Shame gehören aktuell zum spannendsten englischen Nachwuchs in Sachen Post-Punk. Ihre Konzerte versprechen eine adrenalingeladene, verschwitzte Show mit Moshpit und sind dringend einen Besuch wert.
Wer den Film „This Is England“ gesehen hat und sich ein wenig mit Punk auskennt, wird mit der Attitüde der jungen Londoner Band schnell vertraut sein – sie sind prollig, rotzfrech und ziemlich englisch. Shame befinden sich gerade auf der Überholspur. Schon vor der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Songs Of Praise“ ist ihnen eine immer größer werdende Aufmerksamkeit zuteil geworden. Daher ist abzuwarten, ob sie bei dem aktuellen Tempo und Hype um sie mithalten können und dennoch genug Raum für Weiterentwicklung und Reflexion finden. Denn sie sind ehrlich und roh – und das birgt auch Gefahren.
„Irgendwie interessantes Publikum. Ganz schön gemischt“, höre ich hinter mir jemanden sagen. Das kann man wohl so sagen: das Publikum setzt sich heterogen zusammen, gemeinsam ist das Interesse an den Mods aus Süd-London. Das Interesse ist so groß, dass es brechend voll ist im Molotow. Als die fünf Freunde aus Kindergartenzeit, die heute vor ausverkauftem Haus spielen, auf die Bühne gesprungen kommen, zählt Sänger Charlie Steen nach kurzer Begrüßung auf Deutsch mit „drei, zwei, eins“ ihren ersten Song „Dust On Trial“ ein. Und dann steht er mit provozierenden Blick da. Streckt auffordernd seine Arme zur Seite aus, als würde er es mit dem ganzen Publikum aufnehmen wollen.
Konfrontation und Anarchie statt Schüchternheit. Bereits nach ein paar Songs tritt Steen oberkörperfrei zum ersten Stagediving an. Mit einer Flasche kippt er erst sich selbst Wasser auf den Kopf und spritzt es dann ins Publikum. „Nice to see so many beautiful german people“, sagt er charmant und frötzelt dann „nice to be back in this beautiful country. Kind of“. Aber er scherzt nur, versichert er, denn ursprünglich sei er selbst aus Frankfurt. Dann wird weiter gespielt, es folgt das durchrüttelnde „Concrete“ und das rasante Tempo wird gehalten. Den nächsten Song kündigt Steen mit typisch britischem Humor an: zu der Zeit, in der der Song entstand, seien sie 16/17 Jahre alt gewesen und noch „handsome, kind, skinny, broke“. Das durchschlagende „One Rizla“ ist gemeint, eine Hommage an Film und Musik, die sie inspiriert haben.
Die Posen mit senilem Sabbern und stumpfen Blick ins Publikum wechseln sich ab mit politischen Aussagen und genauen Beobachtungen. „Do you like England?“, fragt Steen und fügt darauf plötzlich ziemlich wütend hinzu „You haven’t been there for twenty years. I’m english and I hate it“. Die Emotionen wechseln sich schnell wieder ab, denn bei dem Lied „Angie“ bitten sie das deutsche Publikum sie nicht zu ernst zu nehmen. Shame wechseln zwischen Augenzwinkern und Schaum vorm Mund. So sprunghaft wie Anfang Zwanzigjährige mit zu viel Wut im Bauch, die nicht wissen wohin mit ihrer ganzen Energie. Die überträgt sich und so vergeht ihr Set, das noch „Friction“, „Gold Hole“ und das loopende „Tasteless“ beinhaltet, wie im Flug.
„Come closer we’re not gonna bite you“, lockt Steen vor der Zugabe des „actually last song that we have“ die Leute zur Bühne. Das stimmt, er beißt nicht, aber er infiziert uns mit dem Credo „Shame Shame Shame – that is our fucking name!“
Shame Zusatzkonzerte im Dezember
Aufgrund der hohen Nachfrage kündigen Shame für Dezember 2018 vier weitere Termine ihrer ersten Headliner-Tour in Deutschland an.
08.12.2018 Hamburg, Uebel & Gefaehrlich
09.12.2018 Berlin, SO36
10.12.2018 München, Strom
12.12.2018 Luxor, Köln
Der Vorverkauf hat bereits begonnen.