StartKritikenJan „Schlager-Rock" Delay

Jan „Schlager-Rock“ Delay

„Wir haben da noch ein Geflecht aus dem Keller des Schlagerrocks.“ Mit diesen Worten moderiert Jan Delay den letzten Song seines sehr guten Konzerts im Hamburger Grünspan an. Ausgerechnet der letzte Song ist auch der schwächste Song auf dem Konzert, dabei ist die Stimmung gerade auf dem Siedepunkt. Aber mal ehrlich, der Song ist auch der perfekte Rausschmeißer für die betrunkenen und einsamen Gestalten in den Kneipen am Hans-Alberts-Platz kurz vorm Restevernaschen nur wenige hundert Meter entfernt.

Auf St. Pauli brennt noch Licht
Da ist noch lange noch nicht Schicht
Denn im Großen und im Ganzen
Ham‘ wir allen Grund zum Tanzen

„St.Pauli“ ist wie Joachim Mischke im Abendblatt schreibt harmloses Formatradio-Zeug, Touristenbespaßung und „Pauschalpop für die blank polierten neuen Cocktailbars, die ganz weit oben sind über dem Boden der Kiez-Tatsachen, wo alles aufgeräumt ist und nicht mehr billig“. Aber keine Angst, ganz so schlecht ist das neue „Hammer & Michel“ dann doch nicht, aber es ist auch nicht richtig gut. 2 von 5 Sternen maximal. Dennoch wird das Album auf 1 gehen. Das ist heutzutage ja auch nicht mehr so schwer wie früher. Na, und.  Mir gefällt es einfach nicht und ich gebe wie Delay einen „Fick“ drauf, was andere darüber denken.

Ich könnte jetzt viele überflüssige Worte darüber verlieren, warum es mir nicht gefällt und warum früher alles besser war. Nur so viel: Als Fan der alten Stunde wünscht man sich wahrscheinlich immer wieder das Gefühl zurück, dass man damals bei den alten Beginner Scheiben und auch noch bei „Searching for the Jan Soul Rebels“ hatte. Jan Delay ist aber ein vom HipHopper zum Mainstream-Rocker mutierter Popstar, der wie zuvor schon bei Funk, Soul und Reggae in eine Rolle schlüpft, „die er hier erstmalig nicht auszufüllen weiß“. Ich muss mich damit abfinden und auf das neue Beginner Album hoffen.

Dennoch: Das was Jan Delay mit seiner insgesamt 11-köpfigen und sehr tighten Disko Nr. 1 auf der Bühne veranstaltet hat hohen Unterhaltungswert. Zwar ging es wohl etwas verhaltener als bei den anderen Konzerten los (O-Ton: „Ihr habt wohl alle Spiegel Online gelesen?“), aber nach ein paar Songs war auch das Hamburger Publikum warm. Vielleicht lag es nur daran, dass er mit neuen Songs gestartet ist. Die neuen Songs haben gestern generell noch nicht so richtig gezündet, aber der Großteil des Publikums dürfte sie auch noch nicht gekannt haben. Die alten Songs rocken live wie eh und je. Der Zeremonienmeister Jan Delay springt, hüpft und dirigiert in einer Tour und unermüdlich. Einstudiert, kalkuliert, hin oder her, die Shows von James Brown, Prince und Co. waren und sind das auch, wenn auch auf einem anderem Niveau. Er wechselt spielend die Genres und zeigt bei den zwei neuen Rock-Medleys wo der Hammer hängt. Da gibt es z.B. „Füchse“ auf „Can“™t Stop“ von den Red Hot Chili Peppers oder das großartige Cover von „Paradise City“ mit Jan als Axl Rose. Oben drauf war der Sound auch noch richtig gut. Ich mag das. Nur seine neuen Songs, die mag ich persönlich nicht mitsingen.

„Hammer & Michel“ erscheint diesen Freitag und lässt sich dann auch über Spotify streamen:

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