Fragte man Pop-Journalisten gegen Ende der letzten paar Jahre nach den jeweils frisch zurückliegenden Monaten, schlug einem nicht selten eine Welle der Larmoyanz entgegen. Vieles wurde da als „Scheiße“ gelabelt, etliches als „schlecht“ entlarvt, aber es gab einen unausgesprochenen Vorteil: Die Grenzen, innerhalb derer sich die Kritik bewegte, waren noch relativ intakt. Da drüben sind die Pop-Verschwörungstheoretiker, hier sind unsere aufgeklärten Lieblingsbands, da ist der gesamtgesellschaftliche Sexismus, hier unsere subkulturelle Komfortzone, dort ist der Tod, hier unsere Ikonen, ohne die Pop doch eigentlich kaum denkbar schien.
Blickt man auf 2017 zurück, haben sich zwei Dinge geändert: Zum einen zeigt unsere Liste der Alben des Jahres, dass in der vergangenen Dekade genügend fähige Künstler nachgewachsen sind, um Pop nach wie vor mit spannenden Platten am Laufen zu halten. Gleichzeitig haben die zentralen Probleme des Jahres, vor denen man ob ihrer Größe zuletzt noch schulterzuckend kapitulieren musste, plötzlich eine bedrückende Dringlichkeit entwickelt. Die Frage nach der Richtigkeit von Auftritten in Israel, das Verhältnis von Hip Hop zum Konsum von Opioiden und nicht zuletzt die #metoo-Debatte haben Gräben in das behagliche Feld der guten, alten Popmusik geschlagen, die womöglich schwerwiegender sind als jeder Todesfall der vergangenen Jahre.
Das Vorurteil, schlechte Menschen hätten keine guten Lieder, zieht in den aktuellen Jahresbestenlisten jedenfalls nicht mehr. Plötzlich muss sich also auch eine persönliche Top 10 nicht mehr nur vor dem eigenen Geschmack verantworten, sondern ist Gegenstand ideologischer Grundsatzfragen. International plagte man sich am meisten mit „Science Fiction“, der aktuellen, kollektiv euphorisch aufgenommenen Platte von Brand New, deren Hype ein jähes Ende fand, als Frontmann Jesse Lacey der sexuellen Nötigung einer Minderjährigen bezichtigt wurde. Die Band sagte daraufhin ihre gesamte Tour ab, Lacey ging in Klausur mit sich, um intensiv über seine Vergangenheit nachzudenken, und ein Großteil der Redaktionen verlängerte diese Geste des Öffentlichkeitsentzugs, indem sie die Band (meist sogar stumm) aus dem jeweiligen Ranking ausklammerte.
Auch wir diskutierten über „Science Fiction“, entschieden uns jedoch dazu, die Platte zur Wahl zu stellen, ebenso wie wir uns entschieden, „Villains“ nach Josh Hommes jüngsten Entgleisungen im Ranking zu lassen. Tatsächlich sind Brand New in unserer Liste nun relativ weit oben gelandet, was jedoch keinesfalls mit einem Freispruch unsererseits gleichzusetzen ist. Im Gegenteil: Persönlich haben wir für uns entschieden, dass die Platte nach wie vor relevant ist und einzelne Mitglieder der Redaktion so ergriffen hat, dass sie am Jahresende nicht mehr auf sie verzichten wollten. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch, und wir sehen uns unbedingt in der Pflicht, die Umstände der Wahl ebenso wie unsere Probleme mit der Person Jesse Lacey offenzulegen, damit gar nicht erst der Eindruck entsteht, wir würden hier etwas moralisch Bedenkliches blind abfeiern. Wer Black Metal oder bestimmte Hip-Hop-Sparten hört, kennt derartige Grenzgänge, und anscheinend haben sie nun auch Pop in seiner Gesamtheit erreicht. Zeit, dass wir uns damit befassen, und nicht länger Dinge hinnehmen, die jeder ahnt, aber keiner so richtig ansprechen mag, weil die Musik ja doch ganz cool ist.
Nichtsdestotrotz, hier die unserer Meinung nach 40 besten Alben des Jahres:
40. Jay Z – 4:44
39. Sleaford Mods – English Tapas
38. Vince Staples – Big Fish Theory
37. Ryan Adams – Prisoner
36. Moses Sumney – Aromanticism
35. Kettcar – Ich vs. Wir
34. Queens Of The Stone Age – Villains
33. Morlockk Dilemma & Brenk Sinatra – Hexenkessel
32. Haim – Something To Tell You
31. Slowdive – Slowdive
30. Arca – Arca
29. Algiers – The Underside Of Power
28. Yung Hurn – Love Hotel
27. Fever Ray – Plunge
26. Dead Cross – Dead Cross
25. Run The Jewels – Run The Jewels 3
24. Alt J – Relaxer
23. Sorority Noise – You’re Not As _____ As You Think
22. The National – Sleep Well Beast
21. Trettmann – #DYI
20. Love A – Nichts ist neu
19. (Sandy) Alex G – Rocket
18. Converge – The Dusk In Us
17. Zugezogen Maskulin – Alle gegen alle
16. Gorillaz – Humanz
15. Courtney Barnett/Kurt Vile – Lotta Sea Lice
14. Future Islands – The Far Field
13. Japandroids – Near To The Wild Heart Of Life
12. Grizzly Bear – Painted Ruins
11. The xx – I See You
10. Tyler, The Creator – Flower Boy
Kurz vor der Bruchlandung seiner schnell ins Taumeln geratenen Karriere entschied sich Tyler, The Creator, den Lo-Fi-Krach endlich sein zu lassen und den immer nur geckenhaft zitierten Pop endlich unumschrieben zu liefern. „Flower Boy“ hat die Hits, die Gäste, die Atmosphäre, ist zugänglich, ohne dabei die eigene Leftfield-Position aufzugeben: Das zu Beginn noch behäbig-twangende „Garden Shed“ wird gegen Ende etwa von seiner egienen Gitarre aufgefressen, die altbekannten, kaputten Synthesizer dürfen im gradlinigen „Who Dat Boy“ nur noch sehr vage spuken und Stücke wie „Boredom“ laden zu sommerlichem In-den-Himmel-starren ein, ohne dabei in üblich luftige Belanglosigkeiten abzudriften. Damit hat Tyler seine Vorschusslorbeeren endgültig zurückgezahlt. (Sebastian)
09. Casper – Lang lebe der Tod
Er sei noch nicht zufrieden mit den Songs, sagte Casper im Herbst 2016. Dann hieß es warten und nochmal warten. Ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Release kam dann endlich „Lang lebe der Tod“. Besser gesagt schlug es ordentlich Alarm! Aus dem Wohlfühl-Casper wurde ein düsterer, ein dreckiger Casper. Ein Übergangswerk. Eins, auf dem die Chöre in den Hooks nach großen Stadien verlangen; eins, auf dem die E-Gitarren-Riffs dreckig und laut klingen; eins, das nach mal nach Grunge, mal nach Industrial, mal nach Rap und immer nach Pop und vor allem nach Casper klingt. „Lang lebe der Tod“ liefert in den kompakt gehaltenen zehn bzw. elf Songs eine nahezu perfekte Dramaturgie, eine gewohnt theatralische und doch nie an Wirkung verfehlende Rhetorik und mehrere geschickt verwobene musikalische Referenzen, etwa an Die Goldenen Zitronen oder Dizzee Rascal. „Lang lebe der Tod“ ist freilich ein uneinheitliches Werk, aber es hat den Weg für einen neuen Casper freigemacht. (Helena)
08. Brand New – Science Fiction
Aufgrund der aktuellen Situation um Sänger Jesse Lacey bin ich zu dem Schluss gekommen, diesen Text subjektiv zu verfassen. Ich distanziere mich klar von Laceys Taten und verurteile sie. Dennoch sind die Werke der Band Brand New ein unersetzbarer Teil meines Lebens. Von meiner frühen Jugend bis zum heutigen Tag. Und auch „Science Fiction“ macht da keine Ausnahme. Ein Album, dass das Erwachsenwerden einer Band aufzeigt und sich gleichzeitig, nach dem experimentellen Exzess „Daisy“, wieder zurück auf die eigenen Wurzeln besinnt. Hymnische Gitarren, drückende Basslines und verspielte Snare-Teppiche. Emotionale Ausbrüche und kalkulierte Ruhe. Alles ist meisterlich arrangiert und dient dem jeweiligen Song, wie auch der eigentliche Mix des Albums. Laceys Texte, die schon immer ein existenzieller Teil der Musik Brand News waren, sind es auch dieses Mal wieder. Welche Auswirkungen Laceys Verhalten gerade auf diesen Teil von „Science Fiction“ hat, muss jeder Hörer selbst bewerten. Sollte dies wirklich Brand News letztes Album sein, und die aktuelle Situation scheint diese Gerüchte noch zu bestärken, so ist es ein musikalisch würdiger Abschied; wie es mit Lacey als Person weitergeht, steht auf einem ganz anderen Blatt. (Tim)
07. Bonobo – Migration
Schon am 13. Januar brachte Bonobo sein mittlerweile sechstes Album „Migration“ raus. So früh im Jahr, dass man es Ende 2017 nach vielen anderen großartigen Alben fast nicht mehr auf dem Schirm hat. Doch „Migration“ hat mein Jahr geprägt. Jede Woche lief es mindestens ein Mal komplett durch, vor allem Tracks wie dem direkt in die Beine gehenden „Surface“ oder „Break Apart“ – mit fragiler und gleichzeitig butterweicher Stimme von Rhye – stechen aus dem ohnehin famosen Album heraus. Letzteres hat sogar ein richtig schönes Video mit einer wichtigen Botschaft: Liebe kennt keine Geschlechterrollen. Bei „No Reason“ holt er sich sogar Nick Murphy (a.k.a. Chet Faker) mit an Bord und zaubert einen richtigen Hit aus dem Hut. Mit Migration schafft Bonobo wieder einmal die exzellente Mischung aus Dancefloor-Elektro, chilligen Electronica-Stücken und experimentellen Ansätzen, die man bei „Bambro Koyo Ganda“ oder „Kerala“ erkunden kann. Selbst wenn man kein großer Fan von elektronischer Musik ist: „Migration“ ist Pflicht! (Erik)
06. LCD Soundsystem – American Dream
Fünf Jahre hat es gedauert bis James Murphy seine Band LCD Soundsystem nach dem selbst auferlegten Ende samt großer Abschiedstournee und finaler Show im New Yorker Madison Square Garden wieder reaktiviert hat. Laut Murphy war es David Bowie, der ihn kurz vor dessen Tod dazu brachte, weiterzumachen. Wir müssen Bowie an dieser Stelle dafür danken. Denn „American Dream“ gewinnt nicht nur den Preis für eines der hässlichsten Plattencover des Jahres, es hat auch zurecht den Sprung in unsere diesjährige Top Ten geschafft. LCD Soundsystem haben bei ihrem Comeback den herausfordernden Spagat zwischen Herkunft und Weiterentwicklung mit Bravour gemeistert. „American Dream“ verbindet sowohl die Dance-Punk-Wurzeln der Anfangszeit mit neuen Elementen aus New Wave, Synth Pop und Art Rock. Das funktioniert wunderbar, ohne platt auf irgendeinen Hype aufspringen zu müssen. LCD Soundsystem waren eine Genre-prägende Band und haben gezeigt, dass sie sich nicht irgendwo anbiedern müssen. So gehört sich das für eine große Band. (Malte)
05. Kelela – Take Me Apart
Im zeitgenössischen R&B galt Kelela mit der „Hallucinogen“ EP als Vorreiterin, wurde dann aber von Acts wie FKA Twigs oder Abra in den Schatten gestellt. Mit „Take Me Apart“ feiert sie nach zweijähriger Abstinenz ihr Comeback und präsentiert sich etwas sanfter und weniger düster. Sie hat ihren Stil gefunden, doch bricht auch gerne damit und experimentiert im selbst gesteckten Rahmen, der ihren Sound ausmacht. Zum Beispiel auf dem Titeltrack, der zwar ruhig beginnt, doch nach und nach durch verzerrte Synth-Geräusche an Fahrt gewinnt und sich in einem Beatgewitter entlädt. Fast verträumt ebbt der Song ab und Kelela haucht noch ein letztes „Take Me Apart / All Night“. Eines der Highlights des Albums ist sicherlich der Ohrwurm „LMK“, doch mehrfaches Anhören der gesamten Platte lohnt sich, denn die Vielschichtigkeit ist, trotz einfacher Lead-Melodien, erheblich. (Jonathan)
04. The War On Drugs – A Deeper Understanding
Des Öfteren war in den letzten Jahren von einer Springsteenisierung des Indie-Rock zu lesen. Eng verbunden mit dem Begriff waren in diesem Jahr vor allem die Veröffentlichungen von Ryan Adams und The War On Drugs. Ich kann verstehen, woher die Verortung kommt, bin aber nicht der Meinung, dass es dem Schaffen beider Acts gerecht wird. The War On Drugs feilen mittlerweile seit mehr als zehn Jahren an ihrem eigenen musikalischen Entwurf zwischen Indie, Americana und Heartland Synth Rock. Auch auf „A Deeper Understanding“, ihrem Majorlabeldebüt, verleugnen die Mannen um Adam Granduciel ihre Einflüsse nicht, klingen jedoch selbstständiger denn je. Ein Großteil der Songs ist länger als sechs Minuten, was viel Raum bietet sie langsam aufzubauen, damit man sich als Hörer wunderbar darin verlieren kann. The War On Drugs sind am besten, wenn sie bewusst ihre Stärken auszuspielen und das ist ihnen mit „A Deeper Understanding“ sehr gut gelungen. (Malte)
03. Kendrick Lamar – Damn.
„Damn.“ musste einfach abfallen, es gab ja gar keine andere Option. Egal, wie man sich nun persönlich zu „To Pimp A Butterfly“ verhält, der Hype, den das Album erlebte, die kulturelle Relevanz, die es entwickelte, die musikalische wie textliche Raffinesse, die es an den Tisch brachte, konnten einfach nicht getoppt werden, weswegen Kendrick Lamar nun gar nicht erst versuchte, in Konkurrenz zu sich selbst zu treten und natürlich genau damit mal wieder alles richtig machte. Denn natürlich ist „Damn.“ bei allen Hits und Features doch wieder ein Konzeptalbum, ein dicht verwobenes Zitatefest, ein Statement zur Lage der Nation, vor allem aber eine Reflektion der eigenen emotionalen Entwicklung der letzten Jahre, denkbar übrigens auch als Rückwärtserzählung, wie Lamar letztens mit der Deluxe Edition des Albums unter Beweis stellte. Was dieses Mal an Gedichten und obskuren Instrumentals fehlt, das wiegt „Damn.“ mit Hooks und Pointen auf. So sehr man sich auch mit utopischen Ansprüchen bemüht: Lamar bleibt der unfehlbarste Rapper seiner Generation. (Sebastian)
02. St. Vincent – Masseduction
Drei Jahre mussten wir auf ein neues Album von Annie Clark, aka St. Vincent, warten. Verdammt lange, doch das Warten hat sich gelohnt. Auf „Masseduction“ bewegt sich die US-Amerikanerin endgültig in die bunte Welt der Popmusik und macht dabei, wie auch zuletzt 2014, ziemlich viel richtig. Voller Zynismus und sprachlichen Fingerspitzengefühl behandelt Clark auf dem Longplayer polarisierende Themen, wie das amerikanische Gesundheitssystem oder den Promihype Hollywoods. Musikalisch hat sie sich großteils von den Math-Gitarren ihrer Indie-Wurzeln verabschiedet und setzt verstärkt auf elektronische Beats. Kitschig oder klischeebehaftet wirkt „Masseduction“ dadurch nicht. Die kryptischen und gleichermaßen scharfzüngigen Texte sorgen dafür, dass Clark nicht in dem bunten Brei des Arena-Pop ertrinkt, sondern strahlt, wie ein Instagram-Star in einer Produktplatzierung. „Masseducation“ ist eines der besten Pop-Alben der letzten Jahre und hat so unfassbar viel Klasse und Tiefe, dass man wirklich den Hut vor St.Vincent ziehen muss. (Hendrik)
01. Bilderbuch – Magic Life
„Magic Life“ von Bilderbuch hat die Testspiel-Redaktion zu ihrem Album des Jahres des Jahres gewählt. Damit belegen die Österreicher bereits zum 2. Mal eine Top-Platzierung in unserer Jahresbestenliste. 2015 landeten sie mit ihrem Hit-Album „Schick Schock“ auf Platz 2. Nur Jamie xx war damals noch besser.
Dennoch: „Wie konnten Bilderbuch auf der 1 landen?“, fragte ich in die Runde, als die Ergebnisse der Abstimmung vorlagen. „Das fragen wir uns auch…“, schallte es zurück. Um das Ergebnis erklären zu können, muss man zunächst ein paar Worte zum Modus verlieren. Jedes Redaktionsmitglied durfte aus einer Liste mit 50+ Alben seine 10 Alben des Jahres wählen und 1 bis 10 Punkte je Album verteilen. Bei 12 Teilnehmern ist die Wahrscheinlichkeit nach diesem Verfahren natürlich groß, dass das jeweilige Lieblingsalbum des Jahres zumindest in der Top 10 landet. Soweit so gut. „Ja aber weshalb…?, wurde ich wieder gefragt. Wieso gerade „Magic Life“? Nun offenbar hat das Album nicht nur mir ganz gut gefallen, sondern auch noch ein paar anderen Testspielern. „Bilderbuch haben hier halt eine stabile Fanbase“, beantwortete Album der Woche Chef Sebastian abschließend die Frage und damit war dann auch alles gesagt, denn so eine Liste und insbesondere die Platzierungen innerhalb dieser sollte man auch nicht überbewerten, nicht hier und auch nicht an anderer Stelle. Letztendlich ist es im unterkuratierten Musikmarkt die Kuration die zählt und da machen wir hier täglich unseren Job. Und da wir musikalisch recht breit aufgestellt sind, fällt unsere Liste vielleicht auch durchmischter aus als die anderer Redaktionen. Oder kennt ihr eine andere Liste, in der Converge neben Bilderbuch stehen?
Eins haben alle 40 Alben in unserer Liste gemeinsam: Sie verdienen es, gehört zu werden. Gönnt ihnen ein paar Durchläufe, bevor ihr euch ein abschließendes Urteil bildet. Das ein oder andere Album erschließt sich nicht sofort, sondern wächst erst zu einem Hit. „Magic Life“ von Bilderbuch ist auch so ein Album.
Den Albumstream hatte ich bereits ein paar Monate vor dem Release am 17. Februar 2017 bekommen. Von Durchgang zu Durchgang wuchs das Album bei mir und wohl auch bei Malte, der „Magic Life“ dann zum Album der Woche kürte und urteilte:
„Mit ‚Schick Schock‘ emanzipierten sie sich vom Indie-Rock. Mit ihrem neuen Album ‚Magic Life‘ emanzipieren sich Bilderbuch von der Austropop-Renaissance-Welle und demonstrieren, dass sie einzig und allein sich und ihrer Kunst verpflichtet sind.“
Es ist die Verspieltheit in Bezug auf Genres und Einflüsse, die Coolness und die Abwechslung, die für mich den Reiz dieses Album ausmachen. Mit „Bungalow“ lieferten mir Bilderbuch darüber hinaus noch den Hit des Jahres, der in der von Kollege Jonathan kuratierten Playlist lediglich auf einem der hinteren Ränge gelandet ist.
Als zweites deutschsprachiges Album landete nur noch Casper mit seinem verspäteten Album „Lang lebe der Tod“ in unserer Top 10. Eine gute Wahl wie ich finde. Bilderbuch und Casper vereint die Gemeinsamkeit, ein Album veröffentlicht zu haben, mit dem Fans und Kritiker nicht gerechnet haben. Beide haben positiv mit ihrer Art von Popmusik überrascht, jeder auf seine Weise. Bilderbuch verspielt und funky, Casper vergleichsweise düster und fragend. Dabei hätten sie auch wie z.B. Marteria, Kraftklub & Co. musikalisch und ohne Risiko einfach so weitermachen können. Haben sie aber nicht und für diesen – ja, so muss man das heute nennen – Mut gebührt ihnen Anerkennung.
Wer Bilderbuch in diesem Jahr in den Clubs live erlebt, wird mir zustimmen, dass „Magic Life“ auch auf der Bühne ganz hervorragend funktioniert hat. Ihr Konzert im Docks zählt für mich auch zu den besten Konzerten des Jahres. Bilderbuch sind 2018 wieder auf Tour. Wer nun noch nachlesen möchte, was Maurice von Bilderbuch selbst zu „Magic Life“ zu erzählen hat, liest hier weiter. (Marc)