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Album der Woche: Sleaford Mods – English Tapas (Kritik)

Seit nunmehr 10 Jahren kommentiert Sleaford Mods MC Jason Williamson seinen Frust auf die gesellschaftlichen Missstände in Form von wütenden Rants – vorgetragen im rotzigen East-Midlands-Dialekt seiner Heimatstadt Nottingham. Seit 2012 steuert sein Partner Andrew Fearn die typischen minimalen Electro-Post-Punk Beats bei, mit denen ein breites Publikum den Sound der Sleaford Mods spätestens seit ihrem 2015er Album „Key Markets“ verbindet. Obwohl sich Williamson in seinen Texten stark mit den Problemen einer Heimat England beschäftigt, ist es dem Duo über die Route Belgien-Deutschland-Frankreich in den letzten Jahren gelungen eine solide Fanbasis auf dem Kontinent aufzubauen. Ein ungewöhnliches Szenario für eine Band, deren Mitglieder die 40 bereits längst überschritten haben und jahrelang nicht mal in ihrer Heimatstadt wirklich beachtet wurde.

Nach dem Achtungserfolg von „Key Markets“ erscheint das neue Album „English Tapas“ nun bei der Königin unter den Indie-Plattenfirmen Rough Trade, was Sleaford Mods jedoch in keinster Weise daran hindert ihr Ding wie gehabt durchzuziehen. Nachwievor rechnet Williamson in seinen Rants mit bissigem Humor und seinem überdurchschnittlich großen Repertoire an Fluchwörtern mit den sozialen Ungerechtigkeiten Englands („Cuddly“), nervenden Social-Media-Trollen („Just Like We Do“) oder job-vernichtenden Millardären („B.H.S.“) ab. Anders als bei den Vorgänger-Alben probiert sich Williamson bei Tracks wie „Time Sands“ oder „I Feel So Wrong“ an gesungenen Parts, wo er durchaus sehr limitiert ist, was aber den rohen Charme des Sleaford Mods gut ergänzt.

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Mit dem Opener „Army Nights“ lässt Beatbastler Andrew Fearn die Sleaford-Mods-Groove-Maschine vom ersten Takt an von der Leine, die in gewohnt minimalistisch-repetitiver Manier durch die Tracks rumpelt. Auch wenn die Beats mitunter etwas ausgereifter und durchdachter wirken als früher, haben sie nichts von ihrem rauen Charme verloren. Mit kleinen Effekten wie einem Grillenzirpen („Time Sands“) oder einzelnen, auf dem Synthie gespielten Tönen („Cuddly“) setzt Fearn feine Spitzen, welche die Grundästhetik aus rollenden Drumbeats und treibenden Basslines gekonnt ergänzen und den Beats den letzten Feinschliff verleihen.

Im Vergleich zu dem Pubbesitzer, der mit seinem fraglichen kulinarischen Angebot („Half a scotch egg, cup of chips, pickle and a mini pork pie.“) die Inspiration zum Albumtitel „English Tapas“ lieferte, servieren uns Sleaford Mods ein bestens abgeschmecktes Album auf dem sie ihren Sound in kleinen Evolutionsschritten weiterentwickelt haben und bei dessen Hören der Bierdurst wie von selbst über einen kommt.

„English Tapas“ erscheint am 3.3.2017 bei Rough Trade.

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