StartInterviewsBOSSE Interview

BOSSE Interview

Bosse ist mit seinem fünften Album Kraniche zurück. Aki und ich sind in benachbarten Dörfern bei Braunschweig aufgewachsen. Umso mehr freut es mich, dass ich vor zwei Tagen die Gelegenheit hatte ein kurzes Interview mit ihm zu führen. Wir haben über seine neue Mitte, sein neues Album, die anstehende Tour, Saarbrücken und über den Zusammenhang von Geldautomaten und Eintracht Braunschweig gesprochen.

Im Anschluss an das Interview könnt Ihr Euch auf den Albumplayer, das Video zu „Schönste Zeit“ und die Tourdaten freuen.

Testspiel.de: Am Freitag erscheint Dein neues Album Kraniche In Deiner Biografie steht: „Der Bosse, der uns das Leben und sein Leben auf Kraniche „erzählt, ist ein anderer Bosse als der, den wir von damals kennen. Er ist ein Künstler, der neue Horizonte gesehen und eine neue Mitte gefunden hat. Eine Mitte, von der wir uns wünschen, dass es auch unsere Mitte ist.“ Wie ist diese neue Mitte zu verstehen?

BOSSE: Der Text ist von einem Ultra-Fan geschrieben, der uns schon länger begleitet und ichfinde eine Bio darf auch ein bisschen auftragen. Man muss klar stellen, dass das Album besser ist als der Rest und das ist es auch.

Als Künstler versucht man immer seine Mitte zu finden und auch immer davon wegzukommen. Ansonsten wirdes langweilig. Ich als „einigermaßen schlechter Gitarrist und Pianist“ versuche michmit anderen Leuten, Sachen und Instrumenten zu begeistern. Ich möchte den Schritt schaffen, demLied dasich gerade geschrieben habe, das Gefühl zu geben dass es das alles genau so verdient hat. Alleine geht das aber nicht. Da brauche ich Hilfe. Und darum geht es. Es geht darum, dass man seinen Sound findet und die musikalische Pubertät durchschreitet und irgendwann seine eigene Sprache, Wörter und Geschichten findet, die vielleicht auch unverwechselbar sind und dazu eine Musik schafft, die gut dazu passt. Das meint der Typ. Ob das am Ende geschafft wurde, kann ich selber nicht sagen.

Ich fühle mich aber im Moment ziemlich gut damit, besser als mit den Alben davor. Denn dieses Mal kann ich wirklich alles so unterschreiben.

Ich hatte unter Mitte auch Ausgeglichenheit verstanden?

Das kommt alles mit dazu und ist auch ein bisschen dem Alter und der Langfristigkeit meiner Amateurkarriere im Musikgeschäft geschuldet. Ich habe viel gesehen und viel gemacht. [Anmerkung: Aki ist 33 und bekam als 17 jähriger mit der Schülerband Hyperchild den ersten Plattenvertrag bei einem Major-Label.] Ich habe in den letzten vier bis fünfJahren gelernt, „Nein“ zu sagen, und nur noch Sachen zu machen, die ich mag. Auf das Leben gesehen geht es darum, sein Glück zu finden, indem man sich eben nicht so stresst. Darum geht es übrigens auch viel auf dem neuen Album. Sich entspannt zu reflektieren unddadurch ein gutes, sicherlich auch arbeitsreiches und entspanntes Leben zu machen.

Warum hast Du Kraniche als den Albumtitel gewählt?

So eine Album-Geschichte ist immer sehr langwierig und die Suche nach dem Titel nervt mich am allermeisten. Das passiert alles zwei Sekunden bevor es dann wirklich zu spät ist, und das Album nicht mehr veröffentlicht werden kann, weil es keinen Titel hat.

Ich hatte eine Menge Namen, die ich alle nicht so super fand. Dann gab es eben dieses Lied Kraniche. In dem Song geht es um das Sortieren und Archivieren, das Wegpacken von Neurosen. Dieses Lied ist musikalisch und textlich ziemlich die Mitte des Albums. Manchmal habe ich Songs- Wartesaal war auch so ein Song- die den Mittelpunkt eines Albums darstellen. Das war ein Argument für Kraniche als Albumtitel.