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Childhood im Interview: „Wir haben gefunden, wie wir klingen möchten“

Im August durfte ich für Testspiel das Øyafestivalen in Oslo besuchen. Dort habe ich die Gelegenheit genutzt, um ein Interview mit den sympathischen Jungs von Childhood zu führen.

Euer neues Album „Universal High“ ist frisch draußen. Wie waren die ersten Reaktionen des Publikums als ihr die neuen Songs live gespielt habt?

Ben: Echt gut. Wir haben uns dazu entschieden keine Kompromisse einzugehen, um live so zu klingen, wie wir das wollen und den neuen Songs gerecht zu werden. Deshalb gehen wir, wenn möglich, mit neun Leute auf der Bühne inklusive Percussions, Bläsern und einer Background-Sängerin. Heute ging das leider nicht, aber wir werden versuchen, so oft es geht die komplette Liveband dabei zuhaben, weil das der Sound ist, den wir live gerne machen möchten.

Hattet ihr beim Schreiben der Lieder bereits im Hinterkopf, wie sie live klingen werden?

Ben: Nicht wirklich, aber unser Sound hat sich ziemlich verändert und da war es naheliegend, dass wir live noch zusätzlich was machen wollten, um die Songs zu verstärken. Mein Dad spielt Trompete und hat zum Beispiel die Bläserarrangements geschrieben. Die hörst du nicht auf der Platte, aber eben bei unseren Konzerten.

Deswegen hatte ich nach den Reaktionen gefragt. Der Sound zwischen eurem ersten Album „Lacuna“ und „Universal High“ hat sich für mein Empfinden radikal verändert. Seht ihr das auch so.

Ben: Ich selber empfinde das gar nicht so extrem. Soul hat uns immer schon sehr beeinflusst, auch als wir „Lacuna“ geschrieben haben. Bei „Universal High“ haben wir unseren Einflüssen aus diesem Bereich aber definitiv mehr Raum gegeben. Deshalb kann ich sehr gut nachvollziehen, wenn Leute sagen, dass sich der Sound zwischen den beiden Alben sehr verändert hat. Für uns ist es eher so, dass wir gefunden haben, wie wir klingen möchten und haben damit einen guten Ausgangspunkt geschaffen , um in diesem Rahmen Neues zu entdecken und uns weiterzuentwickeln.

Ihr habt „Universal High“ mit dem Produzent Ben Allen in Atlanta aufgenommen. Wie kam die Zusammenarbeit zu Stande?

Ben: Wir sind große Fans von Deerhunter und anderen Alben die Ben produziert hat. Wir wussten, dass er jemand ist, der versteht wie man mit einer Indie-Band zusammenarbeitet, die ihren Sound verändern möchte. Wir wusste, dass wir ein souliges Album machen wollen, aber dabei unsere Herkunft nicht verleugnen möchten.

Welchen Einfluss hatte Ben Allen auf das Album?

Ben: Ich habe einige der Songs mit ihm zusammen geschrieben. Er hat mir sehr geholfen die richtigen Sounds zu finden und beispielsweise mit den richtigen Synthesizern zu arbeiten. Wir wollten ja keine 70ies-Platte machen, sondern ein modern klingendes Album.

Jonny: Am Ende ging es darum unsere Einflüsse zu nehmen und ins Jahr 2017 zu holen. Dabei hat uns Ben sehr gut unterstützt.

Im Interview mit Childhood beim Øyafestivalen in Oslo. Foto: Thomas Raich

Lasst uns über eure Einflüsse reden. Wie kommt jemand in eurem Alter mit Künstlern wie Curtis Mayfield und den Isley Brothers in Kontakt, die euren Sound beeinflusst haben.

Ben: Ganz unterschiedlich. Bei mir zuhause wurde tatsächlich viel Funk und Soul gehört. Außerdem inspirieren wir uns gerne gegenseitig und spielen uns weirdes Zeug vor.

Jonny: Ich verliere mich auch gerne mal bei YouTube und finde bei den Vorschlägen zu Videos, die ich gerade schaue interessante Sachen, die ich Ben dann schicke.

Ben: Du darfst dir das aber nicht als Wettbewerb vorstellen, wer findet absurdesten Kram. Es sind eher Ergänzungen zu dem, was uns gerade beschäftigt.

Jonny: Manchmal geht es dabei auch kleine Details wie: Hör dir mal diesen Hi-Hat Sound an!

Das klingt ziemlich nerdig.

Ben: Wir sind definitiv Nerds.

Jonny: Und große Hi-Hat Fans.

Das gefällt mir. Dann mal los: wer hat die besten Hi Hat Sounds der Popgeschichte?

Jonny: Auf „Young Americans“ von David Bowie gibt es die besten Hi Hat Sounds.

Ben: Ich sage Tony Allen und „Winter is Coming“ von Gil-Scott Heron. Das Album hat diesen typischen 60ies Drum-Sound, den wir sehr mögen.

Jonny: Momentan haben Alabama Shakes die besten Hi-Hat Sounds am Start.

Ben: Absolut. Alabama Shakes haben den besten modernen Drum-Sound.

Ihr hört also auch neue Musik. Was gefällt euch momentan besonders?

Ben: Ich beschäftige mich gerade viel mit japanischer Soul Musik. Außerdem haben wir letztens ein Konzert von The Districts gesehen, das uns sehr gut gefallen.

Jonny: Das sind richtige gute Musiker, denen man anmerkt, dass sie lieben, was sie machen.

Ben: Ansonsten mögen wir guten Hip Hop. Kendrick Lamar und Frank Ocean zum Beispiel, auch wenn er nicht explizit Hip Hop macht.

Was inspiriert euch außer Musik noch?

Ben: Ich lese viel, aber meistens über Musik (lacht). Gerade zum Beispiel über Harry Nilsson. Er ist nicht unbedingt ein talentierter Musiker gewesen, aber ein großartiger Songwriter. Das fasziniert mich. Jonny und ich sind außerdem große Cricket Fans.

Davon haben wir in Deutschland ja überhaupt keine Ahnung.

Jonny: Das habe ich schon gehört, aber mach dir keinen Sorgen, ich werden es den Leute in Deutschland schon beibiegen (lacht).

Viel Erfolg dabei, viel Spaß auf Tour und danke für eure Zeit.