Endlich widmet sich mal einer den brennenden Fragen, die uns Musiker jeglicher Stilrichtung seit Jahrzehnten um die Ohren gehauen haben. Genau genommen sind es nicht einer, sondern zwei Autoren, die sich auf die Suche nach Antworten gemachten haben, um endlich zu klären, was von ABBA bis Zappa nicht beantwortet werden konnte. Marc Baumann und Hakan Tanriverdi, Journalisten bei der Süddeutschen Zeitung und deren Online-Ableger, haben für „Should I Stay Or Should I Go“ Studien gewälzt, Experten befragt, gegoogelt oder einfach mal den gesunden Menschen walten lassen. Herausgekommen sind 190 Seiten Antworten ganz unterschiedlichen Charakters. Neben praktischer Lebenshilfe, wie einer hilfreichen Wegbeschreibung von San Francisco nach San Jose mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Burt Bacharach – Do you know the way to San Jose?) oder klaren Auskunft dazu, wie mit betrunken Seeleuten zu verfahren ist, die einem Hamburg Besucher möglicherweise auf der Reeperbahn in die Arme laufen (Dubliners – What shall we do with drunken sailor?), findet sich in den kurzen Texten, die zu jedem Song herausgearbeitet wurden, auch jede Menge knallhartes Fakten- und Studienwissen, mit dem man bei jedem Party Smalltalk ordentlich beeindrucken wird.
Ich finde die Idee von Tanriverdi und Baumann hinter „Should I Stay Or Should I Go“ super und glaube, dass es vielen Musikliebhabern ähnlich gehen wird. Zum überwiegenden Teil ist den beiden Autoren die Ausarbeitung und die damit verbundene Recherche sehr gut gelungen. Nur selten wirken manche der Antworten für meinen Geschmack etwas zu konstruiert, was natürlich auch den absurden Fragen mancher Künstler geschuldet ist (The Cure – Why can“™t I be you?). Dem Lesevergnügen an sich ist das jedoch wenig hinderlich. Schließlich sind die Texte knapp ausformuliert und es geht schnell von einem Song zum nächsten, so dass es schwerfällt das Buch wieder aus der Hand zu legen (einer geht noch). Meine einzige, wirkliche Kritik richtet sich dann auch weniger an die Autoren als an die Gestalter des Buchs. Während das Cover noch recht ansprechend daher kommt, überzeugt mich die Ausgestaltung im Inneren überhaupt nicht, was sich vor allem auf die lieblose Auswahl der Künstlerfotos bezieht, die jedem Text zur Seite stehen. Da wäre durchaus mehr drin gewesen.
Wenn ihr also noch kurzfristig auf der Suche nach einem Geschenk für den Musiknerd im Familien- oder Freundeskreis seid, sei euch „Should I Stay Or Should I Go“ auf jeden Fall ans Herz gelegt. Falsch macht ihr damit definitiv nichts, außer dass ihr hinterher für nervige Ohrwürmer verantwortlich seid, und im Zweifel sorgt ihr sogar für unterhaltsamen Gesprächsstoff.
Should I Stay Or Should I Go ist vor Kurzem im Heyne Verlag erschienen.