Gestern habe ich seit langer Zeit mal wieder das TV angeschmissen, ohne direkt per HDMI auf das Notebook umzuschalten. War schlimm. Während der Werbeblöcke kam 2-3 Mal die Parship Werbung. Dabei fiel mir ein: Da war doch was! Ach ja, die Unstatistik Dezember 2015! Völlig vergessen. Im Dezember hat das Unstatistik des Monats Team natürlich nicht still gesessen, sondern fleißig analysiert. Und wer war im Visier? Genau, Parship.de, der „Testsieger“ unter den Vermittllungsbörsen, wo sich (angeblich) alle 11 Minuten ein Single verliebt. Mit diesem Slogan macht die Seite bekanntermaßen Werbung und das schon sehr lange. Ungefähr genauso lange haben wahrscheinlich viele Passanten beim Vorbeigehen an der Werbung die Stirn gerunzelt. Und gehören zum Verlieben nicht immer zwei? Was bringt es also, wenn sich ein Single verliebt? Findet man auf Parship tatsächlich den Partner fürs Leben?
Mit etwas Wahrscheinlichkeitsrechung ist man der Antwort schnell auf der Spur. Und es stellt sich heraus: der Slogan „Alle 11 Minuten verliebt sich ein Single über Parship“ ist eigentlich eine Anti-Werbung. Parship hat ca. 5 Mio Mitglieder in Deutschland. Wenn sich davon sogar alle 10 Minuten zwei ineinander verlieben (nicht nur ein Single ohne Erwidern des anderen), scheiden diese aus dem Sucherpool aus. Wenn man dann annimmt, dass diese durch zwei neue Singles ersetzt werden, beträgt für ein zufällig gewähltes Mitglied die Wahrscheinlichkeit des Verliebens pro Jahr kaum mehr als 2%. Warum?
Weil: Angenommen, alle 10 Minuten verlieben sich zwei Singles. Das passiert dann 6 Mal pro Stunde, 144 Mal am Tag oder 52.560 im Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, an einer dieser 52.560 Zeitspannen von 10 Minuten Erfolg zu haben, beträgt 2 zu 5.000.000. Die restlichen 4.999.998 suchen weiter. Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Misserfolg an jedem beliebigen Zeitpunkt 4.999.998 zu 5.000.000 beträgt. Über das Jahr gerechnet entspricht das einer Wahrscheinlichkeit von 0,98. Sogar, wenn lediglich 750.000 Mitglieder auf aktiver Partnaersuche wären, würde das die Erfolgswahrscheinlichkeit auf gerade mal 13% im Jahr erhöhen.
ABER hier muss man diese Untstatistik auch hinterfragen, wie Der Westen korrekterweise berichtet. Naja, eigentlich macht dieses Hinterfragen die Nummer noch eigenartiger und ist den Unstatistikern vielleicht entgangen. Diese 11 Minuten Werbung basiert nämlich ausschließlich auf Zahlen von Premium-Mitgliedern, die nach ihrem Grund für die Kündigung der Premium-Mitgliedschaft gefragt wurden. Und diese Mitglieder machen nur einen kleinen Teil der gesamten Zahl an Mitgliedern aus. Also ist es sowieso fraglich, wie repräsentativ diese 11 Minuten sind. Nichtzahlende Parshipper haben noch weniger Chancen sich zu verlieben, vielleicht nahe Null. Das ist nämlich schwierig, wenn man mit dem Kostenlos-Konto andere gar nicht anschreiben kann und auf Nachrichten eines Premiumparshippers nur einmal antworten darf. Das merkt das suchende Single allerdings erst nach dem umständlichen, langen Anmeldeprozess, wenn er/sie sein quasi nutzloses kostenloses Parshipprofil erstellt.
Das Ganze ist besonders dann interessant, wenn man bedenkt, dass viele Partnerbörsen damit beworben werden, dass die Wahrscheinlichkeit einen Partner zu finden hervorragend sei, sogar „extrem höher als im Alltag„. Mit spontanem Ansprechen in U-Bahn, Bar, Club, Schlange an der Kasse, Gassigehen, erreicht man bestimmt eine höhere Erfolgsquote – Und das für Umme. Parship hat mit dieser Werbung jedenfalls ein statistisches Eigentor geschossen. Nur ist es bisher nicht so arg aufgefallen.