In einem sehr interessanten Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Zugezogen Maskulin – Was für eine Zeit (Regie: Martin Swarovski)
Die Krawalle rund um G20 haben neben viel Zerstörung auch dafür gesorgt, dass Probleme in unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen zu Tage gefördert wurden und nun entsprechend diskutiert werden müssen. Entgegen der Meinung Wolfgang Bosbachs zählt dazu auch der in Deutschland lange marginalisierte Komplex „Polizeigewalt“, was uns zu jenen Bildern führt, mit denen Zugezogen Maskulin ihre aktuelle Gesellschaftsschelte „Was für eine Zeit“ eröffnen: Polizisten stehen da in einem abgedunkelten Raum mit gezückten Schlagstöcken und hetzen in der Folge leichtbekleidete Männer zum Kampf gegeneinander auf.
Wofür genau diese Bilder stehen bleibt fraglich, sie setzen jedoch den perfekten Ton für einen assoziativen Reigen, der Platz bietet für Champagner-Waterboarding, kotzefressende VR-Aficionados sowie einen sarkastisch grinsenden Testo und einen besonders manischen Grim104, beide performend zwischen Leichen. Abgerundet wird die ambivalent-düstere Optik durch einige surrealistische Aufnahmen, mit denen sich Zugezogen Maskulin endgültig direkten Aussagen entziehen und manch arge Zuspitzung in der Nachbarschaft relativieren.
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