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Album der Woche: Bilderbuch – Magic Life (Kritik)

Mit „Schick Schock“ emanzipierten sie sich vom Indie-Rock. Mit ihrem neuen Album „Magic Life“ emanzipieren sich Bilderbuch von der Austropop-Renaissance-Welle und demonstrieren, dass sie einzig und allein sich und ihrer Kunst verpflichtet sind.

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Das hatte es so seit den Achtzigern nicht mehr gegeben: 2014/15 sind Bands aus Österreich, allen voran Wanda und Bilderbuch und deren radiotauglichen Hits im feinsten Wienerisch der heiße Scheiß im deutschsprachigen Pop. Dankbar nehmen sich Musikjournalisten und Feuilletonisten der Austropop-Renaissance an, um sich beim Hören alter Falco-Scheiben daran abzuarbeiten. Während sich Wanda seither in ewiger Wiederholung üben und nach zwei Studioalben mit der Veröffentlichung einer Live-Platte noch ein paar schnelle Euro mitnehmen wollen, spielen Bilderbuch lieber mit neuen Ideen, Sounds und einem kreativen Umgang mit der deutschen Sprache.

Klar, die Erwartungshaltung an Bilderbuch ist nach „Schick Schock“ enorm hoch. „Peitsch mich, Baby, ich brauch Hits“ heißt es dann auch im Refrain von „I ♥ Stress“, dem nach „Sweetlove“ zweiten vorab veröffentlichten Song von Magic Life. Beide Songs haben wenig mit den Hits in Maschin-Manier gemeinsam. Während der Autotune-Gesang von Sänger Maurice bei „Sweetlove“ lediglich von einer soulig-bluesigen Gitarre begleitet wird, lebt „I ♥ Stress“ von einem subtilen Groove der sich repetitive durch den Song zieht. Betreiben von Erwartungsmanagement sagt man wohl dazu und auch wenn es den Fans vielleicht nicht schmecken mag: „Magic Life“ ist kein „Schick Schock 2.0″.

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Erst mit „Bungalow“ hauen Bilderbuch Anfang des Jahres dann doch einen richtigen Knaller unters Volk und das noch junge Jahr 2017 feiert seinen ersten Hit. „Bungalow“ ist eindeutig der dominanteste Song auf „Magic Life“ und das prägnanteste Beispiel wie es Maurice Ernst immer wieder gelingt der harten deutschen Sprache eine ungeahnte Swaggyness abzuringen. Zum einen ist da die abgehackte Betonung bei Wörtern wie „Akku“ oder „Lader“, die dadurch zu einer eigene Melodie werden. Zum anderen mogelt Ernst immer wieder englische Wörter in seine Lyrics. Den Rest besorgt das Autotune. „Magic Life“ ist voll von diesen gewitzten Spielereien, die man erst mit genauem Hinhören versteht und auf charmante Art und Weise die Aufmerksamkeit des Hörers einfordern.

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Noch mehr als bei „Schick Schock“ ist „Magic Life“ ein wilder Potpourri aus musikalischen Einflüssen, aus denen Bilderbuch ihre Songs schmieden. Zu Prince, Kanye West und R“˜n“™B gesellen sich Reggae, Trap bei „Erzähl Deinen Mädels Ich Bin Wieder In Der Stadt“ oder trashiger Electro Funk wie bei „Superfunkypartytime“. Das Album mag dadurch soundmäßig weniger in sich geschlossen wirken, ist dafür jedoch umso abwechslungsreicher und ein würdiger Nachfolger zu „Schick Schock“ geworden. An was sollte man eine Band wie Bilderbuch, die in ihrer ganz eigenen Liga spielt, auch sonst messen.

„Magic Life“ erscheint am 17.02. bei Maschin Records auf Platte, CD und digital.

„Magic Life“ Albumstream

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