Henrik Pietro vom kult-Magazin erhielt den Auftrag, für ein Hip-Hop Festival die Booklet-Texte zu schreiben/redigieren. Nach getaner Arbeit weiss er nun, was für Punkte eine anständige Bio eines Hip-Hop Artists enthalten sollte. Hier seine 10 goldenen Regeln:
1. Lass dich tätowieren. Komplett, überall, hinter den Ohren, auf den Hals, die Hände, die Zunge, die Fingernägel. Am besten fängst du gleich sofort damit an, denn das geht nicht so schnell von heute auf morgen. Merke: wer nicht vom Leben gezeichnet ist, hat auch nichts zu erzählen.
2. Geh ins Fitnessstudio. Trainier dir Muckis an. Du kannst noch so talentiert sein – die 90er sind vorbei. Notorious B.I.G. ist tot und Eminem tablettensüchtig. Denn was nützt es „I“™ve got the power!“ zu singen, wenn du Harry Potter gleichst, aber gänzlich ohne seine magischen Fähigkeiten? Merke: nur wer aussieht wie nach 5 Jahren US-Knast hat Street Credibility!
3. Beim Fotoshooting: Nicht. Lächeln. Never. Ever. Merke: das Leben ist Scheisse und in dem Ghetto, in dem du aufgewachsen bist, hattest du auch früher nie was zu lachen!
4. Deine Bio: Wenn du nicht mindestens mal Crack gedealt hast – vergiss es. Du musst was schwer Nachprüfbares erfinden wie Jugendknast, Heim für schwer erziehbare Kids oder – noch besser – behaupte, du seist der Ghostwriter von Bushido! Denn die Gesellschaft liebt das…
5. Kiffe. Kiffe in der Öffentlichkeit und auf Fotos, am besten auf Fotos, die dich im Studio zeigen. Dabei sollte möglichst viel Rauch aus deiner Nase oder deinem Mund kommen. Was du dann in deiner Freizeit machst, ist deine Sache. Aber merke: wo Rauch ist, da ist auch Feuer!
6. Mach ein paar Mixtapes und biete sie gratis im Internet zum Download an. Nenne sie „Promo für the real stuff“. Merke: nur wenn die Kids das Gefühl haben, die Kohle sei dir scheissegal, schmeissen sie dir ihre Kohle hinterher.
7. Vermeide Werte wie „Gott“ oder „Familie“ in deiner Bio. Sonst war die ganze Tätowiererei umsonst. Merke: ein echter Rapper hat den Glauben an Gott verloren und seine Familie – also seine Crew – ist komplett bei Gangsterkriegen massakriert worden.
8. Als Frau: schreib irgendwas in deiner Bio über deinen Vater. Dichte ihm wenn möglich einen kreativen Beruf an. Als Mann: schreib KEIN Wort in deiner Bio über deine Mutter. Und wenn dann nur, dass sie eine cracksüchtige Hure war oder von einer cracksüchtigen Hure aufgeschlitzt wurde, als du drei warst – vor deinen Augen.
9. Als Frau: Singe nur über deine Pussy – und zwar so, als sei sie die schönste und überhaupt einzigste Pussy der Welt (es ist eh das Einzige, was die Männer an dir interessiert). Trainier dir Machosprüche an, wie: „Kein Schwanz ist so hart wie meine Pussy!“ Merke: Von Pussy Riot kennt ja inzwischen auch jeder den Namen – aber nicht, was dahinter steht“¦
10. Egal wie hart und cool und abgefuckt und Nigga du bist – eine Collab mit Justin Bieber boosted deine Karriere immer noch ein Stück mehr.
Danke Henrik Pietro! (via Reto Frei)