Auf Arte läuft gerade die Doku „Die Welt, wie sie Radiohead sieht – Eine Kultband lehnt sich auf“ von Benjamin Clavel (F 2018, 53 Min). On a friday.
Mit ihrem Hit „Creep“ gelang der britischen Band Radiohead in den frühen 1990ern der internationale Durchbruch. Seither ist es der zunächst als „Nerd-Band“ abgestempelten Rockgruppe gelungen, mit jedem Album ihren Stil neu zu definieren.
Die Dokumentation beleuchtet das widersprüchliche Verhältnis zwischen der immensen Popularität und der künstlerischen Integrität von Radiohead. Radiohead ist seit den 1990ern eine der erfolgreichsten Pop-Rock-Bands der Welt. Zwischen Weltstar-Status und Zurückhaltung, massentauglichem Pop-Rock und musikalischen Experimenten hat die ebenso widersprüchliche wie emblematische Band eine einzigartige Spur in der weltweiten Musikszene hinterlassen. In ihren Songtexten spiegeln sich drei Jahrzehnte wider – geprägt von der Ausbreitung des Neoliberalismus und Konsumismus in der westlichen Welt, dem Internet und der zunehmenden Allgegenwärtigkeit von Technologie. Auch wenn es nicht jedem Radiohead-Fan bewusst ist: Die gesamte Diskografie der Band ist von existenziellen und politischen Fragen durchzogen; jedes Album liefert eine präzise Momentaufnahme von Geschichte und Zeitgeist. In „Kid A“ wagten Radiohead ein teuflisches Porträt von Tony Blair; in „Hail to the Thief“ kritisierten sie George W. Bush aufs Schärfste; und in „OK Computer“ setzte sich die Band mit dem ambivalenten Verhältnis zu neuer Technologie auseinander. Seit ihrer Entstehung zeigt sich die Band stets engagiert und am Puls der Zeit. Als Wegbegleiter von Noam Chomsky und Naomi Klein sowie als Leser von J. G. Ballard und George Orwell sind die fünf Briten nicht nur Künstler, sondern vor allem auch Weltbürger, die sich gegen jegliche Form von Entfremdung auflehnen. Die Dokumentation wagt einen Blick in das Innenleben der Kultband und illustriert deren scharfsinnigen Blick auf die Welt und sich selbst.
https://www.youtube.com/watch?v=JbvKiIJAud8