StartMusikJan Delays Nazigate

Jan Delays Nazigate

In einem Interview mit „Die Presse“ aus Österreich hat Jan Delay Heino als Nazi bezeichnet, weil dieser während der Apartheid in Südafrika aufgetreten ist und „Soldatenlieder“ singt.

Krass war doch auch, als Heino deutsche Popsongs interpretierte und sich mit Rammstein auf die Bühne stellte.

Das war wirklich schlimm. Wir haben extra nichts gesagt, weil wir ihm kein Forum geben wollten. Alle sagten plötzlich: Ist doch lustig, ist doch Heino. Nee, das ist ein Nazi. Das vergessen die meisten Leute, wenn die Leute über Heino reden. Der Typ hat in Südafrika während der Apartheid im Sun City gesungen. Und sein Repertoire: „Schwarzbraun ist die Haselnuß“, Soldatenlieder… Es ist schrecklich, wenn so jemand einen Song von dir singt.

Natürlich erfuhr Heino von dem Vorwurf und und erstattete Anzeige – wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung.

Meanwhile auf Facebook darf Jan Delay nun erleben, was ein Shitstorm ist. Jede Menge braune Flachpfeifen tummeln sich nun bei ihm auf der Seite. Da wird gar zum Boykott aufgerufen:

Am Freitag war Jan Delay nun in der ZDF-Sendung „Aspekte“ zu Gast und hat sich zum Verfahren gegen ihn und zur Sache geäußert. Wobei, so richtig viel hat er auch nicht erzählt bzw. erzählen dürfen. „Natürlich“ bereue er, das Wort „Nazi“ benutzt zu haben. „Es hätte mir einiges erspart.“ Aufgrund des Verfahrens, habe man ihm geraten, sich zur Sache nicht zu äußern. „Ich sage dazu jetzt nichts, außer dass ich mich ein bisschen im Ton vergriffen habe“, erklärte Delay.

Hier ein kurzer Ausschnitt:

http://www.youtube.com/watch?v=nssGHSWeOh8

Das ganze Interview mit Jan Delay  könnt ihr in der ZDF Mediathek sehen. Los geht’s bei 20:40.

Auch Heino („Ich habe den Namen Jan Delay noch nie gehört.“) kommt in der Sendung zu Wort. Zu meinen seinen Auftritten in den 80’er in Südafrika sagt er: „Da hab ich mir keinen Gedanken gemacht. Ich bin kein Politker. Als Politiker hätte ich das vielleicht aus einem anderem Blickwinkel gesehen, aber da ich Sänger bin, bin ich da hingeganen wo man mich mag, wo ich singen kann. Das ist mein Auftrag gewesen.“ So einfach ist das. Für Heino.

Andreas Borcholte erinnerte auf Spiegel Online an die Sympathie Jan Delays für die RAF, in der er aus einem Interview mit der „taz“ aus dem Jahre 2007 zitierte. Delay: „Damals gab es Menschen, die haben tausendmal mehr Haltung an den Tag gelegt als heute irgendjemand. Das fand ich einfach krass und bewundernswert.“ Und außerdem reime sich Benzin so schön auf Ensslin, und Andreas Baader hätte „gute Klamotten“ getragen. Wenn man, so Delay, „einen Dreiminutensong schreibt, kann man nicht differenziert über ein Thema reden. Da machst du dir eher Gedanken über Entertainment und gute Reime, um den Grundgedanken rüberzubringen“. Den Vorwurf, dass seine Welt doch etwas einfach ist, muss er sich gefallen lassen.

Für mich hat die ganze Geschichte außerdem noch einen Promo-Beigeschmack, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Interview mit Jan Delay ohne Prüfung von seinen „Agenten“ online bzw. in den Druck geht. Außerdem sollte er wissen, was solche Vorwürfe nach sich ziehen. Ebenso hätte ich mir gewünscht, dass er in der Sendung mehr auf die Sache eingeht.
Mal davon abgesehen: Ist eigentlich schon geklärt, wann ich jemanden ungestraft als Nazi bezeichnen darf und wann nicht?