Ich habe schon viele Interpreten gesehen, die in irgendeiner Form düster oder satanisch sein wollten oder sollten. Von bekennend satanistischen Death Metal Bands, über die Corpsepaint-Brigade im Black Metal, Horrorcore; naja und Marc Medlock – fragt nicht warum! Irgendwann verliert aber alles seinen Impact und so war ich mehr als überrascht, wie unheimlich, schon fast verstörend, Zeal & Ardor auf der Bühne performen.
Zeal & Ardor im Knust (alle Fotos: Tim Geßler/Instagram: @smartphonesat)Als Support eröffnete das finnische Lofi-Noise-Post-Metal-Duo NYOS die Bühne. Den beiden merkte man direkt an, wie heiß sie auf Gigs sind – viel Energie, viel Gefrickel und etwa eine halbe Stunde dröhnende Boxen. Auch wenn die musikalische Richtung nicht unbedingt auf den Main-Act gespiegelt werden konnte, zeigte sich das ausverkaufte Knust gut unterhalten.
Von „Sacrilegium I“ eingeleitet betraten dann sechs Gestalten in Roben die dunkle Bühne – Zeal & Ardor beginnen ihre Show. „In Ashes“ ist ein gemächlicher Einstieg, bis das erste Mal das Doublebass-Feuer einsetzt und die Gospel-Klänge in die Black Metal Richtung lenkt.
Mit dem zweiten Song „Servants“ fallen dann auch die Kapuzen und die wahnsinnige Light-Show setzt ein. Der Abend ist bestimmt von manischem, zweifarbigen Stroboskop-Gewitter, roten Scheinwerfern, die bei Schlägen der Bodentom, einem Herzschlag gleich aufflackern und Nebel.
Die Band setzt sich aus Schlagzeuger, Bassistin, Gitarrist, zwei Backing-Sängern und natürlich Mastermind Manuel Gagneux zusammen. Dieser wechselt beim Spielen der Songs fließend zwischen Gesang mit viel Seele, besessenen Screams aus tiefstem Herzen. Das Ganze hat stellenweise etwas von einem Besessenen. Die Songs gleichen einer art Exorzismus. Beängstigend und gleichzeitig zieht es einen in seinen Bann.
Neben der vorbildlichen Lightshow und der genialen Performance an sich, möchte ich hervorheben, dass ich noch nie einen so sinnvollen Einsatz einer Bodentom gesehen habe. Würde man das Ding bei Zeal & Ardor weglassen, würde die Musik nicht mal halb so gut funktionieren!
Nach einer Zugabe mit dem „Hit“ und Namensgeber des ersten Albums „Devil is Fine“ war dann auch Schicht im Schacht – habe ich irgendwas vermisst? Nein. Habe ich mehr bekommen, als ich erwartet habe? Ja!
Ich hoffe, dass Zeal & Ardor ihre doch eher unkonventionelle Genre-Fusion weiter perfektionieren und auch in Zukunft weiter die Bühnen der Republik unsicher machen – verdient haben sie die ausverkauften Venues auf jeden Fall!