StartKritikenDie Orsons - What's Goes? (Kritik)

Die Orsons – What’s Goes? (Kritik)

Auf einmal war es da, dieses mehr als zweieinhalbstündige Video. „What’s Goes“, ein Wortspiel, ein Konzept, ein Hit, ein Titel und in gewisser Weise maßgeblich für den Ansatz, den der Hip Hop Vierer mit dem gleichnamigen Album verfolgt. Auf dem Vorgänger „Das Chaos und die Ordnung“ wollten es die Orsons erstmal wissen: Wie weit können wir gehen, wie viel Pop kann unser Sound vertragen und wohin wollen wir uns eigentlich entwickeln? Ergebnis war eine Mischung aus Hits, obskuren Momenten und Popsongs zwischen „Für immer Berlin“ und „Horst und Monika“. Alles in allem war es eine überwältigende Bandbreite, die sowohl auf Kosten der Kohärenz als auch der Qualität ging. Es ist natürlich Kerngedanke der Orsons einerseits albern sein zu dürfen, andererseits aber auch jedem der vier Charaktere Raum zur persönlichen Entfaltung zu geben. „What’s Goes“ bleibt diesem Ansatz als Album treu, setzt jedoch stärker auf eine einheitliche Formatierung.

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Für diese hat noch stärker als zuvor Tua gesorgt. Der Rapper und Produzent hat sich federführend der instrumentalen Seite des Albums angenommen, was an vielen Stellen deutlich hörbar ist. Das Klangbild ist zusammenhängender, und selbst wenn es Ausreißer gibt, so fallen diese doch nicht komplett aus dem tendenziell minimalistisch-elektronischen Rahmen des Albums.  Erst einmal setzt es jedoch ohnehin jede Menge Hits, die an Songs wie „Rosa Blau Grün“ anknüpfen. Jeder Orson darf sich auf seinem Part austoben, Tua baut dazu ein tanzbares und doch eigenwilliges Instrumental, für das er sich in der Regel eines Vocal Samples bedient. „What’s Goes“, „Tornadowarnung“, „Schwung in die Kiste“, „Papa Willie und der Zeitgeist“ und „Ventilator“ funktionieren allesamt nach dem gleichen Muster, mit Betonung auf funktionieren!

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Neben diesen Songs nehmen sich die Orsons mehr Zeit denn je für balladeske Momente. „Lass uns chillen“ badetet gemeinsam mit Maxim in Lebensmüdigkeit, „Grün“ blickt diffus-melancholisch zurück und „Feuerrot“ erzählt Geschichten der Verführung. Am Ende wandeln die Rapper sogar von einer „Abschiedsparty“ in Richtung Jenseits mit „SalamiFunghiZwiebelPartypizza“. Auch wenn es der Titel nicht vermuten lässt, Tua, Kaas, Maeckes und Bartek lassen hier tief blicken in die jeweilige Vorstellung von dem, was eben danach kommt. Nach besagtem Song kommt ganz im Sinne des orsonschen Verwirrungseffekts mit „Das Öl“ jedenfalls ein verhältnismäßig reinrassiger Jumpstyle Song, der um das Vocal-Sample eines schwäbischen Druffies kreist. Es ist nicht der erste „was geht“ (oder eben „what’s goes“) Moment auf dem Album: zuvor hat Kaas schon über eine Toilette gerappt und den positiven Einstieg in den Tag gepredigt. Bei aller Nachdenklichkeit und gradlinigem Gerappe haben die Chimperator-Schützlinge die Suche nach Obskuritäten also nicht aus den Augen verloren; „What’s Goes“ zeigt jedoch bei der Beibehaltung aller Markenzeichen die vernünftigstmögliche Version der Orsons und ist somit möglicherweise tatsächlich das beste Album dieses Hip-Hop-Experiments geworden. Auf jeden Fall ist das Album enorm unterhaltsam und ergiebig für alle, die ihren Rap gerne abseits von Konventionen genießen.

„What’s Goes“ ist laut Aussage der Beteiligten eventuell das letzte Album der Orsons. Das Kaufen und etwaige Erstmalimstreamantesten ist ab heute möglich und wird hiermit ausdrücklich empfohlen.

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