Sie habe weniger hässliche Momente als erwartet, schrieb die Spex 1988 über Bob Dylans Scheibe „Down in the Groove“. Die Zeit wollte gar einen Aufwärtstrend erkannt haben. Ansonsten wurde Dylan für dieses Album medial geradezu geröstet: „Down in the Groove“ hatte keinen Groove, sondern nur Down. Dylan war 1988 endgültig in ein kreatives Loch gefallen, ideen- und ziellos. „Infidels“ von 1983 stellte noch ein solides bis gutes Album dar, mit der Altrockerpose auf „Empire Burlesque“ konnten dann die meisten schon nichts mehr anfangen, „Knocked Out Loaded“ klang anschließend tatsächlich nach Knock-Out und auf „Down in the Groove“ lag Dylan endgültig am Boden.
Das alles wäre nicht sonderlich erwähnenswert, wenn es sich bei Dylan nicht seit fast 60 Jahren um einen der wichtigsten Songwriter und Popgestalter handeln würde. Wie konnte es passieren, dass der Autor von Songs wie „Hurricane“, „The Times They Are A Changin'“, „Like A Rolling Stone“ oder „Tangled Up In Blue“ dermaßen belanglose und zusammenhangslose Musik auf einem Album versammelt? Und dabei zusätzlich ein Personal an Mitmusikern verschleudert – von Mark Knopfler und Eric Clapton zu Paul Simonon von The Clash, Steve Jones von den Sex Pistols oder Jerry Garcia von The Grateful Dead -, ohne dass dieses einen ernsthaften Wiedererkennungswert hinterlässt?
Bob Dylans „Down in the Groove“ ist wohl tatsächlich sein schlechtestes Album. Aber es ist für den Mythos Dylan eins der Wichtigsten, denn es markiert auch eine Wende. 1988 beginnt die Never Ending-Tour, Dylan rappelt sich auf und steigert sich wieder, bis er sich mit „Time Ouf Of Mind“ neun Jahre später ein grammydekoriertes Denkmal im Spätwerk setzt. The night is darkest before the dawn, Dylans „Down in the Groove“ also womöglich kein gutes, aber ein notwendiges Album. Grund genug also, es auf unserem Jubliäumstisch zu sezieren. (Till)
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