Es fällt schwer, über „The Feast Of The Broken Heart“ zu schreiben, ohne dieses merkwürdige Cover zu erwähnen. Was will uns Andy Butler damit sagen? Der Endzustand der Retromanie ist erreicht? Ganz früher war alles besser? Musikalisch schlägt sich die optische Ausrichtung glücklicherweise nicht nieder. Spekuliert wurde dieses Mal vorab über ein intensives Bad in den Neunzigern plus beiläufigem Flirt mit Eurodance. Rein logisch betrachtet wäre es die folgerichtige Fortführung des bisher Erreichten geworden. Auf dem Debüt entwickelte Butler einen Sound an der Schnittstelle zwischen Disco und House und generierte genau dort gewaltige Hits. „Blue Songs“ verschob die Grenze dann in Richtung 80er House, blieb dem Erfolgsrezept aber im Großen und Ganzen treu.
Etwas anderes lässt sich auch nicht über „The Feast Of The Broken Heart“ sagen. Butler selbst wollte die Platte rau und hart klingen lassen, sich an Techno orientieren. Diese Aussage kann man getrost zu den 90er Spekulationen stecken. Ab und an klingen die Songs tatsächlich ein wenig härter, bleiben aber immer im etablierten Koordinatensystem der Band. Auch theamtisch orientiert sich die Platte an den Vorgängern: es geht wie immer ums Feiern ebenso wie um (sexuelle) Freiheit und um verschwimmende Geschlechtergrenzen. Das gilt auch für die vier neuen Sänger, die sich stimmlich nicht zwischen männlich und weiblich festlegen müssen. John Grant, Rouge Mary, Gustaph und Krystle Warren heißen die Kollaborateure dieses Mal. Wie bei „Blue Songs“ bleibt eine Überraschung a la Antony Hegarty aus. Natürlich kann man diese Tatsache bedauern; aber so spiel Butler nunmal das Spiel.
Und die neuen Sänger tun den Stücken durchaus gut. John Grant veredelt das verschrobene „Liberty“ und das Highlight „I Try To Talk To You“, Krystle Warren zeigt sich vielseitig im ruhigeren „The Light“ sowie im bissig im nach vorne donnernden „My Offence“. Auch Rogue Mary erhält einen ruhigeren Track, nämlich das abschließende „The Key“ – ebenfalls einer der besseren, weil abwechslungsreicheren Songs des Albums. Der sanfte Gustaph landet mit „Do You Feel The Same?“, der ersten Single des Albums, vermutlich den größten Hit der Platte – der natürlich wieder nicht ganz an „Blind“ heranreicht. Aber was sollen eigentlich die ewigen Vergleiche mit gestern? Hercules And Love Affair werden nicht müde und liefern immer noch ab. Auch wenn die Musik langsam etwas routiniert klingt: so vorbildlich wie Butler führt auch 2014 niemand House und Pop zusammen. Die Party geht weiter.
Die Kollegen von Pitchfork haben das Album übrigens im Stream. Hier gibt es außerdem das Video zu „I Try To Talk To You“ zu bestaunen: