In einem Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Drangsal – Will ich nur dich (Regie: Herr Urst & Max Gruber)
Er ist und bleibt ein Störenfried, dieser Drangsal. Er reißt die Klappe zwar immer ein bisschen weiter auf, als es ihm seine Musik eigentlich zugesteht, im Umkehrschluss füttert das jedoch umso das Gesamtbild, das die Kunstfigur Drangsal vermitteln möchte. Beinahe konsequent scheint es da, dass er das Video zu „Will ich nur dich“, dem einzigen deutschsprachigen Song seines Debüts „Harieschaim“, mit allerei teutonischer Referenzen spickt, die jedoch nur ein Teilchen im VHS-Assoziationstrudel dieser Gemengelage sind.
Drangsal im Interview: „Es waren zwölf Küsse mit Jenny Elvers.“
Mit dieser Optik katapultiert Drangsal den Zuschauer direkt in die 80er, also jener Zeit, die seinen Post-NDW-Ansatz maßgeblich prägte. In diesem Rahmen entfesselt er gemeinsam mit Co-Regisseur Herr Urst einen wirren Bilderreigen: Gewalt, Zärtlichkeit, faschistoide Ästhetik, expressionistischer Film, Großstadttreiben, Sizarrs Fabian Altstötter als grinsender Bursche und Messers Hendrik Otremba als Trenchcoat-tragender Pseudo-Detektiv ergeben zwar noch lange keine Geschichte, aber in Kombination irgendwie das Bild, das man ohnehin schon von dem Störenfried Drangsal hat. Da merkt man ihm dann doch die gute, alte MTV-Schule an, durch die er laut eigener Aussage gegangen ist.
https://www.youtube.com/watch?v=S1tF5sjZuKw