Nachdem ich 2015 von meinem ersten Besuch beim NOS Primavera Sound in Porto sehr begeistert war, konnte ich auch dieses Jahr zu einem Kurzurlaub in Portugal mit viel guter Musik nicht sein sagen. Es hat sich defintiv wieder gelohnt.
Das Line-Up
Traditionell gibt der kleine Ableger in Porto sein Line-Up ein paar Wochen später bekannt als das große Primavera in Barcelona. Die dicken Headliner schaffen es eher selten nach Portugal, dennoch präsentiert auch das NOS Primavera Sound eine äußerst stilsichere Mischung aus momentan angesagten Künstlern und jeder Menge Liebhaberkram aus diversen musikalischen Nischen. Ich habe dieses Jahr so wenig Interessenkonflikte im Zeitplan gehabt, wie selten bei einem Festival in den letzten Jahren. Bis auf Battles und Car Seat Headrest (Battles haben das Rennen gemacht) und Ty Segall und Moderat (erst zu Ty und dann immerhin noch drei Moderat Songs mitgenommen, da sie ein langes Set gespielt haben), ging das für mich persönlich ziemlich gut auf.
Musikalische Highlights
Mein persönliches Highlight waren defintiv Battles. Ich habe die New Yorker zum ersten mal live gesehen und war von der Performance und Energie des Trios ziemlich angetan, Ähnlich ging es der Crowd vor der Bühne. Die Stimmung bei „Atlas“ war ein absoluter Gänsehautmoment. Am meisten überrascht hat mich die Performance von Floating Points, den ich eigentlich als One-Man-Show abgespeichert hatte. Zusammen mit ein paar richtig guten Livemusikern hat FP Mastermind Sam Shepherd ein sehr starkes, zum Teil gut tanzbares Set hingelegt, dass mit gut gemachten Visuals begleitet wurde. Ansonsten konnte vor allem die Schrammelrock-Fraktion um Bands wie Parquet Courts, Protomartyr, Titus Andronicus, Royal Headache und vor allem Dinosaur Jr. überzeugen. Props gehen auf jeden Fall raus an die alten Recken von Mudhoney und Drive Like Jehu, die derbe abgeliefert haben.
Stimmung
Noch mehr als im Vorjahr habe ich mich über das sehr angenehme Publikum gefreut, dessen Alterdurchschnitt etwas höher ist, als ich es von Festivals wie dem Melt, Hurricane oder Dockville gewohnt bin. Besucher in Bärenkostümen o.ä. sucht man genauso vergeblich wie Glitzerschminke oder andere „Partyaccesoires“, die mit aufs Festival geschleppt werden. Umso mehr spürt man mit viel Enthusiasmus das Publikum bei eigentlich jedem Auftritt, den ich mir angeschaut habe, dabei ist und die jeweilige Band feiert.
Und sonst so
Abgesehen von etwas Nieselregen am Donnerstagabend, herrschte optimales Festival- und Urlaubswetter, schließlich bietet das NOS Primavera die optimale Kombi aus Festival, Strand- und Städtetrip. Und auch ohne Festival ist Porto immer einen Besuch wert. Kulinarischer Tipp: Wer Lust auf junge portugiesische Küche hat, sollte unbedingt bei Miss Opo einkehren (am besten Tisch vorab reservieren).