In einem Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Milliarden – Im Bett verhungern (Regie: Chehad Abdallah & Mario Clement)
Was könnte ein verständnisvollerer Grund sein, um schreiend durch die Straßen zu laufen als die Liebe? Außer der Polizei, Prügelbanden und bellenden Hunden nicht viel. Im neuen Video „Im Bett verhungern“ von Milliarden geht es darum eine Videokassette voller Erinnerungen rechtzeitig zu überbringen. Getrieben von der Euphorie der Sehnsucht und der lauernden Gefahr läuft es sich da umso schneller und lässt sich der Songtext umso besser brüllen. Sänger Ben Hartmann zeigt vollen Einsatz während Johannes Aue meist nur hinterher rennt, ihn aber in entscheidenden Momenten immer wieder antreibt. Es liegt nahe, dass hier ein cleverer Kommentar zur Dynamik der Band versteckt wurde. Genauso nahe liegen natürlich die musikalischen Vergleiche zu Ton Steine Scherben, zumal die beiden Berliner Anfang des Jahres für die Urgesteine des deutschen Polit-Rocks als Support auftraten.
Doch egal was nahe und nicht nahe liegt, sind wir uns sicher, dass Milliarden und das Regie-Duo Chehad Abdallah / Mario Clement es sich redlich verdient haben hier als Act der Woche genannt zu werden. Bislang konnten 2016 nur wenige deutsche Künstler die Krone für das beste Musikvideo für sich beanspruchen, doch bei soviel Inbrunst wird man durchaus internationalen Standards gerecht und schafft es dem ominösen Begriffgespenst „Deutschrock“ wieder Leben einzuhauchen.
Die Videos, die in den letzten Wochen ausgezeichnet wurden, findet ihr hier.