StartKritikenHiob & Morlockk Dilemma "Kannibalismus jetzt"- Kritik

Hiob & Morlockk Dilemma „Kannibalismus jetzt“- Kritik

Die Leiden des jungen Morlockks aka von Goethe zum Ghetto.

Wenn ein Jugendradio des Bayerischen Rundfunks eine Ranking Liste erstellt, wo der Wortschatz-Umfang deutscher Rapper mit dem von Goethe verglichen wird, dann ist es erstmal schön, dass die Feuilletonleser und andere Menschenmassen erfahren, dass es einen Rapper gibt, der mehr Worte kennt, als „Mutter“, „fick deine“ und „Hurensohn“.  Schön auch, wenn er Goethe vom ersten Platz verdrängt und auf den Namen Morlockk Dillemma hört.

Zuhause pflegt und hütet er seinen Wortschatz und feilt an komplizierten Worten, Reimketten und einem nicht enden wollenden Wortfluss. Das kommt dann dabei heraus:

Willkommen in Sodom und Gomorrha, zwischen Koks und Dosenstechen
Wo am Monatsende Drogentote Modedrogen strecken
Es gibt keine Logenplätze in dieser Großstadtoperette
Wo man dir den Kopf abtrennt mit ’nem Raviolidosendeckel
Du sitzt Toblerone fressend in ’nem großen Ohrensessel
Tippst ins Motorola Texte und hörst Pokemonkassetten
Deine Hoe ist grobmotorisch und vom Chloroform geplättet
Und sieht die Welt in monochromen Stroboskopeffekten
Die Hood wird dominiert von Bonobos mit Chromosomdefekten
Die im Sog von Rohypnol das Gewaltmonopol besetzen
Das Leben ist ein Hurensohn mit Borrelioseflecken
Ein Sturz ins Bodenlose, der dich nicht auf rote Rosen bettet.
(Song: Notarzt)

Ja, Hurensohn“ kann er auch. Und Beats produzieren. Und Reime. So viele, dass noch vom letzten Album „Kapitalismus jetzt“ genug übrig geblieben sind, um sie für das neue zu verwerten. Zusammen mit seinem Partner Hiob entstanden 5 neue Tracks, die sich zwischen den älteren neu geremixten Liedern einreihen. Am Mikro hielten sich FloMega, Karate Andi, Audio 88 und Yassin auf. Die letzten beiden liefern hier einen Nachfolger zum HIt „Die Bestesten“. An den Reglern schraubten Dexter, Suff Daddy, Brenk Sinatra, Hieronymuz und Morlockk den Soundtrack  „für „die Flaterate-Party in den Kollaps“.

Liedgut-Analyse hin und her, Hedonismus, Retrofuturismus, Gesellschaftskritik an oder aus –
Fakt ist, dass diese deutsche Rapmusik akustisch wie auch inhaltlich ihre eigene besondere Farbe hat. Als Malermeister verkleidet steht Morlockk hämisch grinsend vor der grauen Deutschrap Betonblocksiedlung und bewirft sie zusammen mit Hiob tonnenweise mit Farbbomben. Goethe guckt dabei stolz lächelnd von oben zu und lacht sich in sein Faust Fäustchen.

Kannibalismus jetzt? Hab ich zum Fressen gern!
Ganz besonders „Sekt“, „Mutterliebe“, „Emmanuelle“ und „Notarzt“.

Eine audiovisuelle Kostprobe:

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Das große Fressen geht ab dem 6.3.2015 weiter und hier könnt ihr euch mit der CD und Doppelvinyl satt machen.