Jetzt also auch Drake: „Views From The 6“, sein viertes reguläres Studioalbum, wird am 29. April als Apple Music Exclusive erscheinen, wie heute Nacht bekannt wurde. Was genau das bedeutet, ist derweil noch nicht klar, die grundsätzliche Methode der Veröffentlichung geht uns dennoch auf die Nerven. Seit mehr als einem Jahr druckst der Kanadier um die Veröffentlichung rum, hat mit „If You’re Reading This, It’s Too Late“ und der Future-Kollabo „What A Time To Be Alive“ in der Zwischenzeit sogar zwei tolle Mixtapes rausgebracht, schürt damit letzten Endes aber nur den Hunger auf ein Album, das dann zum Promotool eines Konzernes wird.
Im Internet amplifizieren sich die Info-Häppchen vorab dennoch schon zu Genüge und bauschen solche Platte in kurzer Zeit zu einem sehnsüchtig erwarteten Kultobjekt auf, wie es früher nur bei wirklich lächerlich-lange erwarteten Platten wie „Chinese Democracy“ der Fall war; und wie es dieses Beispiel vormacht, können die Songs den Erwartungen am Ende eigentlich gar nicht mehr standhalten. Nach Spontanveröffentlichungen im Stile von Beyoncé scheint dieser Heckmeck mit anschließendem Exklusiv-Deal dennoch der neue Trend zu sein, Rihanna und Kanye haben es vorgemacht, Frank Ocean könnte dieses Jahr noch nachziehen. Doch was nützt all der Groll, am Ende zählt die Kunst, die wir jetzt auch mit unserem Video der Woche ausgiebig zelebrieren wollen:
Schoolboy Q – Groovy Tony (Regie: Jack Bergert & The Little Homies)
Alleine für den Einstieg lohnt sich bereits das Anklicken: Wie befinden uns auf einem Schrottplatz, es herrscht vollkommene Desorientierung durch schnelle Schnitte, wir sehen eine Leiche unter einem Bagger, mehrere andere über den Platz verteilt, die Kamera ist im „Smack My Bitch Up“ Modus. Bevor man versteht, dass man hier gar nichts versteht, erfolgt der Schnitt auf eine ausgedehnte Slow-Mo: Ein Typ, der Schoolboy Q zumindest ähnlich sieht, ballert mit einem Geweher um sich, alleine im Dunkeln. Ob es wirklich der Rapper ist, bleibt unklar, denn die fragliche Figur hat kein Gesicht. Äh … hä?
„Groovy Tony“ ist einer dieser Clips, die bei näherer Betrachtung nichts wirklich Neues zum Genre beizutragen haben, die in der Summe ihrer Teile jedoch jene enorm dichte Atmosphäre erzeugen, die ein Musikvideo im besten Fall mit sich bringt. Hier sind es gerade die Wissenslücken, die für eine bizarre Mischung aus Unterhaltung und Schauer sorgen: Wieso hat der Killer, den auch der Text thematisiert, kein Gesicht? Wieso wohnt Schoolboy Q in einem Container? Wieso löscht er seine brennende Jacke nicht, sondern zündet sich nur einen Joint an den Flammen an? Wir wissen es ja auch nicht! Wir wissen nur, dass wir uns fürstlich amüsiert haben.
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