Nach vier intensiven Reeperbahn Festival Tagen ging es für mich direkt für zwei in den Urlaub. Ausspannen, möglichst viel offline sein und auch mal wieder in Ruhe ein Buch lesen. Im Gepäck hatte ich daher Mobys Autobiografie „Porcelain“, die Anfang des Sommers erschienen ist. Spätestens nachdem ich die schöne Kurzdoku zum Buch gesehen hatte, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Auch wenn ich Mobys musikalisches Schaffen in den letzten Jahren eher rudimentär verfolgt habe, hat in jungen Jahren seine Musik meine interesse an elektronischer Musik geweckt. So kann ich mich beispielsweise noch gut daran, wie ich mir mit 14 Jahren zunächst die falsche Single von „Feeling So Real“ kaufte, die statt des Originals den Remix von Westbam enthielt. Danach war ich dann also auch mit dem Konzept des Remixes vertraut. Außerdem lese ich als bekennender New York Fan immer gerne Berichte aus Zeiten, als die Stadt noch deutlich rauer und nicht so überteuert wie heute war und in Manhattans heruntergekommenen Vierteln Wohn- und Arbeitsraum für Künstler und Kreative noch bezahlbar war.
Anders als viele andere Musiker hat Moby, Urenkel von Herman Melville, seine Lebensgeschichte keinem Ghostwriter in die Feder diktiert, sondern selbst geschrieben. Das ist dem heute 51-jährigen, der Ende der Achtziger aus einer Kleinstadt in Connecticut nach New York zogm, um DJ und Musiker zu werden, sehr gut gelungen. Moby schreibt sehr spitz und erzählt seine Geschichte anhand jeder Menge lustiger und zum Teil absurd komischer Anekdoten, ohne die traurigen und schwierigen Episoden seines Lebens zu verschweigen. Dem Übersetzer Jürgen Neubauer ist es wunderbar gelungen Mobys humorvolle Schreibweise ins Deutsche zu übersetzen.
Nachdem Moby die Zeit seiner Kindheit und Jugend relativ kurz abhandelt, springt er schnell in die Zeit, als er anfängt Musik zu produzieren – zunächst in einer besetzten, leerstehenden Fabrik in Darien, Connecticut und ab Ende der Achtziger in New York. Dem vegan und abstinent lebenden Moby gelingt es nach seinem Umzug nach Manhattan recht schnell als DJ zu Fuß zu fassen. Sein Track „Go“ wird 1991 zum Top Ten Hit in UK, was ihm zum internationalen Durchbruch verhilft. Fortan spielt Moby auf Raves in der ganzen Welt, von denen er die besten Stories in seinem Buch zusammengetragen hat. Nach acht Jahren der Abstinenz wird Moby zudem zum „Alkohol-Fan“, was die Geschichten zum Teil noch komischer macht. Das Buch endet, als Moby die ersten Demos zu seinem fünften Album „Play“ aufnimmt. Zuvor hatte er das düstere Hardcore-Punk Album „Animal Rights“ herausgebracht und damit seinen Fans ordentlich vor den Kopf gestoßen. Moby glaubt zu diesem Zeitpunkt, dass „Play“ floppen und sein letztes Album werden wird. Mit 12 Millionen verkauften Exemplaren kam es dann doch ganz anders.
„Porcelain“ von Moby ist im Juni bei Piper erschienen.