Schlechte Nachricht: Halbierte Doppel-Konzept-Alben gehen selten gut aus. Gute Nachricht: Den ersten Teilen merkt man diese Schwäche selten an, und mehr hat uns vorerst nicht zu interessieren, wenn wir über die aktuelle Moon Duo sprechen, die – Kenner der Materie und schlaue Füchse haben es wohl gleichermaßen erraten – lediglich der erste Teil eines noch zu vollendenden Konzept-Doppels ist. Nach dreierlei Expeditionen in die Nebelschwaden der Popgeschichte wagen Ripley Johnson und Sanae Yamada nun also den Flirt mit dem Okkulten und Esoterischen. „Occult Architecture Vol.1“ soll sich dabei tendziell der finsteren Seite dieses Hokus Pokus widmen: Eine Aussage, die man nicht allzu ernst nehmen sollte, zudem ohnehin erst verifizieren kann, wenn mit Teil 2 eine (vermeintlich sonnigere) Vergleichsgröße vorliegt.
Festhalten lässt sich hingegen bereits zum jetzigen Zeitpunkt, dass Moon Duo sich hier mit erstaunlich freidrehender Stilsicherheit ins Jenseits spielen. Möglicherweise lässt sich der konzise Entwurf auf den thematischen Überbau schieben, doch im Grunde ist es gerade die Abwesenheit eines durchschaubaren Konzepts, die den Hörer unweigerlich fesselt. Natürlich, die Drums treiben stoisch wie eh und je, werden der Tradition folgend in psychedelische Gitarrenglasur getaucht, um in ihrer Härte beim Zuhören nicht ganz so sehr zu schmerzen, doch die dabei entstehenden Strukturen sind derart labyrinthisch, dass es ohnehin kein Entkommen gibt. Selbst das, was in einer anderen Machart vielleicht an einen Hit erinnern würde, stiftet hier vor allem wohlige Unruhe.
„Cold Fear“ wird etwa bei all seinem freundlichen Gegroove und der netten Melodie noch unerbittlich von einem eiskalten Billo-Preset-Beat erdrosselt und in ein Meer sägender Gitarren geworfen. Poppiger wird es nur noch bei „Will Of The Devil“, innerhalb dessen der Synthesizer tonangebend agiert, ohne der Sache dabei jedoch eine gewisse Düsternis zu rauben. Statt sich mit Stimmungsfragen aufzuhalten, spielen Moon Duo gekonnt ihre Stärken aus, verschachteln einzelne Klänge ineinander, lassen Riffs in hermetischen Klangräumen ausbluten und hebeln damit gekonnt jegliches Zeitgefühl aus. Alle Songs scheinen sich zugleich endlos zu ziehen und einfach zu verpuffen, was auch dem generellen Ansatz zu verdanken ist.
Tand wie konventionelle Soli oder Refrains fallen in der Regel unter den Tisch, was zählt, ist das Gesamtergebnis. Grandios wird die Sache ja nämlich gerade erst im Verbund mit Stücken wie dem unbeirrbaren „Cross-Town Fade“, das den Eindruck vermittelt, die Beteiligten würden ganz einfach ziellos herumtreiben, in 70 Jahren Rockgeschichte ebenso wie dem Äther an sich. Hier ist man versucht, die Geschichten rund um das Album auszupacken, von gottverlassenen Sessions im Norden der USA und Aleister Crowley Büchern im Handgepäck zu erzählen, doch diese selbstgemachten Mythen werden Moon Duo im Grunde nicht gerecht. Gerade weil Johnson und Yamada so selbstvergessen agieren und sich dabei gerade selbst mit ihrem Rock genügen, hört man ihnen so gerne zu. Kraut, Psych, Garage, lässiger Sonic-Youth-Indie-Rock, alles ist da. Wer braucht da im Grunde noch einen zweiten Teil?
„Occult Architecture Vol. 1“ erscheint am 03.02. via Sacred Bones auf Platte, CD und digital.