Dass Hanna aber ein Posten zusteht und ihren Kollegen nicht, liegt zum einen natürlich daran, dass wir uns auf 20 Plätze verständigt haben – und zum anderen, dass Hanna als Riot Grrrl eine gesamte Szene angeführt hat. Ihre Band Le Tigre hat dabei den sonst recht stumpfen Punk auf ein anderes Level gehoben, indem sie andere Genres wie Trip Hop und Electro mit einfliessen liess. Der Riot-Aspekt wurde dabei aber nicht vernachlässigt, wie man an Hits wie „Deceptacon“ und „TKO“ unschwer erkennen kann. JK
19. Jimmy Page
Es ist das Schicksal von Jimmy Page, auf ewig der Gitarrist von Led Zeppelin zu sein. Der Schatten dieser Band ist einfach zu groß für eine Person, hat Pages Gitartrenspiel nicht zuletzt nachhaltig die gesamte Hardrockszene beeinflußt, wenn nicht gar erst geformt. Nun ja: Man könnte sich schlimmere Schicksale vorstellen. SB
20. Brian Wilson
Mit „Love & Mercy“ setzte man Brian Wilson im vergangenen Jahr ein filmisches Denkmal, das seinen zerrissenen Charakter nahezu perfekt einfing. Einerseits ist da der getriebene Künstler, andererseits der Kopf der netten Band aus Kalifornien, als die die Beach Boys zeitlebens vermarktet wurden. Wie so oft entsprang diesem Widerspruch große Kunst, die Wilson bis heute verwaltet. SB