Am letzten Wochenende war es endlich soweit: Der Traum von der Prince-Aftershow ging nach sechs regulären Konzerten in Erfüllung. Und was für eine Show das war!
Doch bevor wir zur Aftershow kommen, noch ein paar Worte zu den Shows in der O2 Arena und der Aftershow ohne Prince, denn DIE Aftershow kam ganz zum Schluss.
Die regulären Konzerte fanden in der O2 Arena in den O2s (The O2s) in London statt. Nach eigenen Aussagen sind die O2s „a world of entertainment under one roof“ mit Kino, indoor Beach Club, zahlreichen Bars & Restaurants, dem Indigo2 und der Arena mit Platz für 20.000 Zuschauern. Die O2s würde ich unter normalen Umständen also meiden. 😉
Die Show am Freitag begann ebenso wie am Samstag mit der R&B Sängerin Mya und Band, die mich nicht vom Stuhl rissen. Unsere Sitzplätze, es gab nur Sitzplätze, waren in den oberen Rängen und boten uns einen guten und frontalen Überblick über die gesamte Bühne in Form des Symbol Markenzeichens von Prince. Leider ist der Sound dort oben eher bescheiden gewesen.
Um 21.10 Uhr nach stieg Prince mit „1999“ und „Take me with you“ gleich richtig ein.
Das Publikum war begeistert, jedoch hatte ich das Gefühl, dass es ihm nicht gelang diese Euphorie Stimmung über die nächsten 20 Minuten weiterzutragen. Die Auswahl der der nachfolgenden drei Songs, das eher unbekannte „Guitar“ vom neuen Album „Planet Earth“ und „Musicology“ (vom vorletzten Album „Musicology“ sowie das ruhigere „Shhh“, mögen die Gründe dafür gewesen sein. Insbesondere bei „Shhh“ hat mich gestört, dass zahlreiche Gäste die Gunst der Stunde nutzten und für Nachschub an Cola und Hot Dogs sorgten. Auf den Rängen hat man das natürlich gut beobachten können. Spätestens beim Piano set war ich aber wieder voll dabei.
Die Show war nach zwei Zugabenblöcken um 22.52 Uhr vorbei. Insbesondere „Black Sweat“ (von Album „3121“) mit einem Bass Solo von Prince und das bombastische „Controversy“ (von gleichnamigen Album) sind mir neben „1999“ und „If I Was Your Girlfriend“ in Erinnerung geblieben.
Gleich im Anschluss ging es zur indigO2-queue gleich nebenan, wo die Aftershow stattfand. Das indigO2 bietet Platz für 2.350 Menschen, wobei es mir def. viele kleiner vorkam. Ein Großteil der Zuschauer muss auf den Rängen Platz („part-amphitheatre style seating (with table service)“) finden, von denen man downstairs jedoch nicht viel spürte. Die Bühne ist sehr klein und übersichtlich, Gräben oder Absperrungen gab es keine, der Sound war hervorragend.
Die Türen öffneten sich um 23.30 Uhr und los ging es um 1.25 Uhr (!). Da war ich dann schon fast 24 Stunden auf den Beinen und nicht mehr ganz so fit. 😉 Leider kam dann auch nicht Prince auf die Bühne sondern „nur“ die New Power Generation mit Maceo Parker, Renato Leno und Co.. Der gemischte Set (Jazz, Funk und Pop) war rd. 60 Minuten lang und gefiel mir eigentlich sehr gut, jedoch fehlte mir und wohl auch dem Rest Meute der kleine Mann an der Gitarre.
Nach einer London-Nachtbus-Odyssee war ich gegen 5.30 Uhr in meinem Quartier in Hackney.
Nach 7 Stunden Schlaf einem kurzem Frühstück und 70 Minuten Dauerlauf mit Steigerungen (ja, ja der Marathon) machte ich mich am Samstag auch sogleich wieder auf zu den O2s. Diesmal hatte ich einen Sitzplatz in Nähe der Bühne.
Mit „3121“, „Girls and boys“ und „1999“ gelang Prince an diesem Abend der eindeutig bessere Einstieg. Die Stimmung war großartig und ebbte bis zum Ende nicht ab. Auch „Purple Rain“ vor dem Zugabenblock war eine gute Wahl. Insgesamt war das Konzert jedoch eine viertel Stunde kürzer als am Abend zuvor.
Wieder ging es gleich im Anschluss zum IndigO2. Die Türen öffneten und sich etwas später und über einen kurzem Umweg über die Bar, stürmte ich in die dritte Reihe in der Mitte vor der Bühne. Im Gegensatz zum Vorabend war der Vorhang nicht verschlossen, so dass man den Stagehands bei der Arbeit zuschauen konnte. Wobei das funky DJ-Set auch nicht schlecht gewesen ist.
Irgendwann wurde das Gitarren-Fusspult, so nenn ich das Teil mal, von Prince samt Symbol Plektrums aufgebaut. Für mich bedeutete dies, dass Prince mit am Start sein würde.
Und um 1.05 betraten Prince in rotem Anzug, riesigem rotem Hut samt roter Feder und die NPG die Bühne. Nur knapp 1,5 Meter entfernt setzte er sich zunächst ans Keyboard und haute mich mit meinen Lieblingsstücken von Stevie Wonder, „Superstition“ und „Higher Ground“ förmlich um. Verstärkt wurde er dabei von Maceo Parker am Saxophon.
Weiter ging es mit „A Love Bizarre“, „Sweet Thing“ von Chaka Khan (gesungen von Marva King), einer unglaublich funkigen Version von „The Ballad Of Dorothy Parker“ und „Use Me“ von Bill Withers.
Danach greift er zu Gitarre und rockt 10 Minuten lang „Stratus“ von Billy Cobham, dass fast alles zu spät war.
Es folgten noch weitere Songs, von denen insbesondere die Version „Satisfied“ herausragte, bei der Prince und wir auch sichtlich Spaß hatten, den Text zu ändern.
Nach fast 90 Minuten ging eines der besten, wenn nicht das beste Konzert meines Lebens zu Ende.
So nah, so intensiv, in intimer Atmosphäre und in solcher Spiellaune hatte ich Prince noch nie erlebt. Für mich hat sich an diesem Abend bestätigt, dass er einer der talentiertesten und vielseitigsten Musiker ist. Vor allem war ich überrascht, wie viel Humor er hat. Von Star-Allüren überhaupt keine Spur.
Glaubt man den zahlreichen Kommentaren auf Prince.org und Housequake.com, so ist die Aftershow vom 18. August die bisher beste und einer der längsten von allen Aftershow in London gewesen. Der intensive Trip nach London nach fünf Jahren Prince-Live-Abstinenz hat sich also gelohnt.
P.S.: Quasi um runterzukommen bin ich am Sonntag weitere 22 km in London an der Themse gejoggt. Meine Beine und Füße tun heute jedoch ein wenig mehr weh als sonst.
Setlist:
Superstition (Stevie Wonder cover)
Higher Ground (Stevie Wonder cover)
A Love Bizarre (Sheila E. cover)
Sweet Thing (Chaka Khan cover)
The Ballad of Dorothy Parker
Use Me (Bill Withers cover)
Stratus (Billy Cobham cover)
Satisfied
Love Changes (Mother“™s Finest cover)
Baby Love (Mother“™s Finest cover)
Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin) (Sly & The Family Stone cover)