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Im Interview: Antilopen Gang

Antilopen Gang (Foto: Marc Ehrich)

Wir treffen die Antilopen Gang Ende Dezember vor ihrem ausverkauften Konzert im Hamburger Hafenklang. Wir sprechen natürlich über die letzte „Wetten, dass..?“ Sendung, die am Vorabend lief, Ken Jebsen, Campino, Band Aid und Ebola. Viel wichtiger ist jedoch, was Panik Panzer, Danger Dan und Koljah über nationalistische Thesen im deutschen Hip Hop sowie über ihr verstorbenes Bandmitglied Jakob (NMZS)  zu sagen haben.

„Wir hätten „Wetten, dass..?“ retten können. Aber uns fragt ja keiner.“

Marc: Gestern wart ihr in Bremen.

Alle: Genau.

Wie war’s?

Panik Panzer: Heiß, sehr heiß.
Danger Dan: Der Schweiß tropfte von der Decke.
Panik Panzer: Ja, tatsächlich. Es war so ein richtiges schwitziges, heißes, wildes Konzert. Und richtig gut irgendwie. Als wir 2011 auf Tour waren, als wir das alles noch sehr selbst organisiert haben, da war Bremen mein absolutes Lieblingskonzert, es war richtig, richtig super. Und ich fand es gestern auch wieder saugut. Ich kann jetzt noch nicht sagen, ob es mein Lieblingskonzert war, weil wir haben ja noch nicht alle durch. Aber es war sehr gut.

Wenn man an so einem Tag wie gestern in Bremen auftritt und weiß, dass es „Wetten, dass..?“ nicht mehr geben wird, weil es die letzte Show war. Wie kommt man da als Künstler mit klar, wenn man weiß, dass man da nie auftreten wird?

Panik Panzer: Also ich weiß, dass es für viele Rapper, ein Traum gewesen wäre, dort mal aufzutreten.
Danger Dan: Ich glaube, bei uns ist das ein bisschen anders. Wir hatten uns eher als Kandidaten gesehen, „Wetten, dass..?“ zu moderieren. Es gab die große Diskussion, wer das übernehmen soll. Ich glaube, hätte die Antilopen Gang „Wetten, dass..?“ übernommen, dann wäre das nie vor die Wand gefahren worden, dann wäre das gestern auch nicht die letzte Sendung gewesen.
Koljah: Finde ich auch.
Danger Dan: Ja, das glaube ich tatsächlich auch.
Panik Panzer: Wir hätten „Wetten, dass..?“ retten können. Aber uns fragt ja keiner.

Marc: Die Ironie hat gefehlt in der Sendung?

Danger Dan: Am Ende hat scheinbar alles gefehlt. Also wir haben es tatsächlich nicht gesehen, aber mit Staunen schielte ich über die Schulter von Koljah in sein Handy, als er die Taz dazu gelesen hat heute. Da hat ja vorne und hinten nichts geklappt. Es zum Beispiel einen Moment gegeben haben, wo der arme Herr (Samuel Koch – A. d. R.), der sich in einer Sendung verletzt hat und seitdem im Rollstuhl sitzt, da war, und Markus Lanz meinte: „Jetzt stehen die Leute auf und-“ (Gelächter.) Das ist halt so ein hartes Fettnäpfchen, das wäre eigentlich Grund genug, diese Sendung auf jeden Fall nicht nur aus dem Programm zu nehmen, sondern auch wirklich die alten Tapes alle zu verbrennen.

Der Spiegel hatte nur geschrieben: „Es war wie eine Beerdigung, bei der alle versuchten, fröhlich zu sein.“ (Gelächter.) extra 3 hatte auch eine Traueranzeige geschaltet.

Koljah: Ich bekam echt Mitleid mit Markus Lanz, ich mag den Typen eigentlich, aber-
Panik Panzer: Ja, ich wollte es gerade sagen, ich wollte mich gerade mit Markus Lanz solidarisieren, (Koljah: Ja, das ist so krass.) weil der wird so hart, der kriegt so über Kopf. Vor allem, keiner mag ihn. Ich kenne niemanden, der Markus Lanz gut findet.

„Aber an Verschwörungstheorien ist ja immer was dran. Zum Beispiel Reptilienmenschen.“

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Marc: Was ist aus der Sache mit Ken Jebsen geworden?

Koljah: Man kann da gerade noch nicht so viel zu sagen. Also möglicherweise kann man da demnächst was zu sagen, aber bis jetzt ist der Stand einfach, er will uns abmahnen, weil er sich verunglimpft sieht. Und jetzt ist da irgendwie Anwalt-Business hinter den Kulissen am Laufen. Mehr können wir an der Stelle leider noch nicht dazu sagen.
Danger Dan: Ich traue mich eine Prognose. Ich glaube, der führt einfach in seiner Tradition das fort, was er immer tut. Er wird sich halt stark blamieren.

Marc: Was haltet ihr denn von dieser Theorie: In dieser Kanzlei arbeitet eine Frau Dr. Angelika Strittmatter.
Danger Dan: Das ist uns alles zugespielt worden. Es gibt die Theorie oder es gibt das Gerücht, geht um, dass die beiden eine Beziehung führen.
Koljah: Das hättest du jetzt lieber ihn mal sagen lassen sollen. Aber ob das stimmt, wissen wir nicht.
Danger Dan: Das ist uns auch zugespielt worden, die Informationen, von mehreren Seiten. Ob das stimmt, weiß keiner. Das ist erstmal eine Theorie.

Marc: Nehmen wir mal an, die beiden würden eine Beziehung führen und Ken Jebsen, hätte mit Kanzleipapier den Brief selber geschrieben und deswegen ist der auch so, wie er jetzt ist, nämlich voller Rechtschreibfehler. Das wäre schon lustig, oder?

Danger Dan: Das wäre ganz lustig.

Marc: Wenn es so wäre, aber es ist nur eine Verschwörungstheorie.

Panik Panzer: Aber an Verschwörungstheorien ist ja immer was dran. Zum Beispiel Reptilienmenschen. Ich muss auch eben mal eine Lanze brechen für Chemtrails, ich habe lange gedacht, das wäre Unsinn. (Gelächter.) Aber ich habe auf der Tour viel den Himmel beobachtet. Und denke doch, dass an der Chemtrail-Theorie durchaus was dran ist. Und fühle mich auch zunehmend vergiftet, je mehr ich das beobachte. Ja.

Inzwischen hat sich die Angelenheit Ken Jebsen vs. Antilopen Gang übrigens erledigt. Ken Jebsen hat seine Abmahnung zurückgenommen.

Marc: Deswegen Deine fehlende Stimme wahrscheinlich auch. (Panik Panzer hat kaum noch Stimme beim Interview. – A. d. R.)

Panik Panzer: Ja. Ich glaube nämlich auch, dass da irgendwie vielleicht gerade versucht wird, uns einen Strich durch die Rechnung zu machen mit der Tour, dass die versuchen, uns mundtot zu machen irgendwie.
Danger Dan: Ich bin auch nicht souverän, muss ich sagen. Ich habe nie einen Friedensvertrag unterschrieben. Deswegen gibt es mich gar nicht.

Marc: Das Problem teile ich. Das ist ein Problem dieses Landes.

Danger Dan: Ich habe ein Problem mit meiner Souveränität.

Die Antilopen Gang über deutschen Hip Hop und nationalistische Thesen im deutschen Hip-Hop

Marc: Ihr sagt: „Deutsch-Rap muss sterben, damit wir leben können.“ Was stört euch am deutschen Hip Hop am meisten?

Koljah: Also an dem Begriff „Deutsch-Rap“ stört mich auf jeden Fall am meisten das „Deutsch“, weil ich es blöd finde, vor einer Musikrichtung das Wort „Deutsch“ zu stellen und das dann zu so einer nationalen Sache zu machen. Das ist erstmal so eine Begrifflichkeit. „Was stört euch an der Hip-Hop-Szene in Deutschland am meisten?“ Ich weiß es nicht, vielleicht hat, kann ja jetzt einer von euch da irgendwas zu sagen.
Danger Dan: (Gelächter.) Ich kann da, wenn ich jetzt darf, (Koljah: Ja, ja, hau raus.) alles, was mich an der Hip-Hop-Szene in Deutschland stört, sind eigentlich keine Probleme, die in der Hip-Hop-Szene verankert sind. Also dass die Hip-Hop-Szene so angelegt ist, also dass sie am Ende zwangsläufig irgendwie sexistisch, homophob oder irgendwie scheiße sein müsste. Das sind, glaube ich, eher Probleme, die mich insgesamt stören und auch an Deutschland stören und an der ganzen Gesellschaft stören, aber das lässt sich natürlich auch immer wieder im Hip Hop wieder finden. Und ich muss sagen, da wird das so offen zur Schau getragen, dass mich das auf jeden Fall stört.

Marc: Fühlt ihr euch überhaupt irgendeiner Szene wie der Hip-Hop- oder der Punk-Szene zugehörig? Oder ist das Wort „Szene“ sowieso bekloppt?

Danger Dan: Weder der Hip-Hop- noch der Punk-Szene, sondern innerhalb der Pop-Szene gibt es verschiedene Szenen, und da gibt es auch irgendwie eine Gang, mit denen wir auf jeden Fall d’accord gehen. Da haben wir einfach Freunde und wir haben gemeinsame Fans, und da entsteht auch so eine kleine Szene vielleicht gerade um uns herum. Aber von Fatoni bis Farid Bang ist es ein weiter Weg. Und dazwischen findet auch megaviel statt. Und da ist es schwer von einer Szene zu reden.
Koljah: Was du jetzt beschreibst, ist auch eher eine Clique oder ein Freundeskreis. Ich fühle mich eigentlich keiner Szene zugehörig. Ist schon schwierig genug, sich der Antilopen Gang zugehörig zu fühlen. Wir führen intern zu dritt schon immer so viele Debatten und Meinungsverschiedenheiten. Das ist anstrengend genug, aber natürlich finden wir in der Rap-Szene statt. Man kann sich nicht davon frei machen, nur weil man sich vielleicht nicht zugehörig fühlt oder Sachen kritisch sieht, ist man trotzdem auch ein Teil davon. Und das ist in Abstrichen vielleicht auch in der Punk-Szene immer mehr so, dass wir da irgendwie eine Rolle spielen und sich Leute dafür interessieren.

Marc: Rapper wie Fler sind in der Vergangenheit öfter mal mit nationalistischen Thesen aufgefallen. Wie seht ihr das? Ist das eine Tendenz oder ist das halt einer dieser Rapper am rechten Rand der Szene?

Koljah: Ich glaube schon, dass in der Rap-Szene in Deutschland früher Nationalität weniger eine Rolle gespielt hat halt als heute. Früher war man halt Hip-Hopper und da waren dann diese Klischees von dieser Jugendzentrum-Szene, wo Kids aller Nationalitäten zusammen Hip-Hop sind. Ich meine aber schon zu beobachten, dass Nationalität immer mehr eine Rolle spielt. Wenn jetzt ein Fler sich auf Deutschland und Deutschnationalismus bezieht, ist das bei ihm auch eine Reaktion darauf, dass es viele migrantische Rapper gibt, die sehr offen einen Nationalismus zur Schau stellen und er dann vielleicht in seiner Szene, in seinem Viertel irgendwie in Berlin sieht, okay, da sind die stolzen Türken und da sind irgendwie die Bosnier oder was auch immer und die Araber und ich bin halt der Deutsche. Und so entsteht so was. Ich glaube, das gab es früher in der Form nicht so stark, zumindest wurde es nicht so nach außen getragen, dass das so im Rap so rüberkam.
Danger Dan: Ich habe Freunde, die gerade eine Broschüre über Deutschnationalismus schreiben, der tatsächlich gerade in der Hip-Hop-Szene stattfinden darf. Und das ist manchmal irgendwie Dummheit und manchmal, glaube ich, auch böswillig. Es gibt ja Nazirapper, also tatsächlich Leute, die in der Neonazi-Szene verankert sind und Hip-Hop-Musik machen. Und dann gibt es halt noch mal eine ganz andere Perspektive, irgendwie aus einer migrantischen Perspektive, wo die Leute sagen: „Hey, ich bin deutsch“, dann hat das noch mal einen ganz anderen anderen Background, als wenn Fler das macht. Aber ich glaube, dass Fler auf einem Frei.Wild-Festival gar nicht so falsch aufgehoben wäre.
Koljah: Das stimmt. Das ist ein wichtiger Punkt, der gerade vielleicht einfach falsch rüber kam. Es ist natürlich ein Unterschied, wenn jemand mit einer anderen Nationalität in Deutschland sagt: „Ich muss mich jetzt irgendwie zu meiner Nation bekennen“, wie bescheuert das auch immer ist, oder wenn ein Deutscher wie Fler in Deutschland Deutschnationalismus auspackt. Er selbst würde das nicht verstehen, weil er sich dann subjektiv vielleicht als Minderheit fühlt, irgendwie, wo auch immer der herkommt in Berlin, aber klar bedient er damit Mehrheitsgesellschaft und auch einen Rassismus von der Mehrheitsgesellschaft.
Danger Dan: Und wenn ein Eko Fresh ein Lied über die Bombenanschläge in der Keupstraße macht (Gemeint ist das Nagelbomben-Attentat in Köln.  – A. d. R.) und sagt: „Ey Leute, ich bin Deutscher“, und macht da irgendwo mit einer Deutschlandflagge rum, dann ist das was komplett anderes. Das nicht dieser komische Nationalismus, den ich so gruselig finde.
Koljah: Es gab ja immer diese Diskussion um Samy Deluxe, der hatte dieses Lied: „Dis wo ich herkomm“, ein furchtbares Lied, keine Frage, aber nichtsdestotrotz ist das, was er da auf so eine etwas naive Art versucht, einmal den Nationalbegriff oder dieses „Nationalismus“ zu erweitern. Und er als Schwarzer sagt dann: „Ich bin auch Deutscher.“ Und in dem Video („Dis wo ich herkomm.“ – A. d. R.) zeigen sie dann verschiedenste Leute, die diesen klassischen völkischen deutschen Rassisten, die so diesen klassischen Deutschnationalismus pflegen, richtig auf den Sack gehen werden, dass sich ein Samy Deluxe hinstellt und sagt: „Das ist alles deutsch und das ist, wo ich herkam.“ Dafür macht dann Samy Deluxe so was: „Öh, das ist jetzt so lange her mit Hitler, wir müssen jetzt anfangen, wieder stolzer zu sein.“

Marc: Das waren genau die Zeilen, die nicht alle verstanden haben.

Koljah: Klar. Das ist auch bescheuert, aber alle sind darauf rumgeritten, das ist indiskutabel. Diese Intention ist bisschen wie bei einem Eko. Das ist halt so gutgläubiger Blödsinn, aber bei Fler hat das schon eine aggressive Komponente, wie man letztens mit seinem Streit mit Farid Bang wieder gesehen hat. Da hat er zu ihm gesagt: „Du bist hier nur zu Gast.“

Marc: Viele andere deutsche Rapper wie Casper oder Ahzumjot setzen sich eigentlich die ganze Zeit mehr oder weniger mit sich selbst auseinander. Bei euch habe ich ein bisschen das Gefühl, das ihr mit euren Texten dagegen steuert. Ist das bewusst?

Danger Dan: Das Album ist auch eine starke Auseinandersetzung mit uns selbst. Nur irgendwie trennen wir das dann nicht so. Und das hat dann auch immer mit der Gesellschaft, in der wir sind, zu tun. Aber klar, wir machen vielleicht nicht nur dieses typische selbsttherapeutische, selbstmitleidige Zeug, machen wir manchmal auch, aber nicht nur. Es ist aber nicht so, dass wir da jetzt bewusst ein Gegengewicht machen wollen. Das Casper-Album ist eins der wenigen deutschen Rap-Alben, auf das wir uns einigen können. Das finden wir auch cool. Aber das ist auch nicht so die Herangehensweise, mit der wir dann so ein Album machen, dass wir sagen: „Das ist so, wir wollen das anders machen und wir versuchen jetzt mal den und den Plan irgendwie durchzuziehen“, sondern das entsteht dann eher so ein bisschen intuitiver, würde ich sagen.

„Campino ist cool, wir werden alles rechtfertigen, was er macht.“

Marc: Ihr schießt in „Ibiza“ gegen Jan Delay, aber ihr habt bei Campino unterschrieben. Wie passt das zusammen?

Panik Panzer: Campino ist cool, wir werden alles rechtfertigen, was er macht.

Marc: Okay. (Gelächter.) Das ist ein guter Übergang. Wir haben uns nämlich gefragt, ob euch Ebola eigentlich egal ist.

Panik Panzer: Na, egal nicht.

Marc: Oder warum habt ihr bei Band Aid 30 Deutschland nicht mitgemacht?

Danger Dan: Ey, wir sind nicht bekannt genug. Wir sind nicht gefragt worden. Sonst hätten wir das eventuell gemacht. Wahrscheinlich aber nicht. Ich muss aber sagen, dass mich ein Freund angerufen hat, der bei „Ärzte ohne Grenzen“ in Nigeria arbeitet. Und der noch mal eine andere Perspektive auf die Katastrophe hat, da er auch Leute in den Krankenhäusern kennt, die alle reihenweise gestorben sind. Und da Leute verloren hat. Dieser Freund fragte mich, ob er mal die Nummer von dem Hosen-Manager haben könnte, weil er den anrufen und sich bedanken wollte. Also es gibt tatsächlich neben dem ganzen Shitstorm, der auch so einen bisschen merkwürdigen Beigeschmack hat, weil wenn man Leuten so Gutmenschentum vorwirft, ist die Argumentation ein bisschen flach. Also ich glaube, es gibt bessere Möglichkeiten wie: „Das Lied zum Beispiel ist scheiße“, da könnte man drüber reden. Aber gegen dieses Gutmenschentum ist merkwürdig so, ja.
Marc: Das Lied war ja auch schon immer scheiße.
Panik Panzer: Das hat Campino auch gesagt, das Lied ist scheiße, ist egal, kauft euch das. Darum geht’s nicht.
Danger Dan: Mein Freund rief an und wollte die Nummer haben und wollte sich mal persönlich bedanken. Von daher finde das alles gar nicht so schlimm. Aber wurden nicht gefragt. Und vielleicht hätten wir sogar aus Coolnessgründen abgesagt, wer weiß. Aber ein Feature mit Peter Maffay würde ich sofort machen wahrscheinlich. (Gelächter.)
Malte: Nachvollziehbar, ja.
Panik Panzer: Ich glaube, das hat noch kein deutscher Rapper. Oder gab’s das? Eko oder Bushido, wenn, dann war es einer von den beiden.
Marc: Es gab Sido mit Westernhagen.
Panik Panzer: Ja genau. Es gab eh schon vieles. Es gab Karel Gott, es gab Westernhagen, es-
Danger Dan: Für uns bleibt ja keiner mehr übrig. Dann nehmen wir halt Otto Waalkes. Würde ich sofort machen.
Panik Panzer: Ey Otto Waalkes ist wirklich cool, wäre für mich ein Traum. Aber nicht ein Feature, sondern dass er einen Skit oder ein Interlude spricht oder das Intro vom Album von Otto, das wäre geil.

„Für Jakob“

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Marc: Ihr thematisiert auf „Aversion“ auch den Selbstmord von eurem Bandmitglied Jakob. Wir glauben, dass es nie so offensiv ist, dass man sich irgendwie unangenehm berührt fühlt, aber es bleibt unserer Meinung halt irgendwie abstrakt. Habt ihr euch bewusst dazu entschieden, diesen Mittelweg entschieden?

Koljah: Nee. Das ist ja alles irgendwie passiert, wie es passiert ist, als wir das Album geschrieben haben. Wir haben uns jetzt nicht überlegt, wie stark wird das Thema präsent sein auf dem Album? Also natürlich in dem Sinne, dass man sich entscheidet, man nimmt den und den Song und weiß, da ist eine Referenz oder da wird das irgendwie behandelt, aber wir haben jetzt nicht irgendwie uns genauestens überlegt, wie sieht unser Umgang damit auf dem Album aus, sondern es ist halt so rausgekommen, wie es aus uns rausgekommen ist beim Schreiben.
Danger Dan: Also mir fallen noch ein, zwei Momente ein, wo wir tatsächlich irgendwie gesagt haben, okay Leute, wir setzen uns jeden Tag damit auseinander und entwickeln dann irgendwie einen Umgang damit. Und es, aber das geht nicht allen so, die das auch hören. Das sind, ich glaube, zwei, drei Stellen, (Koljah: Ja, stimmt.) irgendwie allerdings, bevor wir sie aufgenommen haben. Wir haben uns nur die Texte gezeigt, und irgendwann gab es mal so Einsprüche, so: „Hey, okay Leute, das ist zu krass.“ Also zu direkt vielleicht oder so. Dadurch, dass wir uns von dem Tag, von seinem Todestag an bis heute jeden Tag uns damit auseinandersetzen konnten. Es gibt aber auch Leute, die hören dann die Platte und sie haben nicht diesen Prozess mitgemacht, den wir gemacht haben. Aber ich sehe das ähnlich wie ihr. Wenn ich die Platte jetzt höre, dann höre ich das auch, dass eigentlich fast überall wie ein roter Faden in jedem Lied irgendwo auch diese existenziellen Themen, diese Themenwahl, alles Mögliche, was immer wieder kommt, dass es ganz klar für mich auch in Verbindung steht mit diesem, mit seinem Tod und das für uns mit Sicherheit auch ein Stück Trauerarbeit war. Aber wir haben das nie so angelegt.
Koljah: Ich glaube, das passt auch zu dem, was ich eben gesagt habe, dass das Album, auch wenn es vielleicht um so gesellschaftliche Themen geht, auch eine Auseinandersetzung mit uns selbst ist und wir das dann vielleicht auf andere Sachen beziehen. Wir sind konfrontiert damit, dass unser bester Freund sich umbringt, das passiert Anfang des Jahres 2013. Ende des gleichen Jahres fangen wir an Alben zu machen. Klar, das schwingt mit. Und wenn dann in einem Lied so allgemein übers Leben, es gibt dann so ein Lied, da kommt die Zeile: „Das Leben ist so geil, sich zu schämen.“ Und das ist dann auch eine Reaktion darauf. Wir sind da vielleicht auch nicht immer so stehen geblieben bei dieser individuellen Ebene, sondern haben dann auch mal so ein Statement fürs Leben zum Beispiel rausgehauen. Und ich glaube, das passt ein bisschen zu dem, was wir eben gesagt haben, dass das Album, wenn das von der Gesellschaft redet oder so, gewissermaßen auch immer von uns redet, weil das eigentlich schon sehr stark so verschiedene Denkprozesse bei uns einfach ausgelöst hat, was da passiert ist. Und dadurch, dass wir einfach uns eigentlich nicht selbst zensiert haben und einfach das, was uns im Kopf rumspukt so geschrieben haben, ist das so passiert und war dann vielleicht auch ein bisschen ernsthafter als Platten, die wir früher mal gemacht haben. Aber wir fühlen uns wohl damit und das ist unser Umgang. Und ich glaube, manche Anspielungen kriegt man vielleicht auch gar nicht so mit. Manche, die checken dann wirklich nur wir, andere sind offensichtlicher, andere wie dieses Lied „Springen“ am Ende des Albums, die sind vielleicht vermeintlich sehr offensichtlich. Das gab es sogar schon in einer Rohversion, als Jakob noch gelebt hat. Das hat dann nur eine andere Bedeutung bekommen. Und wir haben das ein bisschen umgeändert. Und natürlich steht auch, wenn man die Platte aufklappt, „Für Jakob“, und wir haben ihm das Album auch gewidmet. Ist natürlich auch klar, dass wir da keinen Hehl draus machen.

Malte: Viele Rapper, Berliner, gerade auch hier die Hamburger, feiern lokal auch immer ihre Stadt. Oder auch so Rockbands wie TRÜMMER, die sich so mit dem Thema Gentrifizierung in Hamburg auseinandersetzen. Bei euch hört man den lokalen Bezug eigentlich nicht raus. Interessiert euch das nicht? Alles cool, wo ihr herkommt?

Panik Panzer: Ich glaube, das ist bei uns vor allen Dingen deswegen so, weil wir nicht aus einer Stadt kommen. Es steht zwar zum Beispiel im Wikipedia, wir wären aus Düsseldorf, aber das ist falsch, denn nur Koljah kommt aus Düsseldorf und wohnt da auch. Danger Dan wohnt in Berlin. Ich wohne in Köln. Und wir beide kommen aus Aachen. Und deswegen gibt es da gar keine Einigung, selbst wenn wir wollten, könnten wir jetzt keinen Track für unsere Stadt machen. Bei mir ist es auch so, dass ich irgendwie einen sehr ausgeprägten Hass zu Aachen entwickelt habe. Und ich würde eher einen Diss-Track gegen die Stadt schreiben, weil sie mir irgendwann so auf die Nerven gegangen ist, als sie abzufeiern.
Danger Dan: Ich würde da auch mitmachen, bei dem Diss-Track von Aachen. (Gelächter.)
Panik Panzer: Und ich glaube, Koljah wäre wahrscheinlich durchaus offen dafür auch, so einen Städte-Track, also eine Stadt zu representen. Und-
Danger Dan: Ja, ey, ich glaube, so Lokalpatriotismus liegt uns allen fern, aber tatsächlich, ich hab-
Koljah: Ach komm.
Danger Dan: NMZS hat das gemacht.
Koljah: NMZS hat das natürlich gemacht-
Danger Dan: „Ich liebe diese Stadt.“ – „Ich hasse diese Stadt.“ Und so.
Koljah: Ja, genau, das war auch immer so ein bisschen zwiegespalten. Er war der andere Düsseldorfer in der Gang so. Also deswegen waren zwei Aachener, zwei Düsseldorfer, alles Rheinland.Malte: Ich komme aus Wuppertal, ich kenne das so ein bisschen alles.
Koljah: Okay. Ich habe ein paar Jahre nicht in Düsseldorf gewohnt und habe, als ich weg war, manchmal so ganz leichte Anzeichen von so ein bisschen Lokalpatriotismus entwickelt, aber eigentlich finde ich das Quatsch. Und ich sehe jetzt irgendwie nicht- Düsseldorf ist okay, weil ich kenne mich da aus und kenne da ein paar Leute, aber ich habe jetzt nicht so eine Identifikation mit der Stadt, dass ich da jetzt irgendwie so einen auf „Wir sind Düsseldorf“ machen müsste. Wir haben uns auch schon immer irgendwie nicht mit so was auseinandergesetzt. Wir sagen ja auch immer gerne Veranstaltern wenn wir nur angesagt werden sollen oder auf den Flyer geschrieben werden sollen: „Sagt einfach, wir kommen aus dem Antilopenland“, dann erübrigt sich auch dieses Problem mit den Städten. Weil das ist ja auch noch mal so eine Frage, die wohnen jetzt in Köln und in Berlin, aber sind Aachener, sind aber auch keine gebürtigen Aachener, was soll man da jetzt eigentlich für eine Stadt hinschreiben? Geht es um den Wohnort oder wo man am meisten Zeit seines Lebens verbracht hat?

„Aversion“ steht seit November 2014 in den Läden. Unsere Kritik fällt gut aus und könnt ihr hier lesen.

Antilopen Gang Live 2015

11.02.15 D – Münster – Gleis22
12.02.15 D – Marburg – KFZ
13.02.15 D – Frankfurt – Zoom
14.02.15 D – Stuttgart – 1210
15.02.15 D – Ulm – Club Schilli
19.02.15 D – Heidelberg – Halle02 (NEUES VENUE)
20.02.15 D – Konstanz – Kulturladen
21.02.15 CH – Aarau – Kiff
22.02.15 D – Karlsruhe – Substage
25.02.15 D – München – Strøm
26.02.15 D – Würzburg – Cairo
27.02.15 D – Erlangen – E-Werk
28.02.15 A – Graz – PPC Bar
01.03.15 A – Wien – B72
12.03.15 D – Göttingen – MUSA
13.03.15 D – Leipzig – UT Connewitz (AUSVERKAUFT)
14.03.15 D – Berlin – SO36 (AUSVERKAUFT)
19.03.15 D – Rostock – Peter Weiss Haus
20.03.15 D – Flensburg – Volksbad (NEUES VENUE)
21.03.15 D – Hannover – Faust
26.03.15 D – Mainz – Kulturclub Schön Schön
27.03.15 D – Hamburg – Knust
28.03.15 D – Bielefeld – Kulturzentrum Nummer zu Platz
31.03.15 D – Oldenburg – Amadeus
01.04.15 D – Bochum – Bahnhof – Langendreer
02.04.15 D – Düsseldorf – Zakk
22.05.15 – 24.05.15 D – Hünxe – Ruhrpottrodeo
22.05.15 – 24.05.15 D – Salching b. Straubing – Pfingst Open Air
22.05.15 – 24.05.15 D – Salching b. Straubing – Pfingst Open Air
05.06.15 – 07.06.15 D – Mendig – Rock am Ring
05.06.15 – 07.06.15 D – Nürnberg – Rock im Park
26.06.15 – 27.06.15 D – Chemnitz – Kosmonaut Festival
26.06.15 – 28.06.15 CH – St. Gallen – Openair St. Gallen
17.07.15 D – Völklingen – Urban Stylez
18.12.15 D – Leipzig – Conne Island (ZUSATZKONZERT)
19.12.15 D – Berlin – Astra Kulturhaus (ZUSATZKONZERT)

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