Das Genre „Spoken Words“ wird hierzulande eher spärlich, bis gar nicht bedient. Oder wenn doch, dann von „Ausnahmetalenten“ wie Julia Engelmann – die Anführungszeichen sollen sich so sarkastisch lesen, wie es hoffentlich ankommt. Wie gut, dass es in der Staaten anders ist und noch viel besser, dass es mit Sounds of Subterrania ein Label gibt, dass sich darum kümmert, diesen Missstand hier in Deutschland zu beheben. Jedenfalls im Fall von Listener.
Listener und Kaleb Stewart live im Hamburger Hafenklang (alle Fotos: Stefan Franke/Instagram: @tidephoto_concerts)Zum 20-jährigen Jubiläum des Labels wurde nun für sieben Tage das Hafenklang gekapert. Eine Auswahl der eigenen Künstler tritt und traf dabei auf. Unter anderem auch für einen Abend in der Konstellation Kaleb Stewart und Listener. Kaleb Stewart mag vielleicht noch als ehemaliger Bassist der Hardcore-Punker „As Friends Rust“ für Aha-Momente sorgen. Sehr viel harmonischer kommt da doch sein Solo-Schaffen daher. Allein, nur mit seiner Akustikgitarre bewaffnet, spielte der Mann aus Florida die Herzen vor der Bühne warm.
Auch wenn die vier Männer von Listener schon vor dem Konzerte durchs Hafenklang huschten und sich ganz sicher vor keiner Unterhaltung drückten, so war doch die Präsenz auf der Bühne eine ganz andere. Die Kumpel-Typen werden zu Musikern mit Herz, zu Poeten mit Wort und Instrument. Nicht distanzierter oder abweisend, aber einfach auf den Punkt.
Es ist schwer als Band ein Gleichgewicht zur Präsenz Dan Smiths, dem Sänger, Bassisten und Trompetenspieler des Quartetts aus Arkansas, auf der Bühne zu bilden. Nicht im Schatten der Person zu stehen, die direkt vom Herzen weg, Zeile für Zeile herzzerreißende Geschichten erzählt. Oder wie er sie, mir gegenüber nach dem Konzert, nennt: „Nur ein paar Gedanken“. Dennoch ist von Schatten nicht viel auf der Bühne zu erkennen.
Die Band strahlt. Man sieht, wie allen am Herzen liegt, was sie hier tun. Wie wichtig es ihnen ist. Jeder unterstreicht durch sein Instrument die Texte Smiths, der sich sichtlich immer weiter in Trance spricht. Egal ob bei neuen Songs vom Album „Being Empty: Being Filled“, dass übrigens eine Ode an die großen Geister der Menschheit darstellt, oder bei Band-Klassikern wie „Wooden Heart“ oder „Everything Sleeps“ – das Publikum lauscht andächtig. Beinahe ehrfürchtig.
Sobald die letzte Töne erklingen, werden auch die Stimmen lauter, die eine Zugabe fordern. Und die wird auch geliefert – mein Lieblingssong der Band: „You have never lived because you have never died“. Und als sei nichts gewesen, findet sich die Band kurz nach dem Auftritt wieder beim Publikum und um den Merchstand wieder. Es wird gelacht, geredet und einfach eine schöne Zeit verbracht.
Vielleicht ist das auch genau der Grund, weshalb Listener so authentisch rüberkommen und die Menschen bewegen. Weil sie einfach authentisch und nahbare Menschen sind. Es sind eben nur ein „paar Lieder und ein paar Gedanken“. Wer also Emotionen nicht als Pathos ab tut, sondern sich auf etwas Derartiges einlassen kann, der sollte Listener bei der nächsten Deutschland-Tour auf keinen Fall verpassen!