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Im Studio mit Pari San

Parissa & Jennifer

Vier Bands haben es in die letzte Runde des yourfone Songcontests geschafft. Zwei der Top 4 Künstler für die Roadshow wurden durch die Community bestimmt, die anderen beiden Künstler wurden direkt durch die Jury nominiert. Die vier Finalisten müssen nun ihre Version des neuen Titelsongs für yourfone im GAGA Studio in Hamburg einspielen, um sie später wieder der Community zu präsentieren, und sich erneut dem Voting zu stellen. Ich bin Jury-Mitglied und werde mich mit allen vier Bands in Hamburg treffen.

Den Anfang machen Pari San. Pari San ist eine Band aus Freiburg, die 2012 von Paul Brenning und Parissa Eskandari gegründet wurde. Auf Facebook erfahren wir über Pari San:

Gemeinsam modellieren sich diese zwei Welten aus Stimmen, Tönen, Melodien und Beats, ein Teppichgeflecht, bei dem die Muster ein wenig durcheinander scheinen. Daraus ergeben sich echte Ohröffner, die sich durch Detailreichtum, Organik, Beatboxdesign und einzigartigen Gesang auszeichnen. Die Stücke bestehen zunehmend aus Melodieloop-Fragmenten, die sich mit Phasen von Soundeffekten abwechseln, und haben bezeichnend düstere Titel. Eine eigentümliche spirituelle Stimmung kommt auf, Rückwärtsbotschaften gepaart mit Beatbox Loops, Soundmanipulationen und eingängigen Hooks geben einer ungeahnten Ästhetik freien Lauf.

Mit ihrem Song „We All“ konnten sie die Jury überzeugen und wurden direkt von ihr in das Finale gewählt.

https://soundcloud.com/parisan/we-all

Pari San machen also nicht unbedingt die Art von Musik, die man im Rahmen dieses Songcontests erwarten würde. Umso mehr freue ich mich auf das Treffen mit Paul und Parissa und ihre Interpretation des Songs. Als ich das GAGA Studio in Hamburg Eidelstedt erreiche, kratzt die Sonne schon an den Häuserdächern. Hier haben Die Ärzte, Motörhead, Udo Lindenberg, Brian Eno, Beatsteaks, Underworld, Robbie Williams und viele andere Künstler und Bands aufgenommen.

Paul und Parissa haben schon einen langen Tag im Studio hinter sich. In einer der Drehpausen für die Web-TV Folge haben die beiden etwas Zeit für mich. Man merkt den beiden die Anstrengung der letzten Stunden an, dennoch sind die beiden sehr freundlich und es macht Spaß, mit ihnen zu plaudern.

Wie fühlt Ihr Euch im Moment?

Parissa: Gut, ich habe Lust, heute Nacht zu tanzen, einen zu trinken und ein bisschen zu entspannen.

Und Du Paul?

Paul: Ja, auf jeden Fall. Das ist auch ein so ein Wunsch von mir. Ein wenig abschalten und entspannen.

Mit welchen Erwartungen habt Ihr die Reise hierher ins Studio angetreten?

Parissa: Ach, eigentlich gar keine. Wir waren einfach nur gespannt, was jetzt passiert.

Paul: Absolut.

Parissa: Es war ja auch so, dass uns ein Freund angemeldet hat. Der René, der auch ein bisschen Booking für uns macht, hat uns hier einfach und ohne unser Wissen angemeldet. Und wir mussten uns dann in einer Stunde entscheiden, ob wir hier mitmachen oder nicht. Dann haben wir einfach gesagt: „Ja, machen wir.“

Ihr habt also auch erst ganz spät davon erfahren, dass Ihr eine Runde weiter seid?

Parissa: Ja, René rief uns an. Er erzählte uns, dass er uns angemeldet hat, dass wir eine Runde weiter sind und wir uns entscheiden müssen, weil wir durch die Jury gewählt wurden.

Paul: Und, dass es nächste Woche los geht.

Parissa:
Genau.

Paul:
Wir haben so eine Kurz-Tour durch Berlin nächste Woche und spielen bei Radio Fritz am Sonntag. Nun ist das alles super knapp, denn wir wollten eigentlich noch ein neues Live-Setup proben. Und dann ruft René an und dann haben wir das Angebot halt irgendwie wahrgenommen.

Ist das Euer erster Songcontest?

Beide: Ja.

Paul: Wir kannten das Format vorher auch nicht und das war jetzt wirklich alles ziemlich überraschend, aber wir haben uns darauf jetzt eingelassen und auch den Song bearbeitet.

Eure Musik hat einen gewissen Art-Faktor. Der Songcontest ist ein kommerzielles Projekt und es geht konkret darum für einen Mobilfunkanbieter einen neuen Werbesong zu finden. Wie passt das mit Pari San zusammen?

Parissa: Ich habe mich am Anfang sehr schwer getan. Ich wusste ja auch gar nicht, was auf uns zukommen wird.

Paul: Man muss aber auch sagen, dass wir zwar diesen Song als Vorlage hatten, aber die Bearbeitung war völlig frei. Wir schreiben unsere Stücke selbst und im Prinzip war das hier für uns eigentlich wie so eine Cover-Bearbeitung. Da war also dieser Song für diesen Anwendungszweck, aber…

Parissa: Nee, ich finde, wir haben gar keine Cover-Bearbeitung gemacht. Wir haben voll unsere eigene Version aus dem Song gemacht.

Paul: Das mein‘ ich ja.

Also Eure eigene Interpretation des Songs?

Parissa: Ja, auf jeden Fall.

Paul: Genau, wir haben die Melodie umgeändert, wir haben verharmonisiert. Wir hatten alle Freiheiten und es war auch nicht so, dass Pari jetzt auf einmal die Funk-Sängerin rauslassen musste. Wir haben den Song so bearbeitet, dass wir uns damit auch wohl fühlen. Das war mir auch sehr wichtig.

Habt Ihr Euch denn auch mit den anderen Finalisten befasst?

Paul: Nee. (Pari lacht.) Ich habe die auf jeden Fall einmal angehört. Und, ja.

Parissa: Du hast mir ein bisschen was gezeigt.

Paul: Ja, so nach dem Motto „guck mal, die machen da auch mit“. Aber das war es dann auch schon.

Habt Ihr ne‘ Meinung zu den anderen Finalisten?

Parissa: Ich bin mal gespannt, was die für Versionen machen.

Paul: Ja, die sind auch in einem anderen Genre unterwegs als wir. Mehr oder weniger machen die alle Pop.

Wie muss denn Musik klingen, die Euch begeistert?

Parissa: Die muss einfach berühren, ganz tief berühren. Also entweder kitzeln, kribbeln oder am Herzen berühren. Es muss emotional etwas passieren. Welche Musikrichtung ist dabei völlig Wurst.

Ist zum Berühren Text wichtig oder geht Berühren auch ohne Text?

Parissa: Es geht auch ohne Text. Ich hab erst letztens die CD von einer Sängerin gehört, deren Namen mir gerade nicht einfällt, die in ihrer eigenen Fantasysprache singt. Die Sprache gibt es also eigentlich gar nicht, aber mich hat ihre Musik so berührt. Ich finde Text also nicht unbedingt wichtig.

Oder man hat eine ganz klare Message, dann ist Text wiederum wichtig, wenn man z.B. etwas ganz spezielles zu sagen hat, wie z.B. zu einem politischem Thema oder Homophobie. Dann ist Text schon wichtig.

Ich möchte noch einmal zurück zum Song. Ihr habt einen sehr eigenen Stil und vermutlich auch einen hohen künstlerischen Anspruch. War die Arbeit an dem Song eine Herausforderung für Euch?

Paul: Ja, weil wir sonst nur eigene Stücke komponieren und dabei haben wir natürlich die komplette Freiheit. Hier hatten wir eine textliche Vorgabe und musste uns auch auf etwas einstellen. Das ist natürlich eine ganz andere Arbeit.

Parissa: Ich fand es war auch die Herausforderung die Emotion von jemanden anderen in meine eigene zu packen, eine eigene Welt daraus zu schaffen. Das war auf jeden Fall sehr spannend. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht.

Ihr macht elektronische Musik mit Beatbox und Gesang und mich würde interessieren, wie Ihr Euch gefunden habt?

Paul: Wir haben uns 2009 über viele Freunde in Freiburg kennengelernt.

Parissa: Ich habe ein halbes Jahr in Freiburg studiert.

Paul: Und jeweils unterschiedliche Freunde von uns haben gesagt, dass wir uns mal kennenlernen sollten, weil wir zueinander passen würden. Irgendwann haben wir uns dann mal über drei Ecken getroffen und so war es dann.

Bermerkenswert, denn Beatbox und Gesang passen nun auf Anhieb nicht unbedingt zueinander.

Parissa: Stimmt, aber wir waren beide sehr experimentierfreudig.

Paul: 2009 haben wir uns kennengelernt. 2011 haben wir uns wieder getroffen, nachdem Pari nach Hamburg gezogen ist und dann hat das alles angefangen. Wir haben uns im Studio eingeschlossen und nicht mehr aufgehört. Später haben wir dann einen Studienmöglichkeit für Pari in Freiburg gefunden.

Parissa: Ja, wir haben erstmal ein Jahr Fernmusik gemacht. War cool.

Paul: Immer Hamburg Freiburg. Und seit 2012 machen wir das jetzt eigentlich gemeinsam in Freiburg und haben uns intensiv mit unserer Platte beschäftigt, die jetzt ja auch fertig ist.

Wenn ihr den Songcontest gewinnt?

Paul: Dann freuen wir uns. Wir sind jetzt dabei. Und die ganze Erfahrung möchte ich eigentlich erst hinterher bewerten.

Leider müssen Paul und Parissa wieder zurück ins Studio zu Jennifer Weist, Andreas Türck und Henrik Menzel. Ich habe noch kurz Gelegenheit, sie nach guter und neuer Musik zu fragen, die sie empfehlen können, denn schließlich machen wir einen Musikblog. Die beiden hören gern Alt-J, James Blake und auch The Knife sowie Fever Ray. Alles eher alte Bekannte von uns im Blog. Mit Moses Sumney aus L.A. konnte ich den beiden dann doch aber noch einen für uns noch unbekannten Künstler herauskitzeln.

Wenig später begleitet Paul Parissas schönen Gesang am Flügel und beatboxt gleichzeitig dazu. Pari San unplugged quasi. Das war ich zu hören bekomme, klingt ganz wunderbar. Viel bekomme ich leider noch nicht von dem Song zu hören, aber ich bin jetzt schon sehr gespannt auf das Endergebnis.

Die erste Web-TV Folge mit Pari San wird am 08.04. auf www.yourfone.de/songcontest und natürlich auch hier ausgestrahlt.

Nächste Woche berichte ich von meinem Treffen mit Kuult.

Fotos: Testspiel.de