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Musikstreaming: Gewinner, Verlierer und Sven Auf-Regener

Foto: © Charlotte Goltermann

Am 26. September 2014 veröffentlichen Element of Crime mit „Lieblingsfarben Und Tiere“ ihr 13. Studioalbum. Doch nicht nur Element of Crime sind zurück, auch Sven Auf-Regener ist wieder da. Hat der Element of Crime Sänger vor 2 Jahren im „Zündfunk“-Interview mit dem Bayrischen Rundfunk über das Urheberrecht und das Internet Luft abgelassen, sind dieses Mal die Musikstreamingdienste im Interview mit dem Musikexpress an der Reihe gewesen.

„Für mich ist das Streaming der 1-Euro-Shop der Musik“

„Für mich ist das Streaming der 1-Euro-Shop der Musik“, so Regener über Musikstreamingdienste wie Spotify oder Deezer. Regeners Hauptkritikpunkt: Bei den Künstlern kommt zu wenig an und „der Sound ist auch nicht besonders gut“. Aus diesem Grund wird es das neue Album „Lieblingsfarben und Tiere“ nicht auf Spotify geben. Letztern Kritikpunkt könnte man dadurch entkräften, dass Dienste wie WiMP und Qobuz Musik in verlustfreier Qualität anbieten. Bei der Kohle wird’s schwierig, denn viel kommt beim Streaming wohl wirklich nicht rum. Schreckensmeldungen wie „Musik-Streaming: 1 Million mal gespielt, 16,89 Dollar verdient“ oder „Musikstreaming: 1 Million Mal gespielt, nur 5000 Dollar verdient“ machen immer wieder die Runde.

Zuletzt hatte Johnny Häusler aufgeschlüsselt, war er mit seiner Band Plan B mit Musik im Netz verdient. Häuslers Rechnung zeigt jedoch auch, dass er mit den anderen digitalen Diensten auch nicht reich wird. Digital ist ein Zubrot. Verdient wird an selbst produzierten CDs und Merch. Dabei ist Plan B im Vergleich schon gut aufgestellt, weil in ihrem Fall die Urheber auch die Künstler sind.

Ein oft gehörtes Argument: Die Labels sind an den Streamingdiensten beteiligt oder haben besondere Deals, so dass sie am meisten vom Streaming profitieren. 70 Prozent der Einnahmen von Spotify sollen an die Rechteinhaber, die Plattenfirmen fließen. Regener hierzu:

Wenn die Antwort auf Onlinepiraterie ist, dass wir die Musik selber verschenken, dann ist das Quatsch. Damit kann ich nichts anfangen. Ich weiß nicht, was die Plattenfirmen für Deals haben, dass sie glauben, dass sich das lohnt. Vielleicht fließt es auch an den Künstlern vorbei, jedenfalls lohnt es sich als Künstler nicht.

„Artists Will Make a Decent Living Off Streaming In Just a Few Years“

Spotify Gründer Daniel sieht das natürlich anders. Seiner Meinung nach, können Künstler in paar Jahren vom Streaming leben, es müssen halt nur genügend Menschen seinen Dienst abonnieren. 40 Millionen Abonennten brauche ein Dienst wie Spotify, so Ek kürzlich im Interview mit CNN Money.

CNN: At what point can an artist survive on a Spotify income?

Ek: Well, I mean, the interesting thing here is that we“™re just in its infancy when it comes to streaming. And we just last week had an artist announcement where we basically said if there would be 40 million subscribers paying for a service like Spotify, it would be more than anything else in the entire music industry, including iTunes.

Laut The Trichordist ist dies jedoch eine Milchmädchenrechnung, da in der Musikindustrie viel mehr umgesetzt wird. Mathe hin oder her, die Dienste boomen.

Streamingdienste werden digitale Downloads und Musikalben in den nächsten Jahren vom Markt drängen

Der Mehrheit der Nutzer wird es vermutlich egal sein, ob das neue Element of Crime bei Spotify und Co. erhältlich sein wird oder nicht, denn das Angebot ist immer noch riesig und die Streamingdienste boomen. Die Musikbranche steht kurz vor der nächsten Revolution, hat anlässlich der IFA 2014 erst kürzlich der Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. eco prognostiziert. „Die Zukunft der Musikbranche liegt im Streaming“, so der Verband. Und erst vor wenigen Tagen vermeldet der US Musikmarkt, dass noch nie so wenige Musikalben verkauft wurden wie „mindestens seit 1991 nicht mehr“. Inkl. Digitalverkäufe.

Besonders kritisch scheint die Situation für amerikanische Jazz- und Klassik-Musiker zu sein. „Das Online-Magazin Salon warnte kürzlich vor der existenziellen Bedrohung dieser Genres.“

Gewinner und Verlierer

Es scheint als fehlt Musikstreaming-Portalen momentan immer noch das adäquate Geschäftsmodell, mit dem Künstlerinnen und Künstler ein Einkommen generieren können. Es verdienen die Labels und die Rechteinhaber.

Die Konsumenten nehmen die Streamingangebote an und kaufen weniger Musik als zuvor bzw. kopieren weniger oder laden weniger Musik herunter. Wer als Fan jedoch weiter seine Bands unterstützen möchte, der sollte weiterhin Musik kaufen (am besten direkt vom Erzeuger), Konzerte besuchen oder beim Merch zuschlagen.

„Du redest wirklich scheiße.“

Zurück zu Sven Regener: Das Wortspiel Auf-Regener kommt natürlich nicht von ungefähr, denn er regt sich in dem Interview tatsächlich auf. Hier ist das Interview im Auszug als Video:

PS: Die neue Element of Crime Single „Lieblingsfarben und Tiere“ gibt es übrigens auf Spotify, aber vermutlich ist das nur Promotion, um mit dem Song für den Download oder den physischen Tonträger des Albums zu werben