Mit der Gothic-Doom-Künstlerin Chelsea Wolfe hatte das internationale Sommerfestival auf Kampnagel für dieses Jahr, wenn es nach mir geht, seine Headlinerin gefunden. Daher war es für mich auch wenig verwunderlich, dass der Auftritt ausverkauft und der Konzertsaal somit üppig gefüllt war.
Chelsea Wolfe auf Kampnagel (alle Fotos: Stefan Franke/Instagram: @tidephoto_concerts)Zu den erwartungsvollen Besuchern gesellte sich, nach einer eher prätentiösen Ambient-Einlage von einem Interpreten namens Peter Wolff, dann schließlich eine dichte Nebelwand. Eine passende Einleitung, für das was folgen sollte, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Denn auch wenn das nicht mein erstes Chelsea Wolfe Konzert war, so waren die Locations zuvor nicht unbedingt für diese Art von Konzert ausgelegt. Mit dem Erlöschen jeglichen Lichts betrat dann zunächst die Band die Bühne, um dann schließlich auch von Frau Wolfe selbst vervollständigt zu werden.
Mit dem ersten Grollen, der schon fast guttural verzerrt klingenden Bass und Gitarren begann auch eine unvergleichliche Licht-Show. Alle Komponenten schienen perfekt aufeinander abgestimmt. Zuerst in musikalischer Hinsicht: Prügelnde Schlagzeug-Einlagen, die schon angesprochenen, grollenden Bass- und Gitarrenwände, sehnsüchtige Synth-Wellen – alles durchschnitten von Wolfes Sirenenartigem Gesang. Mal mehr lockend, mal mehr klagend.
Unterstützt wurde die klangliche Präsenz durch die, im dichten Nebel immer wieder auflodernden Lichter. Unangenehmes Stroboskoplicht, weite, weiche Flächen oder feine, stechende Linien, jeder Song mit seinem eigenen Set-Up. Selbst das orange-gelbliche Licht zwischen den Songs ließ mich irgendwie an das „Apokalypsis“-Cover denken und wirkte somit nicht störend, sondern vollkommen homogen ins Gesamterlebnis eingepflegt.
Chelsea Wolfe ließ sich, ähnlich wie beim Licht-Setup, auch bei der Setlist nicht lumpen. So fanden neben Songs wie „Spun“ und „Vex“ aus ihrem aktuellen Langspieler „Hiss Spun“, auch gleichermaßen Fan-Favourites wie „Carrion Flowers“ und Klassiker wie „Feral Love“ Platz.
Als ich dann, nach über einer Stunde, in eine laue Sommernacht trat, wirkt das eben Erlebte schon fast wie ein nicht greifbarer Traum. Der Nebel um die Erinnerung wurde immer dichter – und gerade das macht ja auch den Charme eines Chelsea Wolfe Konzerts aus. An einem Abend etwas zu erleben, das man nicht unbedingt greifen kann, aber definitiv mal erlebt haben sollte.