StartInterviews"Ich bin ein totaler Gefühlsdussler": Jesper Munk im Interview

„Ich bin ein totaler Gefühlsdussler“: Jesper Munk im Interview

Jesper Munk im Interview (Foto: Björn Buddenbohm)

Wir sitzen mit Jesper Munk im Molotow auf dem Kiez. Der junge Kerl mit Blues im Gepäck ist mit seinem Album „Claim“ auf Tour und Hamburg ist alles andere als seine erste Station in diesem Jahr. Nonstop unterwegs der Junge.

Hey Jesper, wir haben 15 Minuten um eine Beziehung aufzubauen. Eigentlich wollte ich mit Dir einen trinken gehen aber Du hast ja keine Zeit.

Leider nicht. (lacht laut)

Bei Dir war 2016 einiges los. Du warst in New York, L.A., Kanada. Du warst auf Tour, u.a. als Support mit Kraftklub aber auch mit Silbermond.
(An dieser Stelle bricht Jesper in Gelächter aus, der Tonmann hinter mir ist der Auslöser. Scheinbar ein Insider)
Interessante Mischung. Was davon willst Du uns erzählen?

Ich glaube, auf verschiedenen Levels waren das alles besondere Erfahrungen. Kanada war schon sehr besonders, weil wir noch nie vor einem Native Speaker Publikum gespielt haben. Dann gleich drei Mal am Stück während der „Canadian Music Week“, das war schon irgendwie ´ne geile Erfahrung. Und ich mag die Kanadier echt gerne, ist wie so´n bisschen das aufrichtigere USA. Voll angenehm. Toronto ist auch eine geile Stadt.

Und L.A.?

In L.A. war ich zum schreiben. Ich habe ja produziert mit Mocky (Feist), für Claim, und auch ein bisschen geschrieben natürlich. Und hab mich gefühlt, als hätte ich noch nicht abgeschlossen mit der L.A. Geschichte. Also bin ich da nochmal hingefahren und wollte mit Mocky schreiben und Ideen erarbeiten. Er war der „go“ Typ für mich.

Hast Du nicht auch konkret an Deinem neuen Album gearbeitet?

Auch, ja. Voll. Wir haben uns an neuen Songs probiert, in welche Richtung es gehen kann, ganz Basic, vom Grundgerüst hergesehen. Aber ganz konkret würde ich das nicht nennen, ich weiß noch nicht, was davon auf dem Album landet. Das war aber schon der Plan dabei, ja.

Klingt nach künstlerischer Freiheit. Gibt es noch kein Release Datum?

Ähm, nee. Es gibt noch kein festes Datum… aber nächstes Jahr sollte es rauskommen. So, im Frühjahr.

Lukas von Stein, ein Filmemacher aus München hat eine Doku mit Dir gedreht, bzw. ist noch dabei. Wie ist denn der Stand der Dinge?

Mmmmh. Ist noch dabei. Jesper zeigt in Richtung Kameramann.

Ach, Hallo!

Jesper Munk im Molotow (Foto: Björn Buddenbohm)

Ich realisiere irgendwie erst jetzt, dass wir Teil der Doku sind.

Wie weit seid ihr denn?

Jesper: Ja. Wie weit sind wir denn… Sach ma´!
Lukas: Die Idee war, die Geschichte mit der Beendigung des Albums abzuschliessen. Die Fertigstellung im Studio, nicht mit dem Release. Und das war mal für September diesen Jahres geplant..
Jesper: Das stimmt, ja. (lacht)
Lukas: Und dann Dezember, jetzt wird’s wahrscheinlich der Januar, solange wird noch gedreht und dann gehts in Schnitt. Das wird nochmal so zwei, drei Monate dauern.

Klingt spannend.

Ja, ich bin auch sehr gespannt. Vor allem, ich kriege ja keinen Einblick. Weil, der Lucas einfach so ein schlechter Mensch ist (lacht laut), sodass er mir nur ganz selten so kleine Häppchen zu sehen gibt.

Und das macht Dich ein bisschen wahnsinnig?

Ja.

Jeder macht also seins.

Jesper: Ja. Wenn das der Sache dienlich ist, dann muss ich mich dem wohl fügen. (grinst) Ich würde sagen, wir haben uns aneinander gewöhnt. Diese Kamerasituation ist nicht mehr ganz so „weird“.
Lukas: So, ich mach mal die Kamera aus und dann antwortest Du mal ehrlich, Jesper.
Jesper: Ja genau. (grinst)

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Sag mal, den Blues hat Du ja quasi von Deinem Vater…

Nope.

Ich meinte eher die Einflüsse. Den Bass in Deiner Stimme bringst Du ja schon selbst mit. Glück gehabt. Sonst müsstest Du Pop oder so machen.

Das wär schrecklich, ja. Also, nein, kann natürlich auch gut sein. Aber nee, ich bin mit Musik aufgewachsen, mein Vater ist auch Musiker, hat aber eher so Punk und New Wave und auch so Pop für Erwachsene entwickelt, und im Moment macht er „Fuck Yeah“. Ich bin schon musikalisch sozialisiert und aufgewachsen in dem Kontext, hab aber bis ich sechzehn war kein Instrument gespielt. Hab dann angefangen in einer Band als Bassist zu spielen. Was mir eigentlich anfangs gegen den Strich ging, weil dass das gleiche, was der Papa gemacht hat. Fand ich irgendwie… (stockt)

Und trotzdem ist das am Ende bei Dir angekommen und war offensichtlich genau richtig?

Ja, voll. Es hat echt alles verändert.

Deine Songs sind voll Leidenschaft, Schmerz, Sehnsucht. Bist Du ein sensibler Mensch?

Ja, voll! (lacht) Voll der Gefühlsdussler.

Immer, ständig und dauernd oder phasenweise?

Hmm. Phasenweise kann ich besser damit umgehen, phasenweise schlechter. Aber eigentlich, joah – I managed.

Und das fließt dann in die Musik ein?

Mit Sicherheit.

Das hört man.

Oh, gut! Das es auch positiv ist und nicht nur einen total verwirrenden Effekt hat.

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Auf das Gute komme ich jetzt zu sprechen. Glaubst Du, dass man auch mal so richtig leiden muss, um gut sein? In „Clean“ singst Du ja „There´s no rehab for lovers“..

Ich glaube, das man ab und zu grundlegend leiden muss, um wertzuschätzen, wenn man glücklich ist. Ich glaube, es ist hilfreich beide Spektren emotional zu kennen. Vor allem, weil es ja eigentlich nur eine Gefühlswelt ist, die ich wiedergebe. Um sich da halt ausbreiten und ausdrücken zu können. Also, auf jeden Fall, ja.

Nicht immer nur rosarot und think positiv.

Genau.

Es ist ja oft so, dass die Texte besser sind, wenn es dem Schreiber dreckig geht.

Ich kenne es halt von mir selber, dass das halt so ´ne Notwendigkeit herstellt, dass du schreibst. Das du halt öfter in Situationen, in denen du eher schlecht drauf bist, am Stift bist, weil es diese Art von Selbstreflexion darstellt. Und wenn ich irgendwie happy bin und alles ist herrlich, dann gehe ich raus und lebe ganz normal mein Leben und vergesse dann manchmal ´nen Song darüber zuschreiben, auch wenn´s gerade schön war. Ich glaube, es ist einfach eher ein Gefühl, was man in Songs steckt.

Apropos Gefühl und Herz. Hamburg oder München? Einer Deiner Songs heisst „Reeperbahn“.

Hahaha, ja. Nee, es ist nie ´ne Entscheidung, ich liebe beide Städte. Dann gibt´s manchmal Ecken oder Situationen, wo die Stadt einem auf´n Sack geht.

Sind die sehr unterschiedlich, Hamburger und Münchner?

Auf jeden Fall! Voll. Ganz andere Nummer. (lacht)

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage. Gehen wir beim nächsten Mal aufn Kiez einen trinken?

Nächstes Mal gehen wir einen trinken, ja.

Jesper Munk – aktuelles Album „Clean“ Warner Music/ neues Album VÖ geplant für Frühjahr 2017