Wie liberal sind wir wirklich gegenüber Schwulen und Lesben? Als sich vor drei Wochen der Ex-Profifußballer Thomas Hitzlsperger outete, schoss Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann ein gewaltiges Eigentor, indem er mit plumpen Vorurteilen über Schwule überraschte.
In „Sky 90“ sagte Lehmann über seinen ehemaligen Mitspieler Thomas Hitzlsperger, er sei „ein Spieler, der erstens sehr intelligent ist, und zweitens von seiner Spielweise überhaupt nicht den Anlass gegeben hätte, dass man hätte denken können, da ist irgendetwas“. Lehmann weiter: „Man assoziiert ja mit Homosexuellen leider immer, dass sie etwas weicher sind. Bei ihm war das nicht so.“
http://www.youtube.com/watch?v=_FmPUWfwIOg
Lehmann hat vermutlich nur das gesagt, was viele immer noch denken. Die Sprache hat es mir jedoch heute Morgen verschlagen, als ich im dradio von dem Verein Gesellschaft für Lebensorientierung LEO e.V. in Sachsen-Anhalt erfuhr, der Homosexuelle „therapieren“ möchte. Homosexualität heilen. Ganz so als sei es eine Krankheit. GEHT’S NOCH? Grundlage „des therapeutischen Konzepts“ sei neben langjähriger Seelsorgepraxis die Analyse und Therapie des niederländischen Psychologen Prof. Dr. Gerard van den Aardweg, der für umstrittene Schriften wie „Battle For Normality – A Guide for (Self-)Therapy for Homosexuality“ bekannt ist.
Man könnte meinen, dass die Mitglieder des im Südharz anssässigen Vereins einfach nur zu viel Lack oder Schierker Feuerstein getrunken haben, wenn nicht auch Sachsen-Anhalts CDU-Fraktionschef André Schröder seine zur Mitarbeit im Kuratorium des Vereins bereiterklärt hätte. Zwar hat sich Schröder inzwischen distanziert. Dem Kuratorium gehören jedoch noch andere andere CDU-Politiker wie Dr. Christoph Bergner (MdB) und Jürgen Scharf (MdL) an.
Im Deutschlandfunk hat sich heute Morgen der bekennende Homosexuelle CDU-Politiker Stefan Kaufmann zum Thema geäußert: „Homosexualität ist angeboren und kann nicht therapiert werden.“ Der Vorstoß zeige, so Kaufmann, dass es noch großen Aufklärungsbedarf gebe. Sehr großen, wenn ihr mich fragt.
Das gesamte Interview könnt ihr auf dradio.de auch nachlesen.
Der Verein bietet übrigens auch ein Sommercamp für Kinder bis 12 Jahre an.