In einem sehr interessanten Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Young Martha – Homie (feat. Meek Mill) (Regie: Oscar Hudson)
Gerade wird im Pop-Bereich mal wieder herzhaft-inflationär mit Begriffen wie Dada oder Surrealismus um sich geworfen – eine gute Sache also, dass Young Thug und Carnage den ersten Clip ihres gemeinsamen Projekts Young Martha dazu nutzen, zumindest letzterer Kategorie ein wenig Gerechtigkeit zu verschaffen. Das Orgelsample innerhalb des Tracks aufgreifend startet das Video mit dem diffus-unheimlichen Bild zweier Mädchen an einem Klavier und nimmt den Zuschauer von dort aus mit auf eine Kamerafahrt durch ein vollkommen unklares Raumkonzept, ohne erkennbare Schnitte, Regeln der Schwerkraft oder Motivation der Handelnden.
Das irritierende Setting unterstreicht zwar wundervoll den Südstaatenhorrorton der blutigen Geschichte, umwerfend ist jedoch nicht zuletzt die Selbstverständlichkeit, mit der vor allem Carnage und Gaststar Meek Mill die Situation hinnehmen und im Betrachter das Gefühl der Beunruhigung noch weiter verstärken.