Berlin-West war eine Insel. Umgeben von einer Mauer. Der Hauch des Kalten Krieges steckte noch in den Straßen der Stadt. Dieser morbide Charme zog alle an, denen es in der Provinz, besonders in den 1970er- und 1980er-Jahren, zu spießig und zu langweilig war oder die einfach nur aussteigen wollten; sie alle kamen nach Kreuzberg. Kreuzberg war lange Zeit eine der explosivsten Gegenden Deutschlands, nicht nur wegen Hausbesetzungen und Straßenschlachten, sondern auch durch kompromisslose Musik und eine vitale Kneipen- und Nachtclubszene, die keine Sperrstunde kannte.
Berlin-Ost mit seinem antiimperialistischen Schutzwall war Ziel derer, die hofften, in ihrer Hauptstadt und in unmittelbarer Nähe zur „Frontstadt“ Berlin-West ein freieres Leben führen zu können. Grenzgänger an der Grenze, inspiriert und angeregt von Schallplattenmusik und Radiosendungen, die die Mauer vibrieren ließen, sodass Ende der 1970er-Jahre auch in Ostberlin Querdenker lustvoll alle berechenbaren Tabus brachen und einen verwirrten Staat verhöhnten.
Die einzigartige Situation der Stadt hat im West- und Ostteil eine lebendige Szene entstehen lassen, die mit dem Mauerfall zerfiel. Vielen raubte dieses Ereignis ein Stück Geborgenheit. Plötzlich war man Teil einer Welt da draußen, der man sich stellen musste.
20 Jahre nach dem Mauerfall ist der Filmemacher Oliver Schwabe in dieser Dokumentation den Legenden der Stadt auf der Spur: Die Studentenrevolte nahm in Deutschland ihren Ausgang von Westberlin und hatte mit Rudi Dutschke einen Ex-DDR-Bürger als charismatischen Anführer.Eine Dokumentation von Oliver Schwabe
(via Tanith)