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Ist der Festivalmarkt übersättigt?

Rock am Ring und Co. ausverkauft
In diesem Jahr war das Rock am Ring Festival fünf Monate vor Start ausverkauft. Das Hurricane war immerhin noch knapp drei Monate und so früh wie noch nie zuvor ausverkauft. Das Splash! Festival war das erste Mal nach fast 10 Jahren wieder und einen Monat vor Beginn ausverkauft. Und auch für das Melt! gab es ein paar Tage vorher keine Tickets mehr. Und das trotz steigender Ticketpreise Jahr für Jahr.

Bootboohook und Omas Teich sagen ab
Man könnte meinen, der Festivalmarkt rockt wie nie zuvor, aber dennoch mussten in 2013 bereits zwei Festivals absagen. Zuerst erwischte es Anfang Juni und nach fünf Jahren das Bootboohook bei Hannover. Grund für den Ausfall war der Vorverkauf, der weit hinter den Erwartungen der Veranstalter zurückblieb. Bereits 2012 hatte es einen deutlichen Rückgang der Zuschauerzahlen gegeben. Aus ähnlichen Gründen musste vergangene Woche kurzfristig das Omas Teich Festival abgesagt werden.

Eintritt zum Festival: fast for free!
Und habt ihr am Wochenende mal in den Livestream vom Greenville Festival reingeschaut? Zwar spricht Creative Talent im heutigen Newsletter von „einem Erfolg auf ganzer Linie“ bei super Wetter und 20.000 glücklichen Besuchern, aber teilweise sah es doch ganz schön leer vor der Bühne aus. Herm war da und schreibt: „Schnell wird allerdings klar, dass auch in diesem Jahr nicht sehr viel mehr Besucher gekommen sind und das Festivalgelände ist vielleicht halb voll.“ Das der Vorkerkauf nicht so gut gelaufen sein kann, machte das „Hot Summer Hot Deal“ Angebot von Entrittskarten.de eine Woche vor Start deutlich: Ticket für 89 Euro kaufen und einen 89-Euro-Gutschein bekommen. Eintritt zum Festival: fast for free!

Ist der Festivalmarkt übersättigt?
Zum Glück konnte das Greenville Festival stattfinden und 20.000 Besucher sind ja auch eine Menge. Doch sind die Kosten gedeckt? Spätestens seit ein paar Tagen wissen wir, was so ein Festival wie z.B. die Fusion kosten kann. Denn trotz ausverkauften Festival zieht der Ver­an­stal­ter Kul­tur­kos­mos Müritz e.V. in diesem Jahr eine bit­tere Bilanz: Das Fes­ti­val hat 2013 Miese gemacht. In deut­li­chen Wor­ten beschwe­ren sich die Ver­an­stal­ter in ihrem aktu­el­len News­let­ter über die­je­ni­gen, die „einen Scheiß auf Fair­play geben“ und sich ohne zu zahlen Eintritt zum Gelände verschafft haben. „Die Veranstalter gehen von 10.000 und mehr Besuchern aus, die auf diese freche Weise dazu gestoßen waren.“ Im Gegensatz zu nicht kommerziellen Festivals, die starke Sponsoren im Nacken haben, kann so eine Situation einem Festival wie der Fusion ganz schnell oder zumindest eher das Genick brechen.

Ohne die Zahlen über Festival- und Konzertbesucher in den letzten Jahren zu kennen, Fakt ist, dass es immer mehr Festivals und Konzerte gibt. Allein in Hamburg wurde in den letzten Jahren neben den schon etwas älteren Dockville und Reeperbahn Festival zahlreiche Tagesfestivals (z.B. Spektrum und Elbriot) geboren, die alle um die Gunst der Zuschauer kämpfen müssen, denn das Budget des Publikums ist garantiert nicht so stark angestiegen wie die Anzahl der neuen Festivals. Mehr Auswahl an Festivals, gestiegene Preise, vergleichsweise weniger Budget für Konzerte und Festivals könnten zu einer Konsolidierung am Festivalmarkt führen.

Kristof Beuthners Fazit auf Nillson ist: „Vielleicht muss man den Rückschritt planen. Sich konsolidieren und mit dem alten Publikum versöhnen, es zurück holen, sich auf das Wesentliche besinnen. Und das sind doch letzten Endes ein paar Bands und Musiker unter freiem Himmel, ein Wochenende mit Freunden, Kaltgetränke, was zum Essen. Dafür lieben wir Festivals.“ Wir auch.

Wie seht ihr das? Werden die „kleineren“ Festivals verdrängt? Wenn ja, woran liegt’s? Am schlechten Booking oder dem „Größenwahn“ der Veranstalter?
Wo liegt bei euch die Schmerzgrenze für Festival Tickets? Besucht ihr jedes Jahr mehr Festivals?