In einem sehr interessanten Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Alt-J – 3WW (Regie: Young Replicant)
Zunächst: Was ist eigentlich gerade bei Arca los? Beinahe im Wochentakt veröffentlicht der gebürtige Venezolaner großartige, milde verstörende Videoclips, die sich einer übergeordneten Geschichte zwar vehement verweigern, jedoch von einem ähnlichen Stilempfinden getragen werden. Über diesen Lauf wird am Ende des Jahres zu sprechen sein, ebenso jedoch über das erste Video, das Alt-J ihrem kommenden Album „Relaxer“ vorweg schicken.
Die drei Briten definieren sich seit ihren Anfängen ja nicht nur über ein durchdachtes Klangbild, sondern ebenso über eine dazu passende Ästhetik. Logisch also, dass es uns nun zum staubigen Sound des Songs „3WW“ in die Wüste verschlägt: Young Replicant inszeniert in Mexico die fragmentarische Geschichte eines jungen Paares, die mit den Themen Tod, Opferbereitschaft und Auferstehung verknüpft scheint, als schwelgerisches Symbolismusfest. Wird hier analog zu all den Horror-Videos, die Jahr für Jahr zu Halloween aus den Gräbern steigen, eine neue Tradition des Passionsvideoclips begründet? Angesichts dieses frühen Meilensteins scheint die Idee nicht so schlecht, wie sie vermutlich tatsächlich ist.