Fynn Kliemann ist anders als viele andere Unternehmer:innen. Fynn Kliemann ist agiler, iteriert am offenen Herzen und wenn er Fehler macht, dann korrigiert er sie häufig transparent vor aller Augen. Sein in der Vergangenheit überwiegend sympathisches anders sein hat mich zum Kliemann Supporter werden lassen. Auch wenn mir recht schnell klar war, dass der Multiunternehmer eben auch nur Unternehmer ist, der möglichst viel Geld verdienen möchte. Ich war und bin enttäuscht über sein Vorgehen und selbst wenn sich am Ende herausstellt, dass er strafrechtlich kein Betrüger ist, werde ich ihm nicht mehr folgen oder seine Klamotten kaufen.
Breittreten wollte ich die Story hier jedoch weiter nicht und eigentlich hatte ich gehofft, keinen neuen Beitrag mehr zu seiner Maskenaffäre schreiben zu müssen (der Böhmannsland Supercut zählt nicht, der ist Satire), sondern nur den einen Beitrag der Vollständigkeit halber zu aktualisieren.
Aber anders ist eben auch Kliemanns Kommunikation. Nach seinen anfänglich völlig missglückten Reaction-Videos folgte das Es-tut-mir-leid-Aufräum-Video und sein umfangreiches Statement auf oderso.cool. Dabei wirkte er selbst ruhig, aufgeräumt und ich hatte den Eindruck, dass er seine Lektion hinsichtlich der Kommunikation gelernt hat und nun erstmal abwartet bis rechtlich alles geklärt ist (Gegen Kliemann läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts) oder sich zumindest ein wenig zurückhält. Anstatt dessen holt er zum Rundumschlag gegen die „woke, linke Szene“ und „wildgewordene Reporter“ aus. In einer Reihe von neuen Instagram-Video-Stories schimpft der Influencer auf Journalisten und Teile der „woken, linken Szene“ und sieht sich als Verschwörungs-Opfer. Hier ein Ausschnitt:
https://twitter.com/antonrainer/status/1538585772810719232
„Das Kliemannsland hat sich von Fynn Kliemann distanziert“
Am Ende seines Rants verlinkt er auf das neuste Video des „Kliemannslands“. „Das Kliemannsland hat sich von Fynn Kliemann distanziert“ heißt der Clip. In diesem zeigen Mitstreiter des Standortes, wie Kooperationspartner seit dem TV-Beitrag nach und nach absprangen. Ebenso wird in dem Video für das Event „25.06.2022 – Lass uns Treffen im Kliemansland“ geworben. Sie wollen weitermachen.
Hinter der ZDF-Berichterstattung wittert er sogar eine Intrige: „Ihr habt mich mit öffentlichen Geldern groß gemacht, dann hab ich nicht gespurt, und mit genau den gleichen Geldern soll ich jetzt zerstört werden.“ Das Motto des „Kliemannslands“ sei „sei, wer du willst“, aber genau das könne die Welt nicht akzeptieren. „Die wollen, dass wir uns dafür schämen, dass wir nicht ihren Normen entsprechen. Dass wir irgendwie anders sind.“
Tipp: Eine rechtliche Einordnung von wbs findet ihr unter den Updates hier.
Lieber Fynn
Lieber Fynn, von mir aus könnt ihr euch im Kliemannsland Raketen in den Hintern schieben und versuchen zu beweisen, dass die Erde flach ist. Meinetwegen könnt ihr auch für die Freiheit einen Pimmel ins Feld sprengen. Seid anders, aber bei den Vorwürfen gegen dich geht’s doch gar nicht darum, was ihr dort so treibt oder wie anders ihr seid, sondern darum, ob du unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Geld mit Masken verdient hast. Nach zumindest einer Strafanzeige laufen nun Ermittlungen gegen dich. Von deren Ergebnissen hängt es ab, ob du dich vor Gericht verantworten musst. Kannst du bis dahin nicht einfach die Klappe halten oder dich zumindest zurückhalten und dich nicht als Opfer inszenieren?
Liebes Kliemannsland
YouTube-User Start hat einen tollen Kommentar unter eurem Video verfasst:
„Von außen betrachtet entsteht bei mir, bei allen tollen Bildern und Worten, dennoch der Eindruck, das Kliemansland ist ein Wirtschaftsunternehmen.
Ihr verkauft ein Produkt um den Standort und eure Mitarbeiter zu bezahlen. Und wie bei den meisten Unternehmen in der Gründungsphase, muss der Gesellschafter Geld in das Unternehmen investieren, anstatt Gewinne abzuschöpfen. Das Unternehmen ist mit den Jahren erfolgreich geworden und konnte wachsen.
Eurer Produkt ist eng mit der Marke „Kliemann“ verbunden. Man spricht hier auch von einem Ankerrisiko. Diese Marke liegt aufgrund des öffentlichen Drucks in Scherben und die Nachfrage nach eurem Produkt ist innerhalb weniger Tage dramatisch eingebrochen.
Die Geschäftsleitung und Gesellschafter tragen die primäre Verantwortung für das Unternehmen und ihre Mitarbeiter. Ihr seid in einer sehr schwierigen Situation, da eure Geschäftsgrundlage von einem auf den anderen Tag weggefallen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass ihr schon eine gewisse Unternehmensgröße erreicht habt.
Was bleibt einem Unternehmen in so einer Situation übrig?
Die Lage aussitzen und hoffen, dass sich die Marke „Kliemann“, mit der man eng verbunden ist, wieder erholt? Dieser Prozess kann Jahre dauern. Solange die Staatsanwaltschaft gegen das Gesicht der Marke ermittelt, wird sich die öffentliche Meinung nicht wenden. Ohne also sich drastisch zu verkleinern, den Geschäftsbetrieb einzufrieren oder auf gewaltige Liquiditätsreserven zu sitzen, wird es nicht gehen. Und dann ist noch immer nicht klar ob die Marke in Zukunft wieder positiv assoziiert wird.
Bleibt noch das Geschäftsmodell zu ändern. Hierzu wäre es mE notwendig sich von der beschädigten Marke „Kliemann“ zu trennen. Das schließt in diesem Fall auch den Gesellschafter mit ein. Ein Unternehmen kann sich nicht von seinem Eigentümer distanzieren. Das wird auch in eurem Video deutlich. Ihr müsstet auch nach außen auf eigenen Beinen stehen und eure eigene Marke aufbauen.
Das sind meine 5 Cent nach allem, was ich von außen mitlesen konnte. Selbstverständlich könnt und dürft ihr nicht über sämtliche Interna reden.
Aus dem Video entsteht aber leider bei mir der Eindruck, dass sich die Leitung für einen sehr schwierigen Weg entschieden hat.
Zum Video selbst musste ich sehr stark an die letzte GameOne Folge denken. Alle sind sehr mitgenommen ob der schlechten Neuigkeiten und der ungewissen Zukunft. Viele Recaps guter Erinnerungen etc. Das gab damals viel positive Aufmerksamkeit.
In eurer Lage wird das aber vermutlich nicht so gut funktionieren. Das ZDF hat in seiner Berichterstattung sehr akribisch Belege zusammengestellt und veröffentlicht. Und natürlich färbt das auf das Kliemannsland ab. Dafür steht der Gesellschafter mit seinem Namen am Hof. Die gesellschaftliche Kritik am Geschäftsgebaren von Herrn Kliemann ist immens hoch.
Im Video versucht ihr Mitleid beim Zuschauer zu erwecken und stellt euch bewusst in eine Opferrolle. Das funktioniert aber nicht wenn die Geschäftsleitung (im Büro) verkündet „natürlich stehen wir hinter Fynn“. Das führt die Aussagen zur Distanzierung von zwei Mitarbeitern (draußen) ad absurdum.
Zum Schluss gibt es noch ein paar Happen Hoffnung und Durchhalteparolen garniert mit Clips von der Person, die in der öffentlichen Kritik steht und die Krise letztendlich zu verantworten hat.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass ich die Idee Außenseitern der Gesellschaft (nicht wertend gemeint) einen Ort zu Entfaltung und ggf. auf einen Arbeitsplatz zu bieten, richtig gut finde und es einen Mehrwert für die Gesellschaft bieten kann.“
Word.