Sie kommen aus Australien. Sie sind nach Berlin gezogen. Sie machen Discopop mit Funk- und Soul-Einflüssen. Parcels betraten 2014 die Bühne und sind seitdem nicht mehr nur ein Geheimtipp für Musikliebhaber.
Auf dem Sziget standen mir Louie und Patrick Rede und Antwort.
Was ist für euch der Unterschied zwischen einer Club- und einer Festival-Show?
Louie: Die Frage haben wir heute schon einmal gestellt bekommen, eigentlich sollten wir eine gute Antwort drauf haben.
Patrick: Auf einem Festival warten die Leute oft ab Mittags auf eine Band am Abend. Sie können aber jederzeit gehen. Das heißt man hat vielleicht mehr Zuschauer, die sind dann aber nicht unbedingt auch für dich vor der Bühne. Bei einem Club-Konzert kommen die Leute halt explizit für dich. Beim Festival nimmt das ein wenig den Druck, weil wer stehen bleibt, findet deine Musik zumindest nicht schlecht.
L: Bei einem Festival muss man außerdem lernen, wie man den Vibe des großen Ganzen unterstützt. Man ist ein Teil des großen Ganzen.
Wenn jemand eure Musik beschreibt, fällt oft der Begriff “groove”. Wie gefällt euch die Beschreibung?
L: Das passt! Groove ist auf jeden Fall eine Klammer, in der wir viele unserer Ideen eingefangen haben.
P: Mir gefällt das Wort sehr gut. Groove limitiert einen nicht auf ein Genre. Alles möglich kann groovie sein und das versuchen wir eben auch zu erreichen.
Ihr wohnt jetzt seit ungefähr vier Jahren in Berlin. Hat sich aus eurer Sicht Deutschland auf die Art wie ihr Musik produziert ausgewirkt oder ist noch alles wie in Australien?
P: Gute Frage. Was uns hauptsächlich beeinflusst ist die Musik die wir hören und die kam schon immer von überall.
L: Ich denke aber schon, dass es einen Einfluss hat. Auf der anderen Seite reisen wir auch immer wieder oft zurück nach Australien. Unsere Familie und Freunde wohnen ja schließlich noch dort.
P: Ich erinnere mich, wie ich in Australien an dem “I will always love you”-Cover gearbeitet habe und es ist vollkommen natürlich zu etwas in der Reggae-Richtung geworden. Wir waren alle in einem so entspannten Modus, dass es sich schon fast von alleine geschrieben hat.
L: Es ist also ziemlich sicher, dass wir unsere Umgebung beim Musikmachen reflektieren (lacht).
Ihr werdet aufgrund eures Sounds ja oft mit Musik und Bands aus den 60ern und 70ern vergleichen – wie leid seid ihr das?
P: (lacht) Ein wenig. Vor allem wenn ich höre, dass wir nur ein paar Typen sein sollen, die versuchen ein Revival zu starten. Vor allem dieses 70er Jahre Image vom australischen Surfer-Boy nervt mittlerweile. Das sorgt nämlich dafür, dass die Leute immer erwarten, dass wir nur fröhliche Musik zum Spaßhaben spielen. Das ist wirklich schade.
L: Wenn wir mit Klassikern aus der Zeit verglichen werden, können wir aber nichts dagegen sagen. Das sind nun mal auch unsere Inspirationsquellen.
Ihr habt ja aber nicht nur einen besonderen musikalischen Stil, sondern auch in Sachen Kleidung. Steht da ein Konzept hinter oder ist das für euch einfach etwas Natürliches?
L: Wir haben es am Anfang ein wenig geplant. Wir wollten ein Image für die Band erzeugen, dass nicht zu 100% uns als Personen widerspiegelt. Gleichzeitig ist es aber nicht zu weit von uns selbst weg (lacht).
P: Ich habe mich da gerade erst mit jemanden darüber unterhalten. Als Band hat man die Wahl, sich ein Image aufzubauen, um einen Rückzugsort zu haben oder eben immer ehrlich und man selbst zu sein. Aber kann man heute überhaupt noch ein ehrliches Image haben oder wirkt das dann nicht sogar noch mehr fake? Für mich wirkt es heute so, dass man viel zu sehr damit beschäftigt ist, dann authentisch rüber zu kommen und damit seine Authentizität schon wieder verliert.
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Nach ihrer Tour will die Band erstmal ausspannen und danach beginnen für ein neues Album zu jammen. Vielleicht steht also schon 2020 der Nachfolger zum Self-Titled in den Regalen. Aber wer weiß das schon?