In einem Artikel namens „Why Music Videos Are Still So Important“ stellt Sarah Boardman fest, dass Musikvideos eigentlich so wichtig sind, wie nie zuvor. Das größte Problem seit dem Rückzug von MTV ist allerdings, dass der Markt „unter-kuratiert und über-sättigt“ ist. Damit meint sie, dass es zu viele Musikvideos gibt und dadurch die richtig guten häufig übersehen werden. Damit das unseren lieben Lesern nicht passiert, wählen wir an dieser Stelle das beste Musikvideo aus. Und zwar wöchentlich.
Grimes – World Princess Part II (Regie: Claire Boucher)
In der Welt von Grimes scheint es keine Grenzen zu geben. Kein Sound ist zu knallig, kein Kostüm zu hipsteresk, keine Melodie zu schrill, als dass die Kanadierin sie nicht irgendwo unterbringen könnte. Den vorläufigen Gipfel dieses Panoramas bildet eine siebenteilige Video-Serie, die sie in Zusammenarbeit mit ihrer Freundin und Kollegin Hana während ihrer Tour erstellte und nun auf einen Schlag veröffentlichte. Beiläufig, billig, planlos: Diese Attribute bezeichnen nicht nur den Prozess, sondern auch die Ästhetik des Videos zu „World Princess Part II“.
Als Kulisse fungieren ein Flugplatz, eine mittelalterliche Ruine und gelegentlich ein urbanes Setting, das Boucher und Hana mit indirekten Zitaten aus 40 Jahren Musikvideogeschichte füllen. Große Emotionen werden angedeutet, Gesten in den Raum gestellt, abgefilmt irgendwo zwischen Realismus und poppigem Filter. Die glitzernden 80er treffen auch optisch auf einen DIY-Ansatz, der den Eindruck vermittelt, es könnte sich hierbei auch um ein aus dem Ruder gelaufenes Youtube-Amateur-Projekt handeln. Nur dass Grimes es irgendwie schafft, dieses heillose Durcheinander zu einem schlüssigen, ansprechenden Ergebnis zu führen. Pop-Alchemismus in Reinform.