In einem sehr interessanten Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Haim – Want You Back (Regie: Jake Schreier)
Ab und an kommt man als Musikvideo-der-Woche-Schreiber nicht umhin Künstler zu prämieren, die nicht unbedingt zu den eigenen Favoriten zählen. Haim gehen etwa als klassisches Beispiel durch für einen Hype, den ich nur schwer nachvollziehen kann. An ihrem okayen H&M-Pop-Folk kann es ja kaum liegen, dass ihnen die Massen ergeben sind, aber an eben dieser Stelle kommt ja die visuelle Ebene ins Spiel: Die drei Schwestern strahlen eine gewisse Lockerheit aus, die den Typus „Rockstar“ gekonnt ins Coachella-Zeitalter übersetzt.
Jake Schreier ist sich dessen bewusst und richtet den leichtfüßigen Clip zu „Want You Back“ absolut schlüssig auf seine Protagonistinnen aus: One-Shot, eine simpel schwingende Kamera, eine leergeräumte Straße in L.A., und dazwischen Danielle, Alana und Este, ohne große Chroreographie, stattdessen mit üppigem Esprit. Dabei kommt genau jene Gangmentalität auf, die zu den klassischen Pop-Mythen zählt, hier jedoch ohne unangenehme Männerbündlerei auskommt. So lange Haim-Alben derartige Nebenprodukte abwerfen, kann ich doch ganz gut mit dem Hype leben.