In einem sehr interessanten Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Björk – Notget (Regie: Warren Du Preez & Nick Thornton Jones)
Um etwaigen Missverständnissen direkt vorzubeugen: Nein, bei dem hier prämierten Clip handelt es sich keineswegs um den vor etlichen Wochen bereits veröffentlichten VR-Clip zu „Notget“, sondern um eine konventionelle, aktuelle Neuauflage. Wobei das mit den Konventionen bei Björk natürlich immer so eine Sache ist, an den Konventionen der anderen möchte sich ihr Werk kaum messen lassen, versucht aber zugleich auch, sich ständig produktiv mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Und so funktioniert gerade „Notget“ weniger als revolutionäre Neuerfindung denn als mögliches Fanal der Phase „Vulnicura“: Die Dualität von Trauer und Hoffnung wird hier pointiert erneut durchgespielt, symbolisiert auch durch Björk-typische Masken, doch es ist vor allem die Ästhetik, die das Video auszeichnet. Das Ambiente schwankt zwischen Alien-Franchise und Bio-Horror, die Bilder selbst erinnern an nostalgisches Schwarz/Weiß-Kino ebenso wie zeitgenössische Digitalaufnahmen. Der düsteren Klaustrophobik der ersten Hälfte setzt die Zweite Licht und Farben entgegen, die unübersehbar einem Rechner entstammen und doch in Naturmystik getaucht sind. Und plötzlich scheint die Verwendung des vertrauten Kanons gar nicht mehr so eindeutig.