StartKritikenLove A - Jagd und Hund (Kritik)

Love A – Jagd und Hund (Kritik)

Love A waren schon mit ihrem Debüt eine verdammt gute Band. „Eigentlich“ wollte zanken und streiten, sagte Kettcar hörenden Nachbarn den Krieg an, ließ Kinder in Pools ertrinken und eine eigenwillige Melange aus Indie und Punk regieren. Mit ihrem zweiten Album „Irgendwie“ wurde diese Mixtur zwar etwas melancholischer, blieb in ihrer Gesamtheit jedoch der altbewährten Rezeptur ein wenig zu treu. „Jagd und Hund“ fungiert nun nicht nur als namentliche Abgrenzung, sondern stellt auch einen qualitativen Sprung in der Diskographie der Trierer dar. Wo früher dengelnde Gitarren und Punkmelodien regierten, da blicken Love A heute auch mal tief in den Abgrund hinein. Im Rahmen einer detaillierten Produktion mäandern Post Punk Gitarren neben düsteren Bassläufen durch das Klangbild der Band. Das könnte manchen Anhänger herausfordern, tanzen lässt es sich zum neuen Material jedenfalls nur bedingt.

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Passend dazu merkt man den Texten einen stärkeren Grad an Resignation an. Love A hatten nie die einfachen Antworten und flüchteten sich auch nicht komplett in Chiffren, das positionierte sie jedoch im Endeffekt immer schon zwischen den Stühlen. Die Probleme sind auch auf „Jagd und Hund“ sichtbar, sei es der Missbrauch chemischer Substanzen, das fehlende Verlangen nach politischer Partizipation oder Gentrifizierung, doch Sänger Jörkk Mechenbier scheint nicht mehr jedem direkt ans Bein pissen zu wollen. Am nächsten kommt man dem früheren Aggressionslevel mit „Der beste Club der Welt“, in dem es gegen gesättigte Hipster geht, die mit oben angesprochener Partizipation höchstens kokettieren und ansonsten der heiligen Dreifaltigkeit aus Systemkonformität, Religion und Konsumgesellschaft fröhnen. Auch gegen Digitalisierung wird geschossen, mit „Trümmer“ und „Modem“ sogar gleich zweimal und dennoch mündet am Ende alles in das Resignation ausrufende „Brennt alles nieder“ mit dem folgenden Refrain: „Brennt alles nieder, fickt das System/Aber lasst mich erstmal schlafen gehen“.

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Gesungen wird dieser Refrain am Ende des Stücks von einem Jugendchor, was nicht annähernd so lächerlich oder überzogen klingt, wie es sich an dieser Stelle womöglich liest. Die Pop-Elemente werden auf „Jagd und Hund“ pointiert eingesetzt und tragen zur allgemeinen Atmosphäre bei, so auch der einfach mal schön sein dürfende Refrain der ersten Single „100.000 Stühle leer“. Mechenbier singt hier gänzlich unpunkig, eben so wie er nicht anklagt, sondern recht nüchtern diagnostiziert. Womöglich fehlt ihnen für dieses Material endgültig das Publikum, vielleicht werden weder die Parolen-Punks noch die Chiffren-Freunde diesen Weg mitgehen, weil keine der Seiten so richtig bedient wird. Erfolg sollte Love A im Falle dieses Albums jedoch zu Recht vollkommen egal sein. Statt irgendwelche Kompromisse einzugehen, bringen sie die nötige klangliche Entwicklung unter Beibehaltung etablerter Markenzeichen und überzeugen mit einem Werk, das Post Punk im besten Sinne zelebriert.

8,5/10

„Jagd und Hund“ ist heute erschienen und kann beim Händler eurer Wahl ergattert werden. Wer sich zunächst digital von den Qualitäten der Platte überzeugen möchte, der hat wie gewohnt die Chance dazu bei Spotify.

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