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Nein, Vegetarismus macht keine besseren Menschen

Bild: Green Smoothie, Testspiel.de

Der Juli neigt sich dem Ende und es ist wieder Zeit für die Unstatistik des Monats. Diesmal geht’s im monatlichen 1 x 1 der Skepsis um eine am 24. Juli veröffentlichte Studie der Universitäten Mainz und Wuppertal – Nein, eigentlich geht es eher um die üblichen Fehlinterpretationen wissenschaftlicher Ergebnisse seitens der Medien, am Beispiel der erwähnten Studie. Die gängigen Medien scheinen bekanntermaßen ein hartnäckiges Problem mit der Auswertung und Kommunikation solcher Ergebnisse zu haben. So haben z.B. die RP OnlineAllgemeine Zeitung oder die NWZ Online diesmal kommentiert und betitelt:

„Vegetarier haben weniger Vorurteile.“ (RP)

„Vegetarier und Veganer sind die besseren Menschen, denn sie haben weniger Vorurteile und widersetzen sich eher autoritären Strukturen.“ (Allgemeine Zeitung)

„Vegetarier und Veganer haben weniger Vorurteile und widersetzen sich eher autoritären Strukturen.“ (NWZ Online)

Die Allgemeine Zeitung schreibt weiter:

„Danach befürworten Menschen, die Fleisch und andere tierische Produkte essen, auch eher autoritäre Strukturen und Hierarchien, als „Gemüseliebhaber“. Wie ausgeprägt dieser Effekt ist, hänge vom Geschlecht und vom Alter der Personen ab, so die Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz.“

Jetzt mal unabhängig davon, dass die pauschale Kategorisierung in „bessere“ und „schlechtere“ Menschen Unsinn ist, wird hier mal wieder kein Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität gemacht, also Zusammenhang und Ursache. Die Medien schreiben und titeln mehr oder weniger direkt, dass eine vegetarische Lebensweise ein bestimmtes (positives) soziales Verhalten fördere oder gar die Ursache dafür sei. Dennoch besagt die Studie auf keine Art und Weise, dass Vegetarier die besseren Menschen sind, sondern stellt lediglich den Zusammenhang bestimmter Einstellungen und Verhaltensweisen mit Vegetarismus fest, ohne Richtung. Beim Mythos, dass Vegetarier länger leben als andere, wurde schon gezeigt, dass die vegetarische Lebensweise als solche für ein längeres Leben irrelevant ist. Vegetarier rauchen im Schnitt schlichtweg weniger, treiben mehr Sport und haben dadurch ggf. ein längeres Leben. Bei der aktuellen Studie kann man eher davon ausgehen, dass unkonventionelle und antiautoritäre Menschen auch zu unkonventionellen Methoden bei der Ernährung neigen. Ja, das wäre dann tatsächlich eine Ursache, aber andersrum: nicht von der Ernährungsweise zum Charakter, sondern vom Charakter zur Ernährungsweise.

Es gehört weit mehr dazu Vorurteile abzubauen, Toleranz zu haben und sich autoritären Strukturen zu widersetzen, als nur die Ernährung umzustellen.

Weil Du lieber Möhren knabberst, statt Döner zu verschlingen, bist du kein zwangsläufig besserer Mensch. So einfach ist es nicht.