StartMusikFrenetisch: Motorama in Saarbrücken (Konzertbericht)

Frenetisch: Motorama in Saarbrücken (Konzertbericht)

Motorama am 14.04.16. in Hannover (c) Oliver Krapp

Motorama schweben gerade in zwei Welten. Einerseits hochgelobt und gefeiert, andererseits bleibt der große kommerzielle Erfolg weiterhin aus. Schon seit Jahren gelten sie als Geheimtipp und werden von einigen Medien trotz ihrer herausragenden Musik geradezu ignoriert.
Als die Veranstalter vom Haifischblut Collective die Band aus Russland für ein Konzert in Saarbrücken ankündigten, war die Begeisterung aber groß und die Show schon bald restlos ausverkauft. Der stadtinterne Tratsch nahm bis zum Stichtag am 17.04.16 immer mehr zu und ein kleiner Hype entstand in der deutsch-französischen Grenzstadt. Auch spannend war es, dass das Schiff Helena, das eigentlich als Theaterräumlichkeit genutzt wird, als Location her halten sollte.

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Also pilgerte das hippe Volk der Stadt an die Saar um sich bei mittleren Seegang von düsteren, aber tanzbaren Klängen berieseln zu lassen.
Es gab zwei Vorgruppen und man konnte noch ausführlich mit der Band schnacken, die bis dahin recht müde wirkte – schließlich hatten sie bereits einige Konzerte und lange Fahrten in den Knochen.

Motorama am 14.04.16. in Hannover (c) Oliver Krapp

Als sie dann begannen, stimmte zunächst einiges mit dem bislang so sauberen Ton nicht, doch schon nach dem zweiten Song, rechtzeitig zum beliebten Hit „Heavy Wave“, waren alle Problemchen behoben und auch die Band taute langsam auf. Im Laufe der Tracklist spielten sie sich und das Publikum in einen Rausch, der Sänger Vlad Parshin dazu veranlasste regelrecht auszubrechen. Auszubrechen aus der sonst so kühlen Aura und sie gleichzeitig wieder zu bestätigen. Immer wenn er zwischen den Songs vom Bass zur Gitarre wechselte und bedacht seine Brille abnahm, ahnten die Zuschauer schon was passiert. Er bearbeitete das Instrument wie ein Irrer und wirkte in seinem Auftreten wie aus einer längst vergangenen Zeit. Oder von einem ganz anderen Planeten, wo Musik die Existenz bestimmt und man im Rhythmus der Drums atmet und lebt.

Und als man glaubte, es könnte zu dem frenetischen Auftreten von Parshin keine Steigerung mehr geben, beendete er das Konzert schon nach nur einer Zugabe und einem gekonnten Wurf seiner Bassgitarre um den eigenen Körper. Das Publikum hätte sicherlich noch mehr vertragen können, doch trotzdem ging es mit einem wohligen Gefühl im Bauch und den eindrucksvollen Bildern des Abends im Kopf nach Hause.

Thanks @vlad_parshin @wearemotorama

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