StartInterviewsRBMA Madrid: James Pants Interview

RBMA Madrid: James Pants Interview

Von James Pants Auftritt während der Red Bull Music Academy in Madrid habe ich euch bereits berichtet. Als ich zwei Tage später fast schon auf dem Weg zum Flughafen bin, bekomme ich die Info, dass ich ein Interview mit ihm machen kann. Wenig später sitzen wir auf der Couch, wo Benji B und Gerd Janson sonst die Künstler während der RBMA Lectures interviewen, und unterhalten uns übers Bloggen und seine Plattensammlung.

Testspiel: Wie bist du auf die Idee für dein aktuelles, eher außergewöhnliches Bühnensetup bestehend aus zwei Plattenspielern, Laptop und dem elektronischen Drumkit gekommen?

James Pants: Ich bin normalerweise mit einer Band unterwegs, aber seit ich nach Deutschland (Anm. d. Red.: James Pants wohnt in Köln) gezogen bin, bin ich noch nicht dazu gekommen mir eine neue Band zusammenzustellen. Trotzdem möchte ich den Leuten eine unterhaltsame Show bieten, wenn ich auf die Bühne gehe. Außerdem habe ich so die Möglichkeit neben meinen eigenen Sachen auch Kram zu spielen, den ich mit einer Band nicht performen könnte. Das meiste sind immer noch meine eigenen Sachen, aber ich spiele auch eine Menge Dirty South Rap und so was, was ich in einer klassischen Livesituation nicht könnte.

Du betreibst dein eigenes Blog James Pants and his Record Collection. Warum hast du damit angefangen? Was ist die Idee dahinter?

Ich lerne viel neue Musik durch Blogs und Freunde kennen. Außerdem kaufe ich ständig neue Musik und bin immer auf der Jagd nach Schallplatten. Es gibt so viele coole Sachen, die es sich lohnt mit anderen zu teilen und wenn ich einen Song nicht für eines meiner Mixtapes nutze, kommt es halt auf das Blog. Andere Seiten bieten komplette Alben zum Download an. Das kann man gar nicht alles verarbeiten. Ich glaube, dadurch dass ich einzelne Songs auf mein Blog hochlade, hören sich die Leute das auch tatsächlich an. 

Lass uns über das Plattensammeln sprechen. Bist du so der Typ, der auf der Suche nach irgendwelchen raren japanischen Erstpressungen ist?

Überhaupt nicht. Ich besitze einfach gerne Platten von der Musik, die ich mag. Ich habe zwar viel verrücktes Zeug, aber auch jede Menge Sade und Allan Holdsworth Platten, die mir genau so wichtig sind.

Wo kann man am besten Platten kaufen?

Die USA ist großartig und natürlich Japan. Da bekommst du alles, aber es ist sehr teuer. Außerdem mag ich Deutschland, weil es dort so viele Sachen gibt, die ich bisher nicht kannte. Ich stehe gerade total auf dieses ganze 80er Prog-, Ambient-, Fusion-Zeug auf Innovative Communication (Anm. d. Red.: Plattenlabel des Musikers Klaus Schulze).

Gibt es einen Plattenladen auf der Welt, der dich total umgehauen haut?

Da gibt es ein paar. Einer davon ist Disc Union in Tokio. Die haben fünf Etagen. Jede mit einem anderen Genre und so viel krassen Platten. Dann ist da noch Beatin“™ Rhythm in Manchester. Dort gibt es nur 45s. Hauptsächlich Northern Soul, auf den ich überhaupt nicht stehe, aber auch ohne Ende 80er und 90er Funk und Soul. Da habe ich schon jede Menge verrückte Platten gefunden. Mein absoluter Lieblingsplattenladen bleibt aber definitv Sound Exchange in meiner Heimatstadt Austin, der leider dicht gemacht hat. Die waren spezialisiert auf Punk, aber hatten diesen riesigen Raum mit Vinyl für 99 Cent. Alles was nicht Punk war, war also günstig zu haben. Als ich jung war, habe ich dort so viel abgefahrenes Zeug gefunden.

Kaufst du auch online?

Ich suche auch bei Discogs und Ebay, aber es macht auf jeden Fall mehr Spaß eine Platte im Laden zu finden. Ich kaufe auch nicht mehr so viel wie früher, seit ich verheiratet bin und ein Kind habe. Ich bekomme Ärger, wenn ich zu viel Geld für Musik ausgebe.

Hast du deine Plattensammlung mit nach Deutschland gebracht?

Leider noch nicht. Zur Zeit lagert der eine Teil meiner Sammlung bei meinen Eltern in Austin. Ich hoffe, dass ich sie nächstes Jahr rüberholen kann. Der Transport kostet halt einfach eine Menge Kohle.

Wie groß ist deine Sammlung denn?

Die ist gar nicht mehr so groß. In dem Jahr bevor ich nach Deutschland gezogen bin, habe ich beschlossen alle unwichtigen Platten zu verkaufen, obwohl ich da noch gar nicht wusste, dass ich umziehe. Weil ich wegen meinem Kind weniger touren wollte, habe ich im Prinzip ein Jahr lang mit Plattenverkäufen bei Ebay und Discogs meine Miete bezahlt. Jetzt sind es vielleicht noch 1000 Stück, aber dafür nur das Beste vom Besten.

Und wie sortierst du die?

Gar nicht. Es macht viel mehr Spaß Sachen wieder zu entdecken, wenn man seine Platten nicht sortiert. Wenn ich schlechte Laune habe, fange ich oft an meine Sammlung zu sortieren. Die Ordnung hält aber meistens nicht lange. Ich mache das gegen die schlechte Laune übrigens auch mit iTunes.

Wirklich?

Du musst wissen, mein iTunes ist sehr gut aufgeräumt. Ich bin sehr stolz darauf.