Kid Simius dürfte vor allem von seinen Auftritten mit Marsimoto und Marteria bekannt sein. Dabei ist er nicht „nur“ Musiker sondern auch Produzent. So hat er maßgeblich am dritten Marsimoto-Album „Grüner Samt“ mitgewirkt. Im März 2014 hat Kid Simius sein Album „Wet Sounds“ veröffentlicht. Gerade ist er sowohl mit Marteria als auch solo unterwegs. Wir haben Kid Simius kurz vor seinem Auftritt in der Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg getroffen.
Wir rechnen mit einem völlig verqualten Backstage Bereich, denn schließlich ist Green Berlin heute zu Gast, aber alles geht gesittet zu, wenn man von den paar herumalbernden Kickern vor der Halle mal absieht.
Dutzende Interviews auf Tour, immer die gleichen Fragen, wie sehr nervt dich das und wie oft wurdest du schon gefragt, warum du deine Buddys Halunken nennst?
Kid Simius: Noch nie und es nervt nicht. Das gehört zum Job. Halunken wegen des Translators. Ich habe meine Freunde sonst immer mit dem spanischen Wort Bribón benannt und dieses dann irgendwann mal bei Google Translate eingegeben. Da kam dann Halunken raus. Und seitdem heißen hier alle Halunken allerdings weiß ich nicht mal, ob das wirklich stimmt.
Jeden Tag ausverkaufte Hallen mit Marteria. Heute Hamburg, Übermorgen „solo“ in Berlin. Aber Kid Simius ist gut drauf und macht einen fitten Eindruck. Wenn wir ehrlich sind, dachten wir, dass die Tour mit Materia anstrengender sei.
Wie sieht so ein Tag auf Tour aus?
Kid Simius: 12 Uhr aufstehen, Frühstück, vielleicht Joggen, Soundcheck, Essen, Soundcheck, Interviews, Gig und um 22.30 Uhr ist alles vorbei. Party, je nachdem wie es am nächsten Tag weitergeht.
Wie lange braucht ihr, um wieder runter zu kommen oder feiert man einfach bis zur Erschöpfung?
Kid Simius: Alles harmlos. (Er lacht und wir glauben ihm kein Wort.)
Du bist heute Support von Materia und stehst in ein paar Tagen wieder allein auf der Bühne in Berlin. Unterscheidet sich das Bühnenprogramm von Kid Simius als Support von dem als Hauptact?
Kid Simius: Nein, ich spiele nur länger und eben nicht als Support. Bei Marteria muss immer alles schnell gehen, da ich nur eine halbe Stunde habe. Allein spiele ich viel länger. In meinem eigenen Programm kann ich mich mehr ausleben und ausführlicher sein.
Kommen wir zurück zu den Fragen, die Dir immer gestellt werden. Deine Musik wird als „Surf“™n’Bass“ beschrieben. Auch wenn die Frage vielleicht schon oft gestellt wurde, was ist „Surf“™n’Bass“?
Kid Simius: Diese Frage wird mir tatsächlich immer gestellt. (Lacht.) „Surf n’Bass“ ist Surfmusik mit mit elektronischen Beats und Bässen.
Club Beats, Quentin Tarrantino, Computerspiele sind Einflüsse oder Verlgeiche, die immer wieder genannt werden. Was ist da dran?
Kid Simius: Damit kann ich gut leben, aber ich habe für das Album nicht extra „Pulp Fiction“ gesehen. Mein Einluss ist die Surfmusik aus den 60igern, die durch die Auswanderer aus Spanien und auch durch den Flamenco beeinflusst wurde. In „Pulp Fiction“ wird Surfmusik zwar eingesetzt, der Film selbst war aber kein wirklicher Einfluss, nur weil darin Surfmusik vorkommt.
Wir lernen von José Antonio Garcia Soler, wie Kid Simius mit bürgerlichem Namen heißt, das es drei Wellen der Surfmusik gab. Die erste Welle fand Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre statt. Anfang der 1970er kam die zweite Welle und 1994 war mit „Pulp Fiction“ die 3. Welle.
Du lebst erst seit fünf Jahren in Deutschland. Wie ging das hier eigentlich überhaupt alles los?
Kid Simius: Ich habe Chris (Manager Chris Berndt) bei einem Auslandssemester in Oslo getroffen. Chris riet mir nach Berlin zu gehen.
Über Chris, der auch ein alter Freund von Marteria ist, hat er Marten getroffen und ab ging die Post.
Es gibt einen Remix von Siriusmo zu „Costa Del Sol“. Da ich ein großer Siriusmo Fan bin, möchte ich gerne wissen, wie es zu der Zusammenarbeit kam?
Kid Simius: Siriusmo hat den Probenraum nebenan. Irgendwann haben wir uns dort mal getroffen und auf Anhieb gut verstanden. Ich war schon immer ein Fan von Siriusmo. Er ist ein richtiger Künstler.
Welche Pläne verfolgst Du noch als Solokünstler?
Kid Simuis: Erstmal eine ordentlich Tour abliefern.
Kid Simius ist viel unterwegs und war auch schon häufig solo oder gemeinsam mit Materia in Hamburg. Als Hamburger interessiert uns natürlich, ob Kid Simius das Hamburger Publikum mag.
Ist das Hamburg Publikum nordisch kühl oder geht da mehr?
Kid Simius: Ich war schon ein paar Mal solo und auch ein paar Mal mit Marteria in Hamburg. Uebel & Gefährlich mit Marteria war sehr anständig. Was mich aber am meisten geflasht hat, war mein Gig 2013 auf dem Dockville. Ich dachte erst, dass keiner kommt, da 5 Minuten vor Start alles leer war und parallel auch Woodkid spielten, dann füllte es sich aber sehr schnell und es wurde dann mit Abstand mein bester Open Air Gig.
Die Hamburger können also sehr amtlich abgehen, aber wie ist es um den Sound in der Alterdorfer Sporthalle bestellt. Unsere Wunschlocation ist die Sporthalle nämlich nicht. Du hast den Soundcheck ja nun hinter dir, wie siehst du das?
Kid Simius: Ich habe eh In-Ears drin, bei mir klingt alles gut. Aber in der Halle steht der Tropf (Tropf aka Kasper Wiens) und koordiniert den Soundcheck. Der macht das eigentlich immer gut.
In der Tat war der Sound später schon anständig und hat Spaß gemacht, aber so einen richtige Druck haben wir nicht verspürt. Da geht noch mehr!
Am Ende wollen wir noch wissen, ob er ein paar musikalische Geheimtipps für uns hat. Er empfiehlt uns eine Surf Band aus Ulm, deren Namen wir leider nicht mehr auf der Pfanne haben, aber wenn möglich nachreichen werden. Unabhängig davon empfiehlt und Kid Simius noch The Velvet Underground, Arcade Fire und The Centurians.
Wenig später um 19.30 Uhr betritt Kid Simius die Bühne in der Sporthalle. Das „Kids (2 Finger am Kopf)“ Thema zieht sich durch die ersten Minuten. Die Crowd in der Sporthalle scheint nur darauf gewartet zu haben, und macht sich die nächste halbe Stunde warm für den Hauptact.
Uns ist danach klar, dass wir uns den Halunken noch einmal solo im Uebel & Gefährlich am 18.04. anschauen müssen. Sporthalle hin oder her, im Club wird es noch besser!
Kid Simius Wet Sounds Tour:
18.04.2014 Hamburg, Uebel & Gefährlich
19.04.2014 Kiel, Die Villa
25.04.2014 München, Crux
03.05.2014 Essen, Hotel Shanghai
10.05.2014 Dresden, Showboxx
12.05.2014 Hannover, Bei Chéz Heinz
23.05.2014 A – Wien, Flex
24.05.2014 Stuttgart, Cue
30.05.2014 Chemnitz, Weltecho
31.05.2014 Rostock, Zwischenbau
05.06.2014 Frankfurt, Zoom
Und wer jetzt richtig neugierig auf die Musik von Kid Simius geworden ist, checkt am besten gleich Mal das Video zu „Hola Chica“, in dem auch die ganzen Halunken mitspielen.
Foto: Georg Roske / Interview: Marc Ehrich & Oliver Eichhof