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Festivalperle im Ruhrgebiet: Die Ritournelle in Bochum vereint unter dem Motto Noise und Lovesongs ein breites Spektrum elektronischer Musik in einzigartiger Industriekultur-Kulisse

Moderat, Peaches, Oneohtrix Point Never uvm. stehen dieses Jahr bei der Ritournelle auf der Bühne.

Nach erfolgreicher Premiere im letzten Jahr, findet die Ritournelle im Rahmen der Ruhrtriennale auch 2016 wieder statt. Unter dem Motto Noise und Lovesongs wartet in und auf dem Gelände rund um die Bochumer Jahrhunderthalle ein breites Spektrum elektronischer Musik vor der beeindruckenden Industriekulisse des Ruhrgebiets auf das Publikum. Wir haben mit Dramaturgen und Musik-Kurator Tobias Staab gesprochen, um mehr über die Ritournelle zu erfahren.

Für die diesjährige Edition der Ritournelle konnten die Macher u.a. die Berliner Electro-Pop-Lieblinge Moderat gewinnen, die momentan mit den Festivalshows zu ihrem Album „III“ das Publikum rund um den Globus begeistern. Nicht weniger beeindruckend sind die Auftritte der Kanadierin und Wahl-Berlinerin Peaches, die ihren postfeministischen Electro-Punk mit wilden Performances auf der Bühne zelebriert. Ein weiteres Highlight wird zudem der Auftritt von Oneohtrix Point Never sein, der dieses Jahr lediglich für zwei Konzerte nach Deutschland kommt.

Für die Tanzwütigen gibt es zudem mit der Wasserturm Stage, die in Kooperation mit dem Essener Club Goethebunker bespielt wird, eine spannende Anlaufstelle, wo Ben UFO, me, Lena Willikens, Ahmet Sisman und Quartier Midi bis in die frühen Morgenstunden für tanzbare Sounds zwischen House, Techno, Disco und Dubstep sorgen. Fast schon traditionsgemäß feiert die Ritournelle in diesem Jahr einen weiteren Labelgeburtstag. Nach 25 Jahren City Slang im letzten Jahr, feiert dieses Mal das Avantgarde-Label raster-noton seinen zwanzigjähriges Bestehen. Neben den Labelgründern Olaf Bender (aka Byetone) und Carsten Nicolai (aka Alva Noto) werden Kangding Ray und Grischa Lichtenberger als Live-Acts auftreten.

Klingt nach einem gelungenen Gesamtpaket? Finden wir auch und haben daher mit Kurator Tobias Staab ein wenig über die Hintergründe der Ritournelle geschnackt.

Testspiel: Ich bin vor etwa 10 Jahren aus dem Ruhrgebiet weggezogen. Unter anderem weil ich damals das popkulturelle Angebot als sehr eingeschränkt empfunden haben. Mit Ritournelle und der Ruhrtriennale scheint sich das zu ändern. Erzähl“™ mal, wie ist das gekommen?

Tobias Staab: In München, der vorherigen Wirkungsstätte des Ruhrtriennale-Intendaten Johan Simons, haben wir 2011 angefangen, Events mit elektronischer Musik in den Münchner Kammerspielen zu veranstalten. Als ich dann als Dramaturg und Musik-Kurator zur Ruhrtriennale, gekommen bin, hat mich unser Intendant Johan Simons gebeten, die „Ritournelle“ für das Ruhrgebiet zu adaptieren und neu zu konzipieren – und zwar auf die Ausmaße des Geländes der Jahrhunderthalle Bochum. Das haben wir gemacht und letztes Jahr erfolgreich Premiere gefeiert.

Das gelingt euch doch in diesem Jahr sicher wieder. Immerhin habt ihr mit Moderat einen starken, massentauglichen Headliner am Start. Gleichzeitig präsentiert ihr Künstler, deren Sound avantgardistischer und schwerer zugänglich ist. Möchtest du das Publikum bewusst fordern?

Natürlich werden viele Leute wegen Peaches, me und Moderat zu uns kommen, die es mit ihrem spannenden Entwurf von moderner Popmusik schaffen, die Massen zu bewegen. Aber mein Herz schlägt auch sehr für die sperrigen elektronischen Entwürfe des raster-noton Labels oder von Oneohtrix Point Never. Ich sehe es als unsere Aufgabe, die Besucher auch mit Musik in Berührung zu bringen, die sie vielleicht vorher nicht kannten. Diese Vielschichtigkeit macht die Ritournelle aus.

Vielschichtige Musik und natürlich die beeindruckende Kulisse.

Die Jahrhunderthalle ist natürlich enorm eindrucksvoll. Dadurch verorten sich die Künstler, die bei uns spielen, ganz anders, als bei einem Festival für das irgendwo auf einer grünen Wiese eine Bühne aufgebaut wurde. Auch unsere anderen Veranstaltungen, ob Theater, Musiktheater oder Konzerte, die wir im Rahmen der Ruhrtriennale machen, finden ja an Orten der Industriekultur statt. Die Philosophie des Festivals ist es, immer auch die Geschichte dieser Orte mit zu erzählen und die Performances mit den Räumen in einen Dialog treten zu lassen.

Dadurch, dass ihr Teil der Ruhrtriennale seid, werden viele Leute auf euch aufmerksam. Wie unterscheidet sich euer Publikum vom „normalen“ Club- oder Festivalpublikum?

Wir haben ein sehr gemischtes Publikum, das zum Teil von weit her anreist und sich aus ganz unterschiedlichen Generationen zusammensetzt. Da gibt es einige Leute, die sich nicht oder nicht mehr auf Festivals oder in Clubs rumtreiben und die nicht unbedingt häufig mit elektronischer Musik in Kontakt kommen. Dazu kommen die Club- und Konzertgänger aus dem Ruhrgebiet sowie auch viele Künstler der Ruhrtriennale wie etwa Regisseure, Schauspieler und Tänzer, die parallel an anderen Produktionen proben. Sie alle feiern zusammen am Eröffnungswochenende der Ruhrtriennale die ganze Nacht lang.

Eine letzte Frage: Gibt es etwas, das ihr in diesem Jahr besser machen möchtet? Gibt es etwas Neues, auf das sich die Besucher freuen dürfen?

Vor allem werden wir dafür sorgen, dass der Sound auf unserer Wasserturm Stage noch druckvoller wird. Außerdem arbeiten wir daran, mehr räumliche Nähe zwischen den DJs und dem Publikum zu schaffen. Und zu guter Letzt bespielen wir einen weiteren Indoor-Floor, den wir komplett in die Hände des raster-noton Labels geben, die dort ihr zwanzigjähriges Bestehen feiern. Die Turbinenhalle bietet dafür die perfekte Räumlichkeit.

Was: Ritournelle

Mit: Moderat, Peaches, Oneohtrix Point Never, raster-noton Showcase, me Live, Ben UFO, Lena Willikens, Ahmet Sisman, Quartier Midi

Wann: 13. August 2016, ab 16 Uhr, Konzerte ab 20 Uhr
Wo: Jahrhunderthalle Bochum

Tickets und weitere Informationen zu Ritournelle findet ihr auf der Website der Ruhrtriennale unter: www.ruhr3.com/rit

[Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit der Kultur Ruhr GmbH]